Filmkritik zu "The Green Hornet"

Filmkritik zu ‘The Green Hornet’

Es gibt Superhelden, die sind keinem Comic-Heft entsprungen. Ihnen ist die Welt der Panels unbekannt und sie mussten sich ohne visuelle Hilfsmittel gegen die Bösewichte durchschlagen, die immer wieder die Welt zu bedrohen scheinen. 1994 spielte Alec Baldwin einen solchen Superhelden. In "Shadow und der Fluch des Khan" mimte er den finsteren Schatten, der sich viele Jahrzehnte zuvor in einer eigenen Radioserie durchschlagen musste. Nun sind es Seth Rogen und Jay Chou, die sich ebenfalls in Radio-Superhelden verwandeln. In Michel Gondrys "The Green Hornet" ziehen sie in die Schlacht gegen Christoph Waltz und die Unterwelt von L.A.

Britt Reid (Rogen) ist der Sohn des prominentesten und mächtigsten Medienmagnaten in Los Angeles. Er ist vollauf damit zufrieden, die örtliche Party-Szene aufzumischen und auch weiterhin ein eher planloses Leben zu führen. Doch als sein Vater (Tom Wilkinson) plötzlich auf mysteriöse Weise stirbt und Britt sein gewaltiges Medienimperium erbt, ändert sich für ihn alles. Britt geht eine ungewöhnliche Freundschaft mit Kato (Chou), einem der fleißigsten und erfinderischsten Angestellten seines Vaters, ein. Gemeinsam sehen sie ihre Chance gekommen, zum ersten Mal in ihrem Leben etwas Sinnvolles zu tun. Sie wollen das Verbrechen bekämpfen. Doch um das tun zu können, beschließen sie, selbst zu Verbrechern zu werden. Als The Green Hornet streift Britt gemeinsam mit Kato nachts durch die Straßen. Dank seiner genialen Einfälle und Fähigkeiten, konstruiert Kato die Black Beauty, ein unzerstörbares Auto, das über genauso viel PS wie Feuerkraft verfügt. The Green Hornet und Kato sorgen schnell für einiges Aufsehen mit ihrer rollenden, mobilen Festung auf Rädern. Mit Katos cleveren Gadgets bekämpfen sie die bösen Jungs und mit Hilfe von Britts neuer Sekretärin Lenore (Cameron Diaz), beginnen sie mit der Jagd auf den Mann, der die ganze Unterwelt von L.A. kontrolliert. Doch Benjamin Chudnofsky (Christoph Waltz) hat bereits seinen eigenen Plan, wie er The Green Hornet ein für alle Mal aus dem Weg räumt.

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Cameron Diaz & Seth Rogen

Ganz korrekt ist es nicht, wenn man "The Green Hornet" als medial Unerfahren hinstellen möchte. Nach dem Erfolg als Radioprogramm in den 30er Jahren folgten Ausflüge in diverse andere Formen der Unterhaltungskultur. In einer Fernsehserie aus den 60er Jahren waren Schauspieler Van Williams und Bruce Lee als Kato in den Hauptrollen zu sehen. Man zollt in der 2011er Version des Filmes dem Großmeister des Kung-Fu seinen Respekt. In einigen Szenen ist zu sehen, dass Jay Chous Kato ein Verehrer und Bewunderer von Lee ist. Neben dem Anspielen der Original-Titelmusik "Flight of the Bumblebee", bleibt dies einer von wenigen Rückbezügen auf die Fernsehserie.

Mit "The Green Hornet" macht der französische Regisseur Michel Gondry einen Schritt in Richtung Hollywood-Tauglichkeit. Drehte er bisher mit Filmen wie "Vergiss mein nicht" (2004) oder "Abgedreht" (2008) eher Nischenfilme, nähert er sich mit seinem Ausflug ins Superhelden-Genre dem Blockbuster-Kino. Und mit Ausnahme eines kleinen Durchhängers im Mittelteil des Filmes, schafft er diesen Wechsel auf recht unterhaltsame Art und Weise.

Dafür sind nicht zuletzt die engagierten Darsteller verantwortlich, die eine gemeinsame Chemie entwickeln, dass sich dies auf den Unterhaltungswert von "The Green Hornet" auswirkt. Allen voran darf der österreichische Oscar-Gewinner Christoph Waltz ("Inglourious Basterds") wieder als lustiger Bösewicht geben, der in dieser Comic-Welt noch viel mehr aufzugehen scheint. Durch die im Film stets angesprochene Anzweiflung seines Grusel-Faktors, wird seine Darstellweise des Bösewichtes noch einmal gekonnt persifliert. Gerne hätte man mehr von seiner Figur gesehen, vor allem wenn er am Ende als Blut-nofsky mit einer Gasmaske auf Hornissenjagd geht. Aber seine Auftritte nehmen nur einen kleinen Teil des Filmes ein, bis zum finalen Showdown tritt Waltz recht selten in Erscheinung und darf immer nur ein paar Drehbuchzeilen zum Besten geben. Anders ergeht es aber auch nicht Cameron Diaz. Hier ist es aber kein großer Verlust, scheint ihre Rolle der Lenore Case, Britt Reids Sekretärin, auf das Gutaussehen und breit Grinsen reduziert worden zu sein. Man ist schnell von ihrer Figur gelangweilt, die keine Eigendynamik entwickelt. Sie bleibt blass und entbehrlich.

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Christoph Waltz

Während Seth Rogen, ebenfalls Drehbuchautor von "The Green Hornet", bereits von Beginn an für die Hauptrolle feststand, musste sich das Filmteam auf eine lange Suche für die Rolle des Kato begeben. Am Ende wurden sie auf den asiatischen Schauspieler Jay Chou Aufmerksam, der sich seit 2003 durch die Filmlandschaft seiner Heimat Taiwan schlägt und hier sein Debut in einem amerikanischen Film gibt. Gemeinsam mit Rogen fügt er sich stimmig in die vorgegebene Rolle, entwickelt ein gutes Zusammenspiel mit seinem Superhelden-Partner. Man stellt die sich entwickelnde Freundschaft der beiden Männer nicht in Frage, obwohl ihre Charaktere nicht unterschiedlicher sein könnten. Ein wenig erinnert das Gespann an Chris Tucker und Jackie Chan aus der "Rush Hour"-Serie – nur weitaus unterhaltsamer. Seth Rogen als trotteliges Großmaul und Jay Chou als kampferprobter Sidekick. Die beiden überzeugen als The Green Hornet und Kato des Jahres 2011.

Aber Michel Gondry hat natürlich keinen Film erschaffen, der sich gänzlich auf seinen Unterhaltungswert stützt. Ein wenig Kritik möchte auch geübt werden. Und die tritt in "The Green Hornet" nicht zu knapp in Erscheinung. Die Medienwelt, hier in Form der Zeitung The Daily Sentinel, wird massiv angeprangert. Gondry stellt die Macht und den Einfluss zur Schau, die Medien auf die Welt ausüben können. Sei es die Unterwelt von Los Angeles, die in der Lage ist die Medien zu erpressen. Sei es der Staatsanwalt, der sich durch Manipulation zu einem guten Image verhelfen lässt oder sei es The Green Hornet selbst, der die Medien nutzt um sich ins Gespräch zu bringen, die Kunde seines Wirkens verbreitet und Meinungsmache betreibt. Eigentlich ist es The Daily Sentinel, der mit seinem Wirken im Mittelpunkt der Handlung von "The Green Hornet" steht und wo dementsprechend auch das Finale ausgetragen wird. Wenn am Ende Rogen und Chou mit ihrer Black Beauty in das Gebäude fahren und keinen Stein auf dem anderen lassen, möchte man meinen, dass der Film hier nicht den Bösewicht zur Strecke bringen möchte, sondern mit der Medienwelt abrechnet, alles auseinander nimmt was dort geschaffen wird.

Evan Goldberg, der gemeinsam mit Seth Rogen am Drehbuch gearbeitet hat, bestätigte bereits, dass ein solcher Film nicht geschrieben und gedreht werden würde, ohne dass bereits eine Fortsetzung in den Köpfen der Filmemacher vorhanden wäre. Es sei noch nichts offiziell, aber man möchte alle Beteiligten gerne für ein weiteres Abenteuer der grünen Hornisse vor und hinter der Kamera zusammenbringen.

"The Green Hornet" ist gar nicht so hirnlos wie von vielen im Vorfeld eventuell erwartet. Sicherlich hätten Bombast-Regisseure mehr Explosionen, mehr Action und mehr Cameron Diaz gezeigt, aber Michel Gondry treibt lieber die Handlung voran. Das wiederum soll nicht heißen, dass er gänzlich auf Blockbuster-Momente verzichtet hätte, aber er weiß sie bewusst spärlich einzusetzen. Viel mehr Zeit investiert er in die Beziehung zwischen Seth Rogens The Green Hornet und Jay Chous Kato. Mit dieser Herangehensweise ist der Film als unterhaltsame Alternative zu Marvel- und DC Comicgroßproduktionen zu sehen.


Filmkritik zu ‘The Green Hornet’

"The Green Hornet"

Originaltitel: The Green Hornet
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 119 Minuten
Regie: Michel Gondry
Darsteller: Seth Rogen, Jay Chou, Christoph Waltz, Cameron Diaz, Tom Wilkinson, Edward James Olmos, Edward Furlong, James Franco

"The Green Hornet" läuft seit dem 13. Januar 2011 in den deutschen Kinos.


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