Du isst, was du bist

Du isst, was du bist

Der respektvolle Umgang mit individuellen Wünschen und Bedürfnissen der Patienten gehört, wie viele wissen, zu den höchsten Prioritäten in einem Krankenhaus. Da es eine allgemein bekannte Tatsache ist, dass Muslime kein Schweinefleisch essen, ist es bei muslimischen Patienten besonders leicht auf die gewünschte Kostform zu schließen.

Klingt logisch. Könnte es auch sein, wenn mir die Praxis nicht einen Strich durch die Rechnung gezogen und mal wieder ein fettes, rotes „F“ an den Rand gemarkert hätte.

Wenn eine junge, bosnische Frau nicht verwundert vor mir gestanden und mich gefragt hätte, ob das Krankenhaus denn Angst vor Seuchen hätte und deshalb keine Fleischgerichte kochen würde. Wenn ich nicht peinlich berührt feststellen musste, dass sie auf Vegetarisch gesetzt wurde, anscheinend ohne danach gefragt zu werden und ihr nicht vergeblich zu erklären versucht hätte, dass man sie aufgrund ihrer Herkunft für eine Muslima gehalten und deshalb nicht nur das Schweinefleisch, sondern gleich sämtliches Fleisch von ihren Mahlzeiten herausgenommen hätte.

Die junge Frau war verärgert. „Werde ich denn immer das essen müssen, was andere meinen, wonach ich aussehe, das ich essen müsste?“ fragt sie. Ich schüttele sicherheitshalber den Kopf.

Sie war keine Muslimin. Trotz ihrer schwarzen Haare und dunklen Augen. Sie sähe das Ganze nicht so eng und würde seit Kindheitstagen Schweinefleisch essen. Sie und auch ihre Eltern wären nicht einmal Gläubige und da könne man ja kaum von „Muslimen“ sprechen. Ihr Vater würde nicht einmal auf die Idee kommen, sie zu verstoßen, weil sie Alkohol trank und kein Kopftuch trug.

Sie war ziemlich genervt darüber, aufgrund ihres Äußeren oder ihrem Namen in ein Lifestyle- Muster gesteckt zu werden. Außerdem wollte sie in Ruhe gelassen werden und sich nicht andauernd dazu gezwungen fühlen müssen Rechtfertigungen über ihr Leben abzugeben.

Dies sollte mir eine Lehre sein…

Könnte es auch, wenn im Patientenzimmer nebenan die Sache nicht schon wieder ganz anders ausgesehen hätte. Wenn der nette, türkische Patient auf die Frage: „Wünschen Sie eine Vollkost ohne Schweinefleisch?“ nicht mit heftiger Empörung reagiert, mich mit herablassenden Blicken angeschaut und „Na hör mal, mein Mädchen! Was denkst du denn von mir? Du weißt doch, dass ich Türke bin – natürlich esse ich kein Schwein! Tövbe, tövbe, was für eine Frage…“ gerufen und enttäuscht den Kopf geschüttelt hätte.

Da waren sie wieder – die eigenartigen Kontroversen, die mich so manches Mal unauffällig nach der versteckten Kamera suchen lassen. Der Patient schaffte es, mich über eine ganze Woche hinweg erfolgreich zu ignorieren. Wie könne ich es wagen, zu denken, er wäre ein „Ungläubiger“?!

Er konnte ja nicht wissen, dass die Hälfte seiner Landsleute auf dieselbe Frage mit einem „Nöö“ antworten sollten. Er konnte auch nicht wissen, dass er zu den wenigen muslimischen Patienten zählen sollte, die sich nach der Gebetsrichtung erkundigten oder dass insbesondere junge Muslime lieber nach dem Raucherraum oder nach der privaten Telefonnummer fragten anstatt nach dem Gebetsraum. Er wollte es auch nicht.

Wie schwierig es doch manchmal ist, wenn Jeder einfach nur  is(s)t, was er is(s)t…!?


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