Das ist nicht die Pädagogik, die ich gelernt habe.

… denke ich immer nur, denn meine Ausbildung als Quereinsteigerin ins Lehramt liegt noch nicht so lange zurück.

Von Transparenz war da die Rede, von Wertschätzung der Schüler und Schülerinnen, da wurde abgeraten von unangekündigten Tests und Klassenarbeiten, da wurde empfohlen, Kompetenzraster vor Tests und Klassenarbeiten zu verteilen, damit die Schüler und Schülerinnen die Chance haben, sich optimal vorzubereiten. Da wurde auch immer wieder an uns appelliert, in Kontakt mit den Schülern und Schülerinnen zu bleiben, zu schauen, was die Lerngruppe braucht, und dann kommt der Sohn nach Hause mit einer vier in Mathe.

Die vier an sich finde ich nicht schlimm.

Wir haben die Philosophie, dass wir jede Note feiern, wenn das Kind denn auch gelernt hat. Vierer aus Faulheit werden nicht gefeiert. Aber hört selbst.

„Die meisten haben eine fünf oder sechs“, erklärte der Sohn, als er uns die vier vorzeigte. „Die Arbeit ist so schlecht ausgefallen wie noch nie“, fügte er hinzu. Zugegeben, ich war schon ein wenig schockiert, denn bisher schrieb der Sohn dreien und ab und an zweien. Immerhin geht es in diesem Halbjahr an unserer Gesamtschule darum, wer in die Grund- und wer in die Erweiterungskurse kommt. Ein E-Kurs in Mathe wäre schon fein für den Realschulabschluss. Einen Tag später kam der Sohn nach Hause und erzählte: „Heute haben wir dieselbe Klassenarbeit noch einmal geschrieben. In der sechsten Stunde, aber, Mama, ich wußte das nicht!“

Okeee, unangekündigte Mathearbeit in der sechsten Stunde – und den Grund lieferte der Sohn gleich mit:

„Weil die erste Arbeit so schlecht ausgefallen ist, hat der Lehrer gesagt, wir müssen die noch einmal schreiben, aber Mama, der hat gar nicht gesagt, dass wir die noch einmal schreiben!“ (Die zweite Arbeit ist genau so schlecht ausgefallen wie die erste; der Lehrer habe sich darüber gewundert.)

Nun bin ich ja auch Lehrerin und einigermaßen realistisch, was die Einschätzung der Motivation von Schülern und Schülerinnen nach der Rückgabe einer Klassenarbeit angeht. Schlechte Note? Mist. Naja, die obligatorische Besprechung über sich ergehen lassen und dann auf ein neues Thema hoffen. Ich bin sicher, dass sich keiner der Schüler und Schülerinnen am Nachmittag auf den Hosenboden gesetzt hat, um sich das Thema noch einmal reinzuziehen.

Langsam wurde ich neugierig darauf, was jetzt der Grund für diesen katastrophalen Ausgang war. Ich wurde fündig. Die Schule möchte insgesamt vom Frontalunterricht wegkommen, die Kinder sollen selbstständig werden. Hey, denke ich, das finde ich gut! Daher habe der Lehrer die letzte Unterrichtseinheit als Lernbüro angeboten. Die Arbeitsblätter gab es in einem Aktenordner, Aufgaben konnte man sich selbst aussuchen, Hausaufgaben konnte man sie ebenfalls selber aussuchen, einige Seiten waren vorgegeben.

Das klingt ja eigentlich gut, aber …

… hätte man so ein Lernbüro nicht mit einem Nebenfach einführen können, wo eine schlechte Note am Anfang nicht so viel Schaden anrichten kann?

… hätte man nicht nach dem katastrophalen Ausgang der ersten Klassenarbeit noch ein Kompetenzraster austeilen können, in dem steht, welche Kompetenzen man braucht für die Nachschreibe-Arbeit, um bestehende Lücken zu füllen? So wie ich es in meiner Ausbildung gelernt habe?

… hätte man nicht, wenn es schon Mathe sein musste, nicht wenigstens das Lernbüro auf eine kleinere Einheit begrenzen können? So haben die Schüler und Schülerinnen offensichtlich vier Wochen lang vor sich hingerechnet, ohne dass nennenswert etwas hängengeblieben ist, nachdem sie sich fast zwei Schuljahre lang an den Frontalunterricht gewöhnt hatten.

Ich bin immer noch ratlos ob der Planlosigkeit und Willkür, die sich hier auftut.


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