Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.
Donnerstagnachmittag, Lea
Zürich
„Seid ihr total verrückt“, bemerkte Lea erstaunlich ruhig, soweit sie es selbst beurteilen konnte, „hier geht’s um Mord, kaltblütigen Mord und ihr tut hier so als wäre es Zeit um zu feiern. Weltfrieden wäre vielleicht ein Grund für so ne euphorische Stimmung, aber das? Echt jetzt.“ Ihren Appell an die Moral von Journalisten ging im allgemeinen Trubel der Redaktion unter. Wobei äusserst wenige, wirklich Freude an der Sache verspürten, es ging viel eher darum, dass bei jedem das journalistische Innere kocht, wenn spannende Berichte auf der Tagesordnung stehen. Lea durfte dafür recherchieren. Der Aussendienst vor Kamera wurde jemand anderem anvertraut, was sie nicht störte. Recherchieren war allemal bequemer, als beim gerade einsetzenden Schneefall draussen in der Kälte zu stehen. Ja man wird schnell faul, ausserdem ist es leichter über verlorene Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu jammern, statt etwas dagegen zu unternehmen. Wer gibt schon gerne zu enttäuscht zu sein? Nie konnte Lea sich verstehen wie jemand mit Vorliebe im Kugelhagel stand und den Zuschauern unter höchster Gefahr mehr oder weniger gehaltvolle Informationen servierte. Wobei die Bezahlung dafür nicht einmal so toll war, während sich das Leben zwischen Hotel, Flughafen und Kugelhagel abspielte. Jetzt würde ich am liebsten selber in irgendeinem Krieg sein um mein Leben für ein paar Bilder und Worte riskieren dachte sie und versank in Selbstmitleid. In der Redaktion herrschte weiterhin eine gewisse Hektik, wohlmöglich wegen des neuen Mordes, aber viel eher weil für die heutige Late Night Sendung ein berühmter Filmstar erwartet wurde, ich kenne nicht einmal seinen Namen, Berühmtheit ist halt Ansichtssache. Hinter ihr ertönte gerade die angenehme Stimme eines Mitangestellten des Staatsfernsehens der gerade die heutige Show ankündete.
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