Dinge, die man niemals finden wird

06-115

  1. „Felix erzählte mir, er hätte am Wochenende eine schöne Wanderung gehabt. Warum kommt wohl zu mir nie eine Wanderung?“
    Diese Klage versteht man wohl nicht so recht: eine Wanderung kommt nun mal nicht zu einen, eine Wanderung macht man. Man wandert – das Objekt „Wanderung“ als Hauptwort gibt es nicht wirklich. Ist doch jedem klar, aber …
  1. „Meine Kollegin war todmüde, sie hat letzte Nacht keinen Schlaf gefunden.“
    Nun ja, das sagt man zwar so, aber auch den Schlaf findet man eigentlich nicht. Man schläft – das Substantiv „Schlaf“ kann man weder haben noch machen, es ist eine Tätigkeit, die man tut. Und weiter …
  1. „Er wartet immer noch auf die große Liebe“.
    Das machen zwar viele Menschen, jedoch „die Liebe“ gibt es nicht, es gibt nur den Prozess: das Wechselspiel von lieben und geliebt werden. Ob wir selber lieben oder nicht, liegt in unserer Hand. Wie die Tätigkeit sich äußern soll – auch das liegt bei einen selber, das denkt sich jeder aus. Und noch besser …
  1. „Er rennt dem Glück hinterher.“
    Dieses Ding genannt „Glück“ gibt es nicht in der wirklichen Welt. Es ist eine Abstraktion. Und welches ist wohl hier die Tätigkeit dahinter? Das alte Wort „glücken“. Wenn Dir etwas glückt, bist du glücklich. Damit sind aber die meisten Menschen nicht zufrieden, sie wollen das Glück kaufen, das Glück schmieden wie Eisen, das Glück besitzen. Das geht (zum Glück) nicht.

Immer wenn eine Tätigkeit, ein Prozess in ein Hauptwort eingefroren wird, dann sprechen die Linguisten von „Nominalisierungen“. Ich finde es erhellend und befreiend, wenn ich all diese vielen Hauptworte ein wenig hinterfragen kann. Was ist für Dich und was für mich Freiheit, Mut und Abenteuer? Was ist Sicherheit, Lust und Angst? Was ist Reichtum, Gesundheit und Glaube? Es sind alles Worte, die es nur als Prozess gibt, als Tätigkeit oder Handlung – während uns das Hauptwort die Kommunikation erleichtert, verschleiert es zugleich die Wirklichkeit. Es ist oft nicht einfach, das zu beschreiben, was für Tätigkeiten hinter der Nominalisierung stehen.


Weitere Information zu den Nominalisierungen hier auf der Moorbirke unter: “Übrigens: Zuneigung ist eine Verzerrung.”


Bild: Glücksuche / 23cm x 29cm / Filzstift und Aquarell auf Baumwolle auf Sperrholzplatte / 2006, Nr.06-115



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