Die Geburt: ein maschineller Prozess oder ein magischer Vorgang?

Die Geburt: ein maschineller Prozess oder ein magischer Vorgang?

Die schönste Botschaft: Das Baby ist da!

Was für eine wunderbare Botschaft, was für eine frohe Nachricht! Für mich als Doula hat sie etwas Magisches an sich, vor allem dann, wenn ich gerufen bin, im Gebärsaal für das seelische Wohl werdender Mütter zu sorgen. Diese werden zum Mittelpunkt meines Universums, die Alltagssorgen sind ganz weit weg, es zählt nur das Hier und Jetzt. Im Gebärsaal werden Minuten zu Stunden, Stunden zu Minuten, es ist wie ein zeitloses Vakuum.

Der Beginn einer Geburt ist immer eine Überraschung, man ist irgendwie nie darauf vorbereitet und es passiert immer unvorhergesehen. Das ist gut so, für alle Beteiligten. Das Kind bestimmt Datum und Zeit, es bestimmt, wie lange die Geburt dauert und wie es geboren werden möchte. Davon bin ich überzeugt.

Michael hat sich den Tag nach Allerheiligen als Geburtsdatum auserwählt, und sein Mami nachts mit einem Schwall Blut aus dem Schlaf geholt. Ich begleitete sie ins Spital, sie wurde untersucht, durfte das Zimmer beziehen und auf den Beginn der Wehen warten. Diese setzten mit den ersten Morgenstunden ein, sie veratmet sie konzentriert, geht im Spitalkorridor auf und ab. Als es zur Mittagszeit in den Gebärsaal geht, ist die Öffnung schon fast vollständig. Die letzten Zentimeter sind schnell geschafft, es gibt eine längere Pause und einen Schichtwechsel der Hebamme. Dann beginnt die Austreibungsphase, die Wehen werden intensiver, drücken nach unten.

Michaels Mami ist stark wie eine Löwin, sie hört auf ihren Körper, stehend und auf dem Mayahocker sitzend begleitet sie die Wehen, wechselt dann aufs Bett. Dort rutscht Michael plötzlich raus in die Welt, verschafft sich mit ein paar lauten Schreien Luft, kommt aber sofort in Mamis Arme und wird mit sanften Worten willkommen geheissen.

Michaels Geburt ist ein ganz spezielles Ereignis, denn sein Mami hatte zweimal Kaiserschnitt, bevor es mit der natürlichen Geburt, die sie sich so sehr wünschte, klappte. Die Geburtshelfer trafen sämtliche Vorsichtsmassnahmen, aber erlaubten es ihr, es nochmals zu versuchen.

Doch wie oft ist heute das Gegenteil der Fall: Steigende Kaiserschnittraten, Dauer-Überwachung und alleingelassende Gebärende sind in vielen Spitälern an der Tagesordnung. „Die Geburtsmedizin braucht neue Antworten“, titelte kürzlich ein Beitrag des Deutschlandfunks. Mehr Interventionen sorgen aber nicht für sicherere Geburten und gesündere Mütter und Neugeborene. Im Gegenteil. Wäre es da nicht naheliegender und logischer, für eine liebevolle Rundum-Betreuung zu sorgen, die Autonomie der Gebärenden zu stärken und auf althergebrachte Untersuchungsmethoden mit einer guten Portion Intuition und gesundem Menschenverstand zu vertrauen, als auf den CTG-Fehlalarm zu hören?

Ich möchte damit nicht die technischen Errungenschaften verteufeln, aber daran erinnern, dass eine Geburt kein maschineller Vorgang ist, sondern ganz viel davon abhängt, wie es der Gebärenden in ihrer Situation geht, ob sie sich umsorgt, behütet und gut betreut fühlt. Studien besagen, dass eine kontinuierliche Betreuung kürzere und schönere Geburten zur Folge hat und der Einsatz von Schmerzmitteln abnimmt. Dabei geht es darum, einfach „da zu sein“. So wie die Doula einfach nur „da ist“. Vielleicht atmet sie mit der Gebärenden die Wehen weg, vielleicht hält sie ihr die Hand oder redet ihr gut zu. Mehr nicht. Aber sie ist einfach da. Und das, genau das macht es aus.

Wie habt ihr die Geburt eurer Kinder erlebt?

Wenn ihr mehr über die Doula wissen oder euch von ihr zur Geburt begleiten möchtet, findet ihr auf Doula Sarah Blog weitere Informationen und/oder könnt euch direkt via e-Mail bei mir melden: [email protected]

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Die Geburt: ein maschineller Prozess oder ein magischer Vorgang?

Sarah (39) ist Mutter von drei Kindern (15, 12, 8), die im Wasser, zuhause und als Lotusgeburt im Geburtshaus das Licht der Welt entdeckt haben. Schon als junge Frau hatte sie den Wunsch, Doula werden. Diesen Herzenswunsch erfüllte sich im Dezember 2016, als Sarah endlich ihr “Doula-Diplom” in den Händen hielt.

Sarah ist den Die Angelones-LeserInnen längst bekannt. Sie ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass und lebt mit ihrem neapolitanischen Ehemann und den Kindern in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt sie über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!

Mehr über Sarah und ihre Familie erfährt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!

Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:

Aus dem Leben einer Doula:

Elterntipps:

  • Geteiltes Leid ist …
  • Das Glück auf die Haut tätowiert
  • Ferien auf Balkonien: Von wegen Langeweile

Dolce Vita:

  • Kalter Kaffee und Schnee von gestern
  • Von elterlichen Hausaufgaben
  • Im Wunder – äh, Gardaland
  • Auf sonntäglicher Shoppintour
  • Strandleben mit Kids im blauen Paradies
  • Familientrip nach Rom
  • Schule aus: Dolce Vita für Italiens Sprösslinge
  • Ob “Happy Hour” oder “Apericena” – Kinder unerwünscht!
  • Tanti auguri: Kindergeburtstag all’italiana
  • Besser als sein Ruf: Das italienische Gesundheitssystem
  • Vom Schlangenstehen in der Schneckenpost
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