Drei Publikationen aus dem Mühlbeyer-Filmbuchverlag

Der Mühlbeyer-Filmbuchverlag ist noch ganz frisch hinter den Ohren, im Juli dieses Jahres sind die ersten drei Publikationen erschienen, die filmtogo.net freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden. Mit Sitz in Frankenthal möchte man sich auf Literatur zum Medium Film fokussieren, die vor allem im E-Book Format vertrieben werden soll (aber nicht nur!). So sind nun auch die ersten drei Bücher (wir halten sie in realer Buchform in den Händen) da, beschäftigen sich mit facettenreichen Thematiken: Zeitreise, Dreiecksbeziehungen und das Weibliche im Horrorfilm.

Liebe in alle RichtungenDer umfangreichste Band (230 Seiten) kommt von Andreas Köhnemann, freier Mitarbeiter für das Deadline-Filmmagazin, Online für gleich mehrere Filmportale tätig. Er ist studierter Filmwissenschaftler und steuert mit Liebe in alle Richtungen. Sexuell ambivalente Dreiecksbeziehungen im Film seinen Beitrag zum Mühlbeyer-Programm hinzu. Das Titelbild ziert ein Szenefoto aus Tom Tykwers Drei, der wohl populärste Dreiecksfilm der jüngeren Kinokultur. Es fallen Stichworte wie Hetereonormativität, es geht um Gender und Queer Studies, aber ebenso wird die Standardsituation des Liebesfilms beläuchtet: Paar trifft X, A trifft B trifft C trifft A und so weiter. Es kommt die Frage nach dem Happy (Das Bestehen des Liebesdreiecks) als auch nach dem Unhappy (Die Zerstörung des Liebesdreiecks) Ending auf.

Das Monster im BlickIm auffälligsten Band der Erstkollektion widmet sich der Medien- und Kulturwissenschaftler Moritz Rosenthal dem Thema: Das Monster im Blick. Repräsentation des Weiblichen im Horrorfilm. Auffällig, da das 1925er Phantom der Oper sein Titelbild ziert. Mit schlanken unter 100 Seiten hat das Phantom seinen Platz auf einem Mitnehm-Büchlein gefunden, dass inhaltlich jedoch nicht hinter der seitenstärkeren Publikation um die Dreiecksbeziehungen im Film zurück steht. Für nicht Horror bewanderte Leser wird eingangs erst einmal das Genre definiert: Problematiken die aufkommen und was überhaupt Horror aussagen möchte. Überhaupt eignet sich der Band zur Schaffung eines Überblicks, ebenso wie das Kapitel Feminismus und Horrorfilm: Zentrale Positionen und Thesen uns eben diese vor Augen führt. Hier werden Aussagen von Laura Mulvey (Visual Pleasure and Narrative Cinema), von Linda Williams (When the Woman Looks), Carol J. Clover (Gender in Modern Horror Film) und Barbara Creed (The Monstrous-Feminine) aufgearbeitet. Als starker Film im Einzelkapitel-Fokus steht am Ende Peter Jacksons Braindead.

Zukunft war gesternUnd dann ist da noch Zukunft war gestern. Zeitreisemodelle im Film von Henriette Nagel, die ihren Abschluss ebenfalls in Medien- und Kulturwissenschaften machte, ihren Fokus dabei auf Kinder- und Jugendliteratur legte. Die Hauptmodelle der Zeitreise werden dabei in Das Großvater-Paradoxon, Das selbstkonsistente Universum und Das Parallel-Universum aufgespalten. Nach den in den dazugehörigen Kapiteln beschriebenen Formen der Zeitreise werden folgend Filme wie Harry Potter und der Gefangene von Askaban (Hermine reist hier mit einem Zeitmesser durch die Zeit), Die Frau des Zeitreisenden, Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit (in einer Telefonzelle!) und Twelve Monkeys in die Kategorie der Selbstkonsistenz in Kinofilmen eingeordnet. Frau Nagel arbeitet weiterhin an Beispielfilmen ihre übrigen Zeitreisemodelle ab, fügt Kategorien wie die Kombination unterschiedlicher Modelle (in Butterfly Effect, Zurück in die Zukunft oder Timeline) ebenso hinzu, wie Der etwas andere Zeitreisefilm von Donnie Darko und Jumanji berichtet.

Die Bücher bieten allesamt leicht zu lesende Kost mit inhaltlich äußerst interessanten Thematiken. Im Layout sind sie von vorne alle dem Verlag zuzuordnen, Einheitlichkeit lässt die Sammellust aufkommen. Lediglich dem Buchrücken der „kleinen“ Publikationen fehlt es am Buchtitel, der wohl nur auf die „große“ Ausgabe draufgepasst hat. Das schmälert das Vergnügen, sich die Werke ins Regal zu stellen. Aber darauf soll es nicht ankommen. Denn thematisch bietet die Mühlbeyer-Reihe ein lesenswertes Sammelsurium an Filmthemen.

Liebe in alle Richtungen von Andreas Köhnemann
Das Monster im Blick von Moritz Rosenthal
Zukunft war gestern von Henriette Nagel
alle erschienen im Mühlbeyer-Filmbuchverlag
alle Bilder © Mühlbeyer-Filmbuchverlag

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