Filmkritik zu ‘Die Schlümpfe’

Nach über schlumpfigen 250 Episoden im Fernsehen und dem Zeichentrick-Kinofilm ‚Die Schlümpfe und die Zauberflöte‘ aus dem Jahr 1976 feiern die kleinen blauen Geschöpfe aus dem Verwunschenen Land ihr CGI/Realfilm-Kinodebüt. Die Idee um die geplante Trilogie entstand vor drei Jahren im Zuge des 50. Geburtstages. Nun ist es in den deutschen Kinos also soweit. Nach Cartoon-Figuren wie Garfield, Alvin und die Chipmunks oder Yogi Bär, schickt Regisseur Raja Gosnell (‚Scooby Doo‘) nun auch die Schlümpfe in die reale Welt, wo sie auf ‚How I Met Your Mother‘-Darsteller Neil Patrick Harris und ‚Glee‘-Darstellerin Jayma Mays treffen.

Und dann ist da noch ‚Simpsons‘-Urgestein Hank Azaria als böser Zauberer Gargamel, der hier die winzigen blauen Schlümpfe aus ihrem Dorf vertreibt. Diese purzeln durch ein magisches Tor versehentlich in das heutige New York. Dort treffen sie auf Patrick und Grace, die ihnen dabei helfen sollen einen Weg zurück in ihr Schlumpfhausen zu finden. Aber Gargamel ist ihnen auf den Fersen. Zusammen mit seiner Katze Azrael folgt er den Schlümpfen um durch sie der mächtigste Zauberer der Welt zu werden.

Filmkritik zu ‘Die Schlümpfe’

McTapfer, Muffi, Schlaubi, Papa Schlumpf & Schlumpfine

Die ersten Bilder versprechen eine wunderschöne Atmosphäre. Wenn der Zuschauer nach Schlumpfhausen geführt wird, gestaltet sich das kleine Dorf aus Pilzhäusern als eine liebevoll gestaltete Arbeit der Filmemacher. Überall treiben sich geschäftige Schlümpfe herum, während das Bild Clumsy folgt, dem schusseligen Schlumpf, der hier durch das Dorf stolpert, vorbei an all den Schlümpfen, die dem geneigten Schlumpfsympathisanten aus der Zeichentrickserie und den Comics bekannt sein werden. Leider währt dieses Bild nicht lange, zu schnell schickt der Film sechs ausgewählte Schlümpfe – Papa Schlumpf, Schlumpfine, Clumsy, Schlaubi, Muffi und McTapfer – nach New York. Hier wird zwar versucht den Charme des Big Apples auszunutzen, was aber mit der zeitgleichen Anwesenheit der Schlümpfe einfach nicht funktionieren möchte. Diese wirken deplatziert, selbst der Zuschauer wünscht sich zurück nach Schlumpfhausen.

Aber ganz trennt man sich doch nicht von dem Original. Hier arbeitet der Film mit einer Meta-Ebene, die es bisher in keiner der anderen Cartoon CGI/Realfilme gegeben hat. In ‚Die Schlümpfe‘ findet man die blauen Geschöpfe noch unter Wikipedia, wo sie als Sagengestalten aus Belgien geführt werden. In einem mystischen Buch von Peyo – dem wahren Erfinder der Schlümpfe – finden diese dann letztendlich die Antwort darauf, wie sie wieder in ihre Welt gelangen können. Nebenbei werden dem 2011er Publikum dann auch noch einige mythologische Hintergründe der Schlümpfe geliefert, wie zum Beispiel die Erschaffung Schlumpfines durch Gargamel. So findet auch das junge Publikum sich in der neuen Schlumpfwelt zurecht.

Filmkritik zu ‘Die Schlümpfe’

Hank Azaria

Mit dem Besuch in New York geht dann auch einher, dass die Schlümpfe ganz neue Erfahrungen machen dürfen. Papa Schlumpf sieht sich überfordert mit der Situation, versucht seine Kinder verzweifelt nach Hause zu bringen. Schlumpfine erfährt, dass sie mehr als nur ein Kleid tragen kann, Clumsy lernt, dass man mehr als nur eine Eigenschaft besitzt. Und am Ende muss Schlaubi eine Aufgabe übernehmen, derer er glaubt nicht gewachsen zu sein, da sie eigentlich von Papa Schlumpf ausgeführt werden müsste. Einzig der für den Film neu erfundene McTapfer wurde wohl nur für einen schottischen Kilt-Witz hinzugefügt, bei dem er die berühmte Marilyn Monroe-Szene aus ‚Das verflixte siebte Jahr‘ nachahmen darf, in der ihr der Rock hochgeweht wird.

Die Realschauspieler scheinen allerdings Spaß gehabt zu haben. Neil Patrick Harris wie auch Hank Azaria überzeugen mit humoristischer Gesichtsakrobatik, spielen dadurch allein die Schlümpfe an die Wand. Nur zu Schade das sich die Handlung rund um Harris‘ Figur zum großen Teil in der Welt der Kosmetik-Industrie abspielt, in der er eine Werbekampagne entwickeln soll, die am Ende natürlich mit den Schlümpfen in Verbindung steht. Dieser Handlungsstrang dient in erster Linie dazu, ihn als geschäftigen Workaholic darzustellen, der keine Zeit für seine Familie hat. Damit dürfte dann auch die Moral der Geschichte klar sein, wo sich doch die familiäre Bande der Schlümpfe in das Leben von Patrick einnistet und ihm so einige schlumpfige Dinge beibringt, die ihm am Ende sogar das nervige Schlumpflied summen lassen.

‚Die Schlümpfe‘ werden zwar aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen, was als großer Fehler in der Inszenierung angesehen werden muss, schaffen es aber dennoch weitaus überzeugender zu unterhalten, als es bei den zwei ‚Garfield‘-Verfilmungen, als auch bei ‚Alvin und die Chipmunks‘ der Fall war. Nicht umsonst ist Raja Gosnell mit zwei ‚Scooby Doo‘-Filmen der bisher beste CGI/Realfilm-Ausflug gelungen. Sollte die Trilogie der Schlümpfe tatsächlich verwirklicht werden, kann man nur hoffen, das sich der nächste Teil auf ein Abenteuer in Schlumpfhausen und dem Verwunschenen Land konzentrieren wird.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Die Schlümpfe’

’Die Schlümpfe’

Originaltitel: The Smurfs
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 102 Minuten
Regie: Raja Gosnell
Darsteller: Hank Azaria, Neil Patrick Harris, Jayma Mays, Tim Gunn, Sofia Vergara

Deutschlandstart: 4. August 2011
Offizielle Homepage: schluempfe-film.de/


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