Hensel´s Sonntagsmatinee: Gedichte, Geschichte, Gesichte

von Hans-Peter Schröder

Hensel´s Sonntagsmatinee: Gedichte, Geschichte, Gesichte

 Wahre Größe

Aus dem Schoße uns´rer Erde
wächst der Zedernbäume Pracht.
Aus der Mitte uns´rer Herde
steigt Verlangen in die Nacht.

Schlanke, feste Zedernbäume,
zielgerade steigt empor.
Ein Freund reist in Planetenräume
und klopft an das stets off´ne Tor.

 

Wiedergutmachung

Lieber Ami !
Wenn du beim Aufräumen
im schönen Belgierland,
irgendwo in den Ardennen,
zwischen Vielsalm und Malmedy,
ein paar Stiefel gefunden hast,
so schicke sie mir bitte zu.

Sie gehören meinem Großvater.
Du wirst sie leicht erkennen,
es stecken seine Füße darin.

Lange ist es her, gewiß, aber
ich würde es als verspätetes Zeichen
deines guten Willens
betrachten.

Kaffeehausszene

Herr A: „ Sokrates hat gesagt, ich weiß, daß ich nichts weiß. Er ist der klügste Mensch der Welt.

Herr O: „Ach, ich weiß nicht……“

 

Römische Anekdote

Am Dienstagmorgen, in einer freien Minute, reiste Gott nach Rom. Die bunten Prospekte hatten ihn überzeugt. Einmal mußte es ja sein und jetzt erschien ihm eine Gelegenheit. Er besichtigte die Peterskirche und war beeindruckt. Gut gemacht, eine solide Arbeit.

Danach stöberte er ein bischen in den Archiven und war nicht beeindruckt. Gegen 14 Uhr, nach einem eher mäßigen Mittagessen im Ristorante Caput Mortuum, begann er, sich zu langweilen.

Er verstopfte die Hauptleitung an der Fontana di Trevi und öffnete sie wieder, nachdem der Reparaturtrupp die ersten Rohre abgeschraubt hatte. Seine Laune besserte sich.

Er schaute noch eine zeitlang den Aufräumarbeiten zu, dann beschloß er, den restlichen Tag der Kunst zu widmen. Die Museen schienen überhaupt nicht aufzuhören, endlose Galerien überladen mit Heiligenbildern und Schlachtszenen, dazwischen Wände voller würdevoll toter Herrschaften, vom jeweiligen Künstler möglichst lebendig konserviert und dahinter wieder neue Korridore und Säle so hoch, daß sich Wolken bildeten.

Gott schmerzten bald die Füße. Schönheit war er ja seit altersher gewohnt, aber Schmerzen? Schmerzen waren neu für ihn. Er fand Schmerzen nicht so besonders toll.

Um auszuruhen und ein wenig nachzudenken suchte er nach einem  kühlen Plätzchen in vertrauter Umgebung. Er fand den Eingang  in die Katakomben und machte es sich in einer abgelegenen Nische bequem.

Leider wurde er bald darauf gestört, so daß wir nicht erfahren werden, worüber er nachzudenken gedachte.

Vier Schritte, zwei Personen näherten sich,- „Kleriker, bestimmt Kleriker“ -, dachte Gott, – “untere Chargen, ich höre die Kutten schleifen.“

„….betrachte es einmal so Paolo: Du beklagst dich, daß Gott uns alleine läßt und nicht eingreift? Versuch`dich einmal in seine Lage zu versetzen. Er ist bestimmt neugierig und alles steht ihm offen. Warum sollte er sich dann mit alten Langweilern wie uns abgeben?
Oh, schau ´mal nach oben, der sieht aber noch verdächtig frisch aus, findest du nicht auch?“

„Endlich ein Volltreffer“, dachte Gott in seiner Ecke, als sich die Schritte entfernten, „wenigstens der Nachmittag, war nicht ganz ohne.“

 

Dreissig  Monde

Als die Karawane den Hafen
der Dämmerung erreichte,
bevölkerten dreissig Monde
die laue Luft.

Träge Kugeln, leichte Hüpfer,
zogen schwebend durch die Weite,
bis zur unsichtbaren Linie,
wo die Nacht den letzten Tag aufhebt.

Die Tiere lagen still,
von Last an ihrer Seite frei.
Und zwischen all den
Riesenbällen
verfärbte sich der grüne Dunst
von Violett zum Purpur hin.

Welch ein Wunder.
Alle Herzen fühlten sich erzogen.

Ein zarter Wind, ein Kräuseln
und ein Hauch, ein letzter Kuß,
ein Abendseufzer
aus der Wüstenmitte
strich und blies
drei Körner Sand zuhauf.

Das Ballet zog schimmernd
weiter; Bahn in Bahn
um Bahn in Bahn
und die Welt schlief
sich so satt,
zum ersten Mal,
in jenem kühlen Tal,
unter dreissig Monden.


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