Filmkritik zu "Morning Glory"

Filmkritik zu ‘Morning Glory’

Man stelle sich vor, dass Deutschlands Nachrichtengesicht Nummer 1 Peter Kloeppel auf einmal ‚Punkt 6 – Das Morgenmagazin‘ moderieren müsste. Dort würde er dann über Society Themen von Paris Hilton bis Angelina Jolie berichten, amüsante Tierkunststücke anmoderieren und Kochtipps für die Hausfrau von Morgen präsentieren. Es wäre nicht unbedingt ein Karriereschub für den Nachrichtenmenschen, der 1993 mit dem Best News Anchor Award des New York Festivals ausgezeichnet wurde. Viele weitere Auszeichnungen, auch für seine Berichterstattung zu dem Terroranschlag am 11. September 2001, folgten. Genau dieses Szenario muss aber Harrison Ford durchleben. Er wird in ‚Morning Glory‘ als Nachrichten-Urgestein von Rachel McAdams vor die Fernsehbildschirme zurückgeholt.

Für die 28-jährige engagierte Becky Fuller (McAdams) platzt ein Lebenstraum als sie statt der lang ersehnten Beförderung zur Fernsehproduzentin ihre Kündigung erhält. Als sie nach diversen fehlgeschlagenen Bewerbungen einen Anruf der Frühstückssendung ‚Daybreak‘ erhält, scheint ihre Pechsträhne ein Ende zu haben. Dass der Produzent der letztplatzierten, nationalen Morgenshow ihr einen völlig aussichtslosen Job anbietet, nämlich die Quote zu retten, stört sie dabei nicht weiter. Voller Übereifer stürzt sich Becky in den neuen Job, felsenfest entschlossen, aus ‚Daybreak‘ das Fernsehhighlight des Tages zu machen. Als erstes engagiert Becky den legendären TV-Anchorman Mike Pomeroy (Ford). Dumm nur, dass Mike ein Nachrichtenmann der alten Schule ist und sich weder mit Frühstückssendung-Tratsch, Haushaltstipps und Horoskopen, noch mit seiner neuen Kollegin und ehemaligen Schönheitskönigin Colleen Peck (Diane Keaton) beschäftigen möchte. Becky muss sich schnell etwas einfallen lassen, damit nicht ihre Karriere, ihr Ruf, ihre gerade erst erblühende Beziehung mit dem Produzentenkollegen Adam (Patrick Wilson) und die ganze Sendung in Rekordgeschwindigkeit den Bach runtergehen.

 

Filmkritik zu ‘Morning Glory’

Rachel McAdams

Es sind die Gegensätze, die am Ende eigentlich gar keine sind, die ‚Morning Glory‘ von Regisseur Roger Michell (‚Notting Hill‘) zu einer amüsanten Komödie werden lassen. Rachel McAdams trifft als emsige, unter Strom stehende, niemals zur Ruhe kommende Fernsehproduzentin auf Harrison Ford, einen altgewordenen, grimmigen Brummbären, der mit seinen zynischen Kommentaren so manche Vorlage liefert für das große Zitate-Buch der Kinozuschauer. Nicht umsonst wird Fords Mike Pomeroy als drittschlimmster Mensch der ganzen Welt gehandelt, hinter Diktator Kim Jong-Il und Schauspielerin Angela Lansbury – die laut Patrick Wilson wisse was sie getan habe, um in dieser Liste zu erscheinen.

Und warum sind die Gegensätze am Ende gar nicht so verschieden? Rachel McAdams spielt eine junge, dynamische Produzentin. Emsig und Schusselig schlägt sie sich durch den Alltag. Sie verfolgt dabei zielstrebig ihr Vorhaben, ihrer Generation ein gutes Fernsehprogramm zu liefern und verliert dabei alle anderen Nebensächlichkeiten ihres Lebens aus den Augen. Ebenso erging es Harrison Fords Nachrichtenansager, der den Fokus immer auf seine Karriere gelegt hat. Er liefert den entscheidenden Appell, nicht in der schnelllebigen Gesellschaft unterzugehen, sich allein dem Job hinzugeben. Auch die Ruhepausen sind notwendig, der Abstand vom täglichen Wahnsinn. Hat man den richtigen Job für sich gefunden, mag er sich zu einer Leidenschaft entwickeln, aber er allein ist noch nicht die Erfüllung des Lebens, bringt noch nicht das ersehnte Glück.

 

Filmkritik zu ‘Morning Glory’

Diane Keaton

Der Film beschäftigt sich aber auch mit der Veränderung der Medienwelt. Waren es früher wirklich noch die Nachrichten die im Mittelpunkt standen, wird nun viel mehr Wert auf die Unterhaltung gelegt. Eine Nebenwirkung der bereits erwähnten schnelllebigen Gesellschaft, die sich nicht mehr die Zeit nehmen möchte um einer ausgebreiteten Nachrichtenreportage beizuwohnen, sondern nur wenige Sekunden Aufmerksamkeit übrig hat. Hier brilliert in ‚Morning Glory‘ vor allem Diane Lane als ehemalige Schönheitskönigin von Arizona, die sich mit ihrem Schicksal abgefunden hat ein Teil dieser Unterhaltungskultur zu sein. Wo sich Nachrichtenlegende Pomeroy sträubt, ist Diane Keatons Figur zu allen Schandtaten bereit. In einer wundervollen Montage durchlebt sie sämtliche Peinlichkeiten des Frühstücksfernsehens und darf sogar mit Musiker 50 Cent auf der Bühne stehen um mit ihren 65 Jahren noch einmal so richtig abzurappen.

‚Morning Glory‘ ist eine charmante, kleine Komödie die niemals zum Stillstand kommt. Ein wenig erinnert das Ganze an die Fernsehserie ‚30 Rock‘, bei der ebenfalls der stressige Alltag eines Produktionsteams geschildert wird. Die Ähnlichkeiten zwischen Alec Baldwin und Tina Fey, die hier die Hauptrollen übernehmen, zu Harrison Ford und Rachel McAdams sind vorhanden, werden aber weitaus zugespitzter präsentiert. Mit Harrison Ford als schmollenden, eingeschnappten Nachrichten-Opa und Rachel McAdams als Dauerquasselstrippe ergibt ‚Morning Glory‘ eine empfehlenswerte Komödie, nicht nur für Indy- und Han Solo-Fans.


Filmkritik zu ‘Morning Glory’

‘Morning Glory‘

 

Originaltitel: Morning Glory
Altersfreigabe: ab 6 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 108 Minuten
Regie: Roger Michell
Darsteller: Rachel McAdams, Harrison Ford, Diane Keaton, Patrick Wilson, Jeff Goldblum, John Pankow

‚Morning Glory‘ läuft seit dem 13. Januar 2011 in den deutschen Kinos.


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