Die Schönheitskönigin und die Mama

744880_web_R_K_B_by_Jörg Brinckheger_pixelio.deWürde ich mich als das Idealbild einer Frau bezeichnen? Nein. Was auch immer das Idealbild einer Frau ist, setzt sich wahrscheinlich aus vielen verschiedenen Faktoren zusammen. Die Wespentaille, die romantische Art, Interesse für das Anziehen und Aussehen, den Muttertier-Instinkt. Ich gebe zu, zum einen könnte ich ewig so weiter machen, zum anderen sind das Klischees. Aber manchmal haben Klischees auch ihre Berechtigung. Solche Frauen gibt es wirklich, zumindest in meiner hochinteressanten Familie.

Habe ich schon mal etwas über Carmen erzählt? Sie heißt nicht wirklich so, ich versuche jetzt nicht Geschichten komplett eins zu eins aus meinem engsten Umfeld wiederzugeben, auch wenn es mir an Phantasie mangelt. Warum ich sie jetzt so nenne, ist deshalb, weil es ihr Code-Name wurde. Vielleicht habe ich ihr den Namen schon in vorherigen Texten gegeben. Das war die, die erst mal geheiratet hat und jetzt schwanger ist. Ich würde gerne einen Bogen schlagen, ich nutze ja die Texte hier, um auch Erlebnisse, die mir zugestoßen sind, zu verdauen, Einstellungen zu überdenken, Komplexe abzubauen.

Wer hat schon Bizets Carmen gesehen? Die große französische Oper, die eigentlich spanisch ist oder die große spanische Oper, die eigentlich französisch ist. Ich kenne mich da nicht so aus, ich finde das nur witzig, dass es ein dermaßen spanisches Thema hat und so französisch besungen wird. Bei mir ist es seit der Schulzeit her, deswegen bitte ich um Verständnis. Aber meine Cousine erinnert mich unheimlich an Carmen, dieses übertriebene, sich darstellende Etwas. Die Farben, die sie trug, als ich vor 2 ½ Jahren nach Polen zu Besuch war, erschlugen förmlich einen. Schwarz, weiß, rot, plakativer geht nimmer. Ihr Outfit hat förmlich das kleine süße 20-jährige Dingen erstickt. Vor lauter Farbe und Muster war sie nicht mehr zu sehen. Auch eine Idee nebenbei erwähnt, vielleicht sollte man ein Mindestalter für knallroten Lippenstift einführen und Nerd-Brillen sollten vielleicht auch nicht größer sein als die Köpfe ihrer Träger. Kann man sich vorstellen, was ich meine? Gut.

Da saß ich nun da, neben dem oben beschriebenen Statement in meinem kleineren Rollstuhl, der nicht unbedingt für größeres Selbstbewusstsein sorgt, in meinem grauen Pulli, weil er so praktisch ist. Witzigerweise sieht dieser graue Pulli im elektrischen Rollstuhl super scharf aus und im manuellen Rollstuhl vielleicht sogar wie ein Verhütungsmittel. Liegt an der Haltung, die Taille ergibt sich durch das Sitzen, im Pulli vorgesehen ist sie nicht. Die Haare nicht mehr ganz so frisch, weil im Urlaub für mich schwerer zu waschen. Die Wimperntusche bereits einige Stunden alt, aber das war auch ein spontaner Besuch. Und ich fühlte mich bis dahin immer so zufrieden mit mir, dass ich nicht meinte, mein Selbstwertgefühl damit polieren zu müssen, dass ich mich jetzt style. Man sollte ja in den Urlaub die besten Klamotten mitnehmen, aber platz- und praxishalber nimmt man doch die anderen mit. Ich wurde immer kleiner, während sie Monologe hielt.

Als ich sie letztens sah, was für ein Zufall, nachdem man sich nicht gemeldet hatte, als man im Urlaub war, kam sie einen von sich aus besuchen, am letzten Abend des Urlaubes. Ich dachte schon, dass dieser Kelch an mir vorüber gehen würde, aber wäre schon schade, wenn ich ihren Babybauch gar nicht hätte bewundern müssen, wenn man ja sonst nichts anderes hat. Nun ja, ich habe mich über die vorzeitige Hochzeit lustig gemacht, die schnell folgende Schwangerschaft in vorherigen Texten, einige Absätze höher über ihren Kleidungsstil vor 2 ½ Jahren und trotzdem tat sie mir in dem Moment Leid.

Von ehemals Carmen war nichts mehr übrig, Lieschen Müller hätte ihr noch imponieren können. Jetzt mit dem Babybauch, da trug sie nur ein verwaschenes Blümchenkleid, ja ich weiß es gibt Blümchenmuster und Blümchenmuster, das war eher so Putzlappen-Blümchenmuster. Die ehemals glatten Haare waren jetzt nur noch zum Ich-geh-joggen-Pferdeschwanz gebunden. Die damals mit Make-up zugekleisterte Haut rebellierte. Ich habe schon viel Ausschlag gesehen, aber nicht so. Wie gesagt von damals war nicht mehr viel übrig bis auf die große Klappe und die Einstellung zu jedem Thema einen Beitrag leisten zu können. Aus diesem Grund hielt sich mein Mitleid dann doch in Grenzen und es überwog eine Genervtheit. Tja, dass sich die Welt weiterdreht, habe ich schon mal gehört, aber dass sich Dinge so schnell entwickeln können, hätte ich nicht gedacht. Plötzlich war das egal von damals und sie sah auch so erbärmlich aus, dass ich mich nicht darüber freuen wollte, dass ich diesmal besser aussehe ohne mir dafür den Arsch aufgerissen haben zu müssen. Und jetzt ein bekannter Beitrag zu dem Abschluss eines Gedankens bezüglich meiner Cousine, es ist vielleicht spannend es zu beobachten, aber es wird nicht schön für sie. Und darüber werde ich mich auch nicht freuen, sondern nur Mitleid haben.

(Foto: Jörg Brinckheger / pixelio.de)


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