Es ist (erstmal) vorbei – das Ende vom Stillen

Bevor unsere Tochter zur Welt gekommen ist, ging es im Geburtsvorbereitungskurs natürlich um das Thema “Stillen”. Ich war dafür und wollte auf jeden Fall stillen, “wenn es klappt”. Das habe ich immer dazu gesagt, weil ich mir eben nicht vorstellen konnte, wie das Stillen ist, wie es sich entwickelt und ob ich das schaffe. Aus meiner Familie kannte ich sowohl gestillte Babys als auch Kinder, die die Milch mit Flasche bekommen haben, aber ein gestilltes Kleinkind war mir nicht in Erinnerung. Im Kurs war die vorrangige Meinung, dass es “eklig” ist, wenn ein Kind noch gestillt wird, wenn es läuft oder schon spricht. Ich hab mich da zurückgehalten und nichts dazu gesagt, weil ich mir bis dahin noch keine Meinung darüber gebildet hatte.

Nach der Geburt klappte das Stillen intuitiv und ich habe die Bedürfnisse unserer Tochter – auch entgegen der Empfehlung der Hebamme, eine Stillpause von 1,5 Stunden zwischen den Stillmahlzeiten strikt einzuhalten – erfüllt. Je länger die Stillzeit dauerte, umso mehr spürte ich, dass sie sich über das Stillen viel mehr als nur Nahrung holte, nämlich Nähe, Trost, Beruhigung und Sicherheit. Nach schon 4 Monaten interessierte sie sich für das Essen, das wir auf dem Teller hatten. Obwohl ich wusste, dass die Weltgesundheitsorganisation 6 Monate ‘voll stillen’ empfiehlt, habe ich auch hier ihr Bedürfnis erfüllt und mit 5 Monaten begonnen, ihr mittags ein bis zwei Löffel Gemüsebrei zu geben, damit sie merkt, dass ich ihre Neugier nach Essen ernst nehme und erfülle. Trotzdem genoss sie (und ich auch) das Stillen genauso nach dem Brei. Die Menge wurde mit der Zeit größer, es gab dann nach und nach nicht nur reinen Gemüsebrei, sondern auch mit Kartoffel und ab und zu mit Fleisch gemischt. Als Nächstes gab es dann nachmittags einen Getreide-Obst-Brei, den sie allerdings nicht so gerne aß. Die übrigen Mahlzeiten schlichen sich dann so ein und sie knabberte hier mal mit am Brötchen und lutschte dort mal eine Gurke. Das Stillen war für sie aber immernoch sehr wichtig und sie wollte bei keiner Mahlzeit darauf verzichten. Auch zum Einschlafen war das Stillen das Mittel ihrer Wahl und ich fand es auch deshalb gut, weil sie dabei schnell einschlief.

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”© Hilde Vogtländer  / pixelio.de”

Die Stillberaterinnen meiner Entbindungsklinik machten mir Mut und bestätigten, dass das Stillen so lange ok ist, wie Mutter und Kind es mögen. Das Stillen sei eine Beziehung, die von beiden Parteien beendet werden darf. Auch meine Tagesmutter machte mir Mut und sagte, dass ich mich nicht unter Druck setzen soll, egal was andere sagen. Das fiel mir schwer, gerade als unser Kinderarzt Kritik äußerte, dass unsere Tochter immernoch Muttermilch bekommt. Ich habe trotzdem weiterhin auf meine Tochter geschaut und auf mein Bauchgefühl gehört, was mir zeigte, dass sie es noch braucht. Im Umfeld war es so, dass kaum jemand darüber sprach, ob das Kind noch gestillt wird oder nicht. Als ich dann sagte, dass ich noch stille, sah ich bei einigen Erleichterung, dass sie nicht die einzigen sind, deren Kinder es noch verlangen. Es schien mir so, dass sich keiner traute, darüber zu sprechen, aber dass doch noch einige Mamas auch über das erste Lebensjahr hinaus noch stillen.

Ich stillte eine Zeit lang wieder voll, als unsere Tochter krank war. Entgegen der Meinung vom Kinderarzt war ich froh, dass sie wenigstens die Milch zu sich nahm und wenigstens etwas drin blieb. Der Kinderarzt sagte zwar, dass wenn sie an den Becher gewöhnt sei, sie halt daraus trinken würde, aber sie war ja an den Becher gewöhnt und trotzdem verweigerte sie alles außer das Stillen. Als sie wieder gesund war, aß sie wieder alles und war wieder wie vorher.

Als ich wieder schwanger wurde, hat sich erstmal nichts an ihrem Stillverhalten geändert und sie brauchte es immernoch zum Einschlafen. Etwa im 4. Monat ging die Milchproduktion vollständig zurück und sie wollte nur noch nuckeln. Als jedoch dann ungefähr im 6. Monat wieder Milch produziert wurde, war sie sichtlich überrascht und verzweifelt, als Milch kam. Auch wenn sie schon am Schlafen war und dann auch nur ein Tröpfchen Milch kam, war sie wieder hellwach und weinte. Somit dauerte ein Einschlafprozess locker mal 90 Minuten, der dann aber immer wieder komplett unterbrochen wurde, weil sie hellwach war. Ich war auch am Verzweifeln, weil ich ihr das Bedürfnis nach Nuckeln nicht verwehren wollte, aber die Milchproduktion natürlich nicht stoppen konnte. Dazu kam, dass meine Brustwarzen empfindlich waren durch die Schwangerschaft und jedes neue Anlegen zog und schmerzhaft war. Ich kontaktierte die Stillberaterin meiner Entbindungsklinik und fragte, wie sie darüber denkt und was sie mir empfiehlt. Sie sagte, dass meine 2-Jährige schon sehr viel versteht und der Weg am Besten über Konsequenz funktioniert. So redete ich also mit meiner Tochter und sagte, dass sie ja schon groß ist und ohne Stillen einschlafen kann. Ich erklärte ihr, dass ich mich mit ihr hinlege und ihr etwas vorsinge, bis dass sie einschläft. Es war wie ein Wunder, denn von diesem Tag an hat sie nie wieder das Stillen verlangt und ist beim Singen sehr schnell eingeschlafen ohne zu weinen. Der Zeitpunkt war also genau richtig und es war offensichtlich das, was sie nun brauchte.

Meine Milchproduktion hörte natürlich nicht auf und durch den plötzlich sinkenden Bedarf musste ich ab und zu ausstreichen. Als ich sie dann fragte, ob sie Milch möchte, sagte sie: “Nein, keins” und drehte den Kopf weg. So habe ich mir das Abstillen vorgestellt, nämlich indem ich ihr das Bedürfnis so lange erfülle, wie sie es braucht und sie mir dann zeigt, dass sie es nicht mehr braucht.

Tandemstillen (also das Stillen von Baby und Kleinkind) wäre für mich auch in Ordnung gewesen und ich habe mich darüber informiert. Nun ist es wie es ist und ich bin froh und dankbar dafür. Nun habe ich seit dem Stillende noch 2,5 Monate bis zum errechneten Geburtstermin, in der sich mein Körper auf das neue Baby einstellen kann ohne dass das große Kind die Milch fordert. Mein Körper ist trotzdem noch – oder schon, je nachdem wie man es sieht, sehr fleißig und produziert Milch, sodass ich dem Baby von Anfang an schon Milch geben kann und der Milcheinschuss vielleicht gar nicht so bemerkt wird. Wie auch immer es sein wird, ich werde es beim Baby genauso machen wie bei der Großen und nach meinem Gefühl und ihrem Bedürfnis gehen. Ob das Cluster-Feeding, das unsere Große abends verlangt hat, um nachts länger zu schlafen, mit Kleinkind auch möglich ist, muss ich abwarten. Aber auch das lasse ich auf mich zukommen und werde sehen, wie es klappt. Vielleicht wird sie sich während meiner Abwesenheit für die Geburt daran gewöhnen, dass sie beim Papa abends einschläft. Vielleicht klappt es, dass ich die Große ins Bett bringe und das Baby mitnehme, also stille und der Großen etwas vorsinge. Vielleicht schläft das Baby vorher ein und kann problemlos hingelegt werden oder beim Papa auf dem Arm weiterschlafen, während ich die Große ins Bett bringe. Irgendeinen Weg wird es geben, der für uns alle passt.

Ich bin jedenfalls kein bisschen traurig, dass das Stillen nun (erstmal) zu Ende ist, denn ich habe ihr damit das bestmögliche mit auf den Weg gegeben, war ich tun konnte. Und das Abstillen war nicht unter Zwang, sondern auf ihren eigenen Wunsch. Natürlich gibt es auch viele Mamas, die es anders sehen oder früher abstillen (müssen). Auch das akzeptiere und toleriere ich, denn jede sucht für die eigene Familie den passenden Weg. Einzig und allein, wenn das Abstillen so gemacht wird, dass die Mama einfach eine Woche wegfährt oder sich in andere Räume verzieht und das Kind möglicherweise tagelang weint, finde ich nicht ok. Ich denke, es gibt immer einen Weg, der sowohl für das Kind als auch für die Mama sanft funktioniert.

So, wie es war beim Stillen der Großen und wie es sein wird, beim Stillen der Kleinen, ist es für uns in Ordnung und wir werden weiterhin nach den Bedürfnissen der Kinder gehen, so lange es für uns passend ist. Inzwischen habe ich so viele Informationen und Bücher zum Stillen gelesen und auch viel eigene Erfahrung, sodass ich überzeugt bin, dass ich mir beim nächsten Baby weniger Gedanken mache, was andere sagen und denken und geäußerte Kritik besser an mir abprallen lasse als das bei der Großen war.

Wie war bei Euch das Abstillen? Hat es auch so unproblematisch funktioniert oder habt Ihr früher einen anderen Weg für Euch gefunden? Oder habt Ihr sogar Erfahrung mit Tandemstillen? Hat Kritik Euch kalt gelassen oder habt Ihr wie ich auch oft darüber nachgedacht, ob ihr vielleicht etwas falsch macht? Ich freue mich auf Eure Erfahrungen. Hinterlasst gerne einen Kommentar unter diesem Artikel.

Ich wünsche Euch weiterhin eine tolle Zeit mit Euren Kindern!

Eure Mami Renate

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