Filmkritik zu ‘Super 8′

In ihren Kindheitstagen machten ‚Lost‘-Erfinder J. J. Abrams und sein Kumpel Matt Reeves (‚Cloverfield‘) mit ihren Super 8 Eigenkreationen auf einem Filmfestival von sich Reden. Daraufhin erhielten sie einen Anruf aus dem Büro von Steven Spielberg mit der Anfrage, ob sie dessen Frühwerke ‚Firelight‘ und ‚Escape From Nowhere‘ restaurieren würden. Damals war Abrams gerade einmal 15 Jahre jung. Jetzt, 30 Jahre später, arbeitet der Regisseur von ‚Mission: Impossible 3‘ und ‚Star Trek‘ erneut mit Spielberg zusammen. Ein Kindheitstraum ist für ihn in Erfüllung gegangen. Mit ‚Super 8‘ hat er nicht nur Erinnerungen an seine eigene Jugend, sondern auch eine Hommage an das Kino von Steven Spielberg inszeniert.

Wir schreiben das Jahr 1979. Sechs Teenager greifen zu ihrer Super 8 Kamera um einen Film zu drehen. Noch ahnen sie nicht, wie gruselig die Bilder sein werden, die die Kamera einfangen wird. An einer abgelegenen Zugstrecke wollen die Freunde gerade ein paar Szenen drehen, als sie Zeuge eines grausamen Vorfalls werden: Ein Pickup rast auf den Gleisen direkt auf einen entgegenkommenden Zug zu und prallt frontal mit ihm zusammen. Fassungslos starren die Teenager auf die rauchenden Trümmer, als ein unheilvolles, mächtiges Pochen in einem der Waggons ihnen Angstschauer über den Rücken jagt. Was auch immer sich dort den Weg nach draußen bahnen will, hat mit menschlicher Kraft nichts zu tun.

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Elle Fanning

Ganz im Gegenteil zu der Arbeit, die J. J. Abrams hier abliefert. Mit purer Menschenkraft seiner Jungdarsteller erschafft der Regisseur eine Atmosphäre, wie sie zuletzt wirklich nur durch Steven Spielberg kreiert wurde. Natürlich müssen Abstriche gemacht werden. Spielberg hatte seinerzeit noch nicht die Möglichkeit einen Zug dermaßen spektakulär bombastisch entgleisen zu lassen, was sich in der Gesamtansicht des Filmes allerdings eher als positiv werten lässt. Ansonsten macht es Abrams seinem Vorbild aber gleich – er konzentriert sich weniger auf das Effektkino eines Michael Bays oder Roland Emmerichs, sondern erzählt mit ruhiger, nostalgischer Leichtigkeit eine liebevoll durchdachte Geschichte.

Dabei sticht vor allem das Miteinander der sechs jungen Super 8-Filmemacher hervor. Hier sehen wir keine nervenden Jünglinge, die es mit Leichtigkeit mit der Erwachsenenwelt aufnehmen. Kein Anakin Skywalker, der im Alleingang einen Sternenzerstörer vernichtet, sondern ganz herkömmliche Kinder, die durch ihre gut unterscheidbaren Charaktere allesamt im Gedächtnis bleiben. Mit Elle Fanning an der Spitze – die ihre ältere Schwester schauspielerisch inzwischen um Längen überholt hat – hat ‚Super 8‘ außerdem sechs Kleinwüchsige gefunden, die auch noch in der Lage sind, hervorragend zu schauspielern. Egal ob im chaotischen Durcheinander, im 1979er Alltag oder einer sich anbahnenden vorpubertären Liebesgeschichte, was dem Zuschauer dort geliefert wird, wirkt authentisch bis zum Finale, bei dem die direkte Konfrontation mit dem Alien stattfindet.

Filmkritik zu ‘Super 8′

Kyle Chandler

Leider überlässt der Regisseur nichts der Fantasie der Zuschauer. Ebenso wie die überdrehte Zugentgleisung zu Beginn des Filmes, hätte auf das Bild des kompletten Aliens gut verzichtet werden können. Hat man dem Zuschauer bis kurz vor Ende nur schemenhaft angedeutet, was dort in der Kleinstadt für Unruhe sorgt, enthüllt man das Alien, um am Ende noch ein wenig die Spannung herauszunehmen um eine schnelle Kehrtwende vom Mystery-Horror zum schnulzigen Happy End zu schaffen. Die Romantik der finalen Szene sei Abrams aber gegönnt, genauso hat Spielberg es viele Male zuvor ebenfalls praktiziert. Vielmehr sollte ein Dank ausgesprochen werden. Mit ‚Super 8‘ zeigt Abrams nicht nur seine Liebe zum Detail, sondern auch, dass es heutzutage noch möglich ist einen Film zu erschaffen, der nicht als Vorgeschichte, Fortsetzung oder Neuinterpretation konzipiert wurde. Mit 70er Jahre Spielzeug, Filmpostern, Fernsehprogramm und Umgebung bringt der Film die Stimmung damaliger Zeiten perfekt zurück auf die Leinwand, ohne dabei zu penetrant mit der Kamera auf solche Kleinigkeiten hinzuweisen. Und durch vereinzeltes Bildrauschen und den Blick durch die Super 8 Linse fügt sich auch der Filmlook stellenweise in dieses Bild mit ein.

Mit ‚Super 8‘ empfiehlt sich J. J. Abrams in die Riege der Regisseure aufgenommen zu werden, die noch in der Lage sind gutes Kino abzuliefern. Neben Christopher Nolan, der mit ‚Inception‘ einen Schritt in die richtige Richtung machte, wird sicher auch ‚Super 8‘ einer der Filme sein, der den Kinogängern in Erinnerung bleiben wird.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Super 8′

‘Super 8‘

Originaltitel: Super 8
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 112 Minuten
Regie: J. J. Abrams
Darsteller: Joel Courtney, Elle Fanning, Kyle Chandler, Riley Griffiths, Ryan Lee, Gabriel Basso, Zach Mills

Deutschlandstart: 4. August 2011
Offizielle Homepage: super8-movie.com/


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