Hans Fallada • Er fraß selbst aus dem Blechnapf …

Hans Fallada als Romancier oder sozialkritischen Autor zu bezeichnen wäre eine Überhöhung, die er selbst für sich nicht in Anspruch genommen hätte; denn er war ein genauer Beobachter, sowohl seines eigenen taumelnden Lebens wie auch seiner Hans Fallada jeweiligen Umgebung. Als Rudolf Ditzen, so sein richtiger Name, im Juli 1893 in Greifswald geboren, verbrachte er seine ersten Kinderjahre an seinem Geburtsort, doch durch Beförderung seines Vaters, der zum Kammergerichtsrat ernannt wurde, wuchs der junge Rudolf in Berlin und später in Leipzig auf. Durch eine stark regulierte Erziehung, häufige Krankheit und eigener ausgeprägter Introvertiertheit war er immer ein Außenseiter in der Schule und auch in Gruppen Gleichaltriger. Ganz im Gegensatz zu seinen späteren Romanen, blieb ihm soziales Verhalten immer eine fremd anmutende Angelegenheit. Der logische innere Rückzug blieb nicht aus, zumal er dem starken häuslichen Druck entfliehen wollte, deren Ziel es war, auch aus ihm einen Juristen zu machen. Dieses Ansinnen torpedierte der junge Mann vehement, indem er immer wieder die Grenzen zwischen Redlichkeit und Unredlichkeit überschritt. Um ihn vor dem Gefängnis zu bewahren, wurde er von seinem Vater für ein paar Wochen in ein Sanatorium geschickt und danach auf ein Gymnasium auf dem Lande, wo er seinen besten und vielleicht einzigen Freund erschoss. Er selbst wurde schwer verletzt. Die Anklage wegen Todschlags wurde wegen Schuldunfähigkeit nicht erhoben, doch wurde er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die Jungmännertorheit, die seinem Freund das Leben kostete, beendete seine schulische Laufbahn; doch erahnte er bereits seinen Wunsch zu schreiben und versuchte sich in ersten Artikeln und Essays, die aber noch sehr schwülstig und romantisierend waren. Aus der Klinik entlassen, begann er eine Ausbildung in der Landwirtschaft; später hat er sich immer wieder gefragt, wer auf diese Idee gekommen sei, doch dort hielt Buchtitel Hans-Fallada--Ein-Mann-will-nach-obener es für eine Weile aus, bis ihn wieder der Alkoholkonsum einen Strich durch die Rechnung machte, denn bereits seit seinen Jugendjahren war Alkohol eins seiner größten Probleme. Zeitweise hatte er eine gut dotierte Stelle bei einer Samengroßhandlung, diese ermöglichte ihm auch noch seinen Morphiumkonsum zum allgegenwärtigen Alkohol zu finanzieren, bis zudem Zeitpunkt, dass das Geld nicht ausreichte und er Unterschlagungen beging und nun doch im Gefängnis landete. So merkwürdig es sich anhörte, hier fühlte er sich wohl, alles war geregelt, niemand wollte etwas von ihm und in den zwei Jahren erholte er sich bestens von seinen Drogenexzessen. Ihm war nun auch klar, dass sein Weg, der des Schreibens war und so legte er sich ein Pseudonym zu. Aus Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen, wurde Hans Fallada. Hans nach dem Märchen ‚Hans im Glück’ und ‚Fallada’ nach dem geschundenen Schimmel, dessen abgeschlagenes Haupt da an der Wand hängt und die Wahrheit spricht, das aus Grimms Märchen. Der Name war treffend gewählt, sein Leben lang hat er sich auf jenen ‚Nachtseiten’ menschlicher Existenz befunden, für die er auch als Erzähler, wie er selbst von sich sagte: "Eine nicht zu unterdrückende Vorliebe hatte …“. In der Zeit zwischen den Kriegen wurden seine Bücher zu Bestsellern, mit‚ ‚Bauern, Bonzen und Bomben’ von 1931 hatte er seinen Durchbruch; es folgten ‚Kleiner Mann – was nun’ 1932 und ‚Wer einmal aus dem Blechnapf frisst’ 1934. Bücher, die auch heute noch eine Welt auferstehen lassen, die uns diese Zeit, wie durch ein Brennglas, betrachten lässt. Bestimmt lesen wir heute diese Bücher anders, doch für die Leser damals war es wie ein ‚Befreiungsschlag’, dass auch der kleine Mann, der Außenseiter, der Gestrauchelte in den Fokus gerückt wurde. So sind die Werke Hans Falladas auch einer neuen Sachlichkeit zuzuordnen, die literarisch in dieser Zeit entstand. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten blieb Fallada zwar unbehelligt, wurde aber nicht in die Reichsschrifttumkammer aufgenommen, da die Protagonisten seiner Bücher nicht ‚heldisch’ genug waren. Hans Fallada stand dem Nationalsozialismus völlig ambivalent gegenüber, er selbst war zwar äußerst konservativ, lehnte aber jede ‚Führerfigur’ ab, weniger aus politischen Gründen, denn aus Erinnerung an seinen Vater. Zwar versuchte er sich in ein, zwei ‚Bücklingen’ hinsichtlich des neuen Systems, doch als er merkte, dass das nicht seine Art und Weise des Schreibens ist, ließ er es und tat das was er in solchen Situationen am besten konnte, er zog sich gänzlich zurück. Finanziell konnte er es sich nun auch leisten und für einige Zeit gab ihm seine Frau Anna, von ihm liebevoll Suse genannt wurde, auch die nötige Stabilität. Seine Frau verewigte er in der Figur des ‚Lämmchens’ im Roman ‚Kleiner Mann – was nun?’ und setzte ihr so ein ganz eigenes Denkmal, über sie sagte er einmal: „Sie hat mich erst zu dem gemacht, was ich geworden bin, sie hat einen Verbummelten wieder das Arbeiten gelehrt, einen Hoffnungslosen die Hoffnung.“ Doch auch die größte Geborgenheit, die liebevollste Umgebung und der familiäre Zusammenhalt konnten die immer wiederkehrenden Alkoholexzesse nicht Buchtitel Hans Falladaverhindern, dazu kam die Morphiumsucht, die auch einen gut verdienenden Autor immer wieder in die Pleite führte. So war er in einen Kreislauf geraten zwischen Sucht, Vorwürfen, Entzügen und intensivstem Arbeiten. So entstand auch sein Roman ‚Der Trinker’ auf Grund der eigenen Erfahrung, der aber erst postum veröffentlicht wurde. Für ihn hatte seine Sucht noch weitere Konsequenzen, denn seine Frau, die es 15 Jahre mit ihm ausgehalten hatte, wollte und konnte nun nicht mehr so leben, auch um ihre Kinder zu schützen wollte sie die Scheidung. So ließ sich das Paar 1944 scheiden und Hans Fallada heiratete schnell darauf eine morphium- und alkoholsüchtige Witwe, die 30 Jahre jüngere Ursula Losch. Zuvor jedoch ereignete sich neues Missgeschick. Während eines Streits mit der geschiedenen Ehefrau Suse, mit der er noch immer im Carwitzer Haus zusammenwohnte, schoss er mit einer Pistole auf sie, ohne sie zu treffen und wohl auch ohne sie treffen zu wollen. Fallada wurde wiederum in eine Heilanstalt eingewiesen, eine auf Mordversuch, lautende Anklage wurde wegen verminderter Zurechnungsfähigkeit zurückgezogen. Zusammen mit seiner neuen Ehefrau Ursula erlebte Fallada in Mecklenburg den Einmarsch der Roten Armee. Am ‚Tag der Befreiung’, dem 8. Mai 1945, hielt er, vom sowjetischen Ortskommandanten  zum Bürgermeister von Feldberg bestallt, eine "vom Wodka befeuerte Rede", denn Hans Fallada war bereit, den großen Umbruch auch als neue persönliche Lebenswende zu betrachten. Sein Optimismus währte nicht lange. Nach vier Monaten Amtstätigkeit und extensivem Morphiumkonsum erlitt er einen Nervenzusammenbruch und kam, zusammen mit seiner Frau, ins Krankenhaus. Im Buchtitel der-trinker-hans-falladaBerlin des Jahres 1945 fand das Ehepaar neue Zuflucht. Während Fallada das Bett kaum noch verließ, schaffte Frau Ursula Lebensmittel, Alkohol, amerikanische Zigaretten und Morphium heran. Die Folge eines ‚derartigen Selbsteinsatzes’, war allerdings, so die Recherche eines Biographen, dass sie sich infiziert und auch ihren Mann ansteckte. Johannes R. Becher schließlich, damals Chef des neu gegründeten DDR-Kulturbundes zur Erneuerung Deutschlands, kam seinem Not leidenden Schriftstellerkollegen zu Hilfe, die ‚Tägliche Rundschau’, die Zeitung der sowjetischen Besatzungsbehörde, beschäftigte ihn als literarischen Mitarbeiter, zahlte ihm hohe Honorare und sorgte zudem dafür, dass ihm in Berlin-Niederschönhausen, dem Sperrgebiet der kommunistischen Partei- und Staatsfunktionäre, eine Villa zugewiesen wurde. Doch zu großen Sprüngen war Hans Fallada ohnehin nicht mehr fähig. Das Jahr 1946 verlebte er zum großen Teil in Heilanstalten, er siechte dahin. Zwei Monate vor seinem Tod am 5. Februar 1947 in Berlin-Pankow, während eines letzten Zwangsaufenthaltes in der Charité Berlin, Fallada hatte soeben seinen letzten Roman ‚Jeder stirbt für sich allein’ innerhalb von vierundzwanzig Tagen abgeschlossen, schloss der verbrauchte Mann für immer seine Augen. Bis 1981 war Hans Fallada auf einem Friedhof Berlin-Pankow in einem Ehrengrab beigesetzt. Auf Betreiben seiner ersten Ehefrau und Nachlassverwalterin Anna Ditzen erfolgte später die Umbettung nach Carwitz, dem Ort seiner glücklichen Tage.

Bild 1: Hans Fallada – Quelle: prenzlau.de · Bild 3-4: Buchtitel von Hans Fallada – Quellen: Verlage


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