Das Geheimnis der Traumsamen

Vergib Dir und Du wirst mit den Traeumen fliegen!

Das Geheimnis der Traumsamen

Ondit-neu

Es ist wieder Zeit fuer eine Geschichte aus der SpielWelt.

Der junge Traumwaechter sah ganz frustriert auf die anderen Inghros, die mit den Traeumen spielten. Er verstand es einfach nicht. Er hat alles getan, was er gelernt hatte und sich immer an alles gehalten, aber die Traeume konnten einfach nicht mit ihm spielen. Er war einfach zu doof. Halt nein, die Traeume waren doof. Ja genau, die waren es, die sich dumm anstellten und ihn nicht mochten. Ja, genau! Die waren doof. Zur Bestaetigung nickte er entschlossen mit ernster Miene und stapfte einmal mit dem Fuß auf. Dann ging Siam wortlos hinaus und verlies den Unterricht.

„Siam, Warte!“ Siam hoerte das klackern des Stockes auf den uralten Steinfmosaik, aber er ging einfach weiter. Hinaus aus der Halle, hinaus aus der Tempelanlage auf der Insel der Waechter. Normalerweise konnte Siam sich nicht satt sehen an den unglaublichen Ausblick von dem Huegel auf die anderen immergruenen Inseln, die sich mitten im Weltmeer im den Weltenbaum tummelten und die Heimat der Inghros und Traeume waren. Hunderte Traumsamen in den unterschiedlichsten Größen tanzten am Kemelom umher, spielten und wirbelten durch die Luft wie ein Schwarm aus purem Licht. Ein jeder von ihnen wartete darauf, bis sein Waechter so weit war, ihn zu verwirklichen. Sie flogen umher, immer in Naehe ihres Waechters, um sich an ihn zu gewohnen, sich auszutauschen und eines fernen Tages Wirklichkeit zu werden und mit ihm zu fliegen. Die alten Legenden sagen, dass es einst nur ein Schloss gab, in dem die Traeume lebten, erbaut von dem ersten großen Traeumer, der die Inghros nach seinem Ebenbild erschaffen haben soll. Jeden mit einer besonderen Faehigkeit ausgestattet, um die Traeume zu verwirklichen.

„Aber warum jeden nur mit einer einzigen Faehigkeit?“ Wollte Siam damals von seinem Lehrer wissen. Meister Kall war schon ein alter Inghros. Tiefe Falten im Gesicht, den Schaedel ganz kahl geschoren, ging er gebeugt am Stock jeden Tag in den Tempel und unterrichtete die junge Generation Waechter. Siam mochte den alten Mann und auch wenn er seine Faehigkeit noch nie in der Klasse demonstriert hatte, glaubte er doch, dass er sehr maechtig sein muss. Denn Meister Kall wusste immer alles, lange schon bevor Siam es wußte.

„Der erste Traeumer  … .“ Siam zoegerte

„… konnte auch alles!“ Beendete Meister Kall den Satz und Siam nickte wieder verwundert. Seine Mitschueler prusteten hinter vorgehaltener Hand los und tuschelten. Sie tuschelten immer, wenn Siam fragte, was niemand zu fragen wagte. Er kam sich immer dumm vor – hinterher. Und doch war er einfach neugierig und wollte alles wissen. Meister Siam brachte die Schueler mit einem strengen Blick zum schweigen. Dann schaute er Siam ernst an, strich sich langsam ueber seinen langen Kinnbart und zog so tiefe Furchen auf der Stirn, dass Ackerbau darin neu erfunden werden konnte.

„Warum der Traeumer seine Allmacht verteilt hatte, anstatt sie jedem zu geben? Gute Frage Siam. Was denkst Du?“

Das mochte Siam an Meister Kall, er brachte ihn dazu, ueber etwas nachzudenken und zu seinen eigenen Ergebnissen zu kommen. Siam ueberlegte und schwieg. Als hinter ihm wieder getuschelt wurde, wandte Meister Kall das Wort an alle.

„Wer kann die Frage noch beantworten? Warum hat der Erste große Traeumer nicht uns alle mit Allmacht ausgestattet?“

Betrenes Schweigen, alle starrten irgendwohin, nur nicht zum Meister, um ja nicht in Verlegenheit zu geraten.

„Tobin.“ Meister Kall sah den aelteren Schueler hinter Siam freundlich an. Tobin war nicht der Hellste, aber mit Abstand der Gehaessigste. Er hatte ueber Siam gelacht und lief gerade ziemlich gluehendrot an, den Blick starr auf den Boden gesenkt. Stumm schuettelte er den Kopf.

„Keine Idee?“ Half Meister Kall nochmal nach. Siam meldete sich zoegerlich.

„Ja, Siam. Sprich.“

„Er haette jedem Inghros die Allmacht geben koennen, aber dann waere es egal gewesen, wer mit den Traeumen *spielt, es waere immer das selbe Spiel gewesen. Teilt der Große Traeumer aber seine Allmacht auf und verteilt sie, dann kann jeder Traum mit jedem Inghros ein neues Spiel spielen und neues … erleben?“

(*spiel bedeutet hier realisieren/verwirklichen.)

Siam hatte unsicher gesprochen und blickte verlegen zu Boden. Er wußte, wie das in den Ohren seiner Mitschueler klingen musste und sogleich fingen diese zu Lachen an, doch Meister Kall brachte sie mit einem finsteren Blick zum schweigen. Dann laechelte er milde Siam an und klatschte in seine kraeftigen Haende.

„Siam hat recht! Der Traeumer liebte seine Treuem so sehr, dass er ihnen nicht nur eine Welt baute, in der sie leben konnten, sondern auch seine Kraefte splittete, damit sie alles erleben konnten, was er vermag.“ Siam lief rot an und spuerte in seinem Ruecken einen bohrenden Blick von Tobin, der ihm nach dem Unterricht wieder in die Mangel nehmen wuerde.

Lange war das her. Siam stand stinkwuetend draußen vor der Halle inmitten der fliegenden Traeumsamen und dachte an die vielen Jahre zurueck, die Tobin ihn gequaelt hatte. Die vielen Jahre, in denen immer wuetender worden war. Tobin war dumm, doch er hatte schon laengst seine Traeume, die mit ihm spielen wollten. Alle hatte ihre Traeume, nur Siam war allein. Er war der beste Schueler, den die Schule jemals hatte und doch wollte ihn kein Traum haben. Wieder hoerte das Klackern auf den jahrtausende alten Steinboden. Alles in Siam schrie danach, fortzulaufen, doch irgendetwas hielt ihn zurueck. Das Klackern kam langsam naeher, dann spuerte Siam die vertraute Hand von Meister Kall auf seiner Schulter. Er versuchte es, aber er konnte die Traenen nicht mehr zurueck halten. Unbeholfen wischte er sich mit den Aermel ueber die Augen und putze sich die Nase. Meister Kall wartete geduldig, bis er sich beruhig hatte, ehe er sprach.

„Komm, lass uns ein Stueck gehen.“

„Sie wollen mich nicht!“ Wimmerte Siam.

„Das ist nicht wahr, Siam.“ Meister Kall sprach sanft. „Sie wollen Dich. Du bist nur noch nicht bereit dazu.“

„Wann bin ich es denn endlich? Alle spielen schon mit den Traeumen. Alle, selbst der dumme Tobin. Er lacht mich staendig aus, dass ich zu dumm bin, fuer die Traeume. Aber ich bin der beste Schueler, der jemals ein Waechter wurde und die Traeume wollen mich einfach nicht! Warum?“ Siam weinte bitterlich waehrend Meister Kall ihn einen alten Steinpfad entlang fuehrte.

„Wann Du soweit bist, entscheidest ganz allein Du, Siam.“ Meister Kall zeigte auf einen sehr großen Schwarm Traumsamen, der ihnen folgte. „Siehst Du all die Traeume dort?“ Fragte er.

Siam wischte sich ueber die Augen und blinzelte mehrmals. Der Schwarm war riesengroß und alle Samen flogen in respektvollem Abstand. „Der ist doch nur Euretwegen hier!“ Brummte er beleidigt.

„Du irrst Dich Siam. Das sind alles Deine Traeume.“ Siam blieb mit offenen Mund stehen. Er blickte zu Meister Kall und dann zu den Traeumen. Vorsichtig ging er auf sie zu, aber sie entfernten sich sofort wieder. „Seht ihr! Jedes Mal geschieht das! Sie wollen mich nicht, sie wollen zu Euch!“

Meister Kall laechelte milde, aber in seinem Gesicht tobte ein Kampf. Er haderte mit sich, ob er Siam die Wahrheit sagen konnte. Ob er es wagen sollte. Dann traf er eine Entscheidung. „Hast Du Dich nie gefragt, warum ich meine Faehigkeit noch nie demonstriert habe?“

Siam schaute verwundert auf seinen Meister. Dann nickte er.

„Ich werde Dir jetzt etwas anvertrauen, und nur Dir. Solltest Du dieses Vertrauen jemals missbrauchen, bekommst Du von mir kein zweites. Nie wieder, hast Du das verstanden?“

Siam war so verbluefft ueber diese Worte, dass er nur mit offnen Mund nickte.

„Sag es!“ forderte der Meister Siam in auf.

„Ja, ich schwoere es, Meister.“

Meister Kall blickte ihm noch einen Moment in die Augen, ehe er weitersprach.

„Ich habe keine Faehigkeit Siam. Ich besitze keine Kraft, keine mentale Staerke, nichts herausragendes. Die Traeume sind nie mit mir geflogen, niemals – bis auf einen einzigen. Ein Traum liebte mich und schenkte mir sein Spiel. Er schenkte mir das Spiel der Vergebung, deswegen wurde ich Lehrer.“

Siam schwieg und starrte ihn mit offnen Mund an. Niemals haette er von dieser Autoritaet erwartet, das er nur ein gewoehnlicher Waechter war. Er hatte sie so viel gelehrt ueber die Kraefte, ihre Faehigkeiten, ihr Wissen, wie konnte er da selbst keine haben? Dann erst realisierte er, was Meister Kall da sagte.

„Das Spiel des Vergebung. Was bedeutet das?“

„Das bedeutet, mein lieber Siam, dass der Traum mich lehren wollte, mit den Traeumen zu spielen! Aber ich … hatte keine Gabe.“

„Aber, ich kenne meine Gabe auch nicht, das … das … .“ Siam lies den Kopf haengen, jetzt war es raus. Alle in seiner Klasse hatten ihre Gabe bereits entdeckt, ihre besonderen Faehigkeiten – nur er nicht. Er war fuer die Traeume nutzlos und sie wuerden nie mit ihm fliegen.

„Wut blockiert die Gabe, Siam.“ Meister Kall war bereits weiter gegangen und Siam eilte ihm hinterher. „Wut blockiert die Gabe? Woher … seid ihr auch voller Wut und deswegen ohne Gabe?“

Meister Kall schwieg sehr lange, ehe er weiter sprach.

„Ich war es, ich war es viel zu lange … bis es zu spaet fuer mich war.“

Der Weg fuehrte sie zu einer alten versteckten Felsgrotte. Siam hatte keine Zeitgefuehl, wie lange sie unterwegs waren. Aber diesen Ort kannte er nicht. Ein wenig unsicher folgte er Meister Kall in die Hoehle hinein. Sie war finster, kreisrund und verjuengte sich nach oben wie eine kleine Halle. Aber hier war …

„… nichts! Hier ist nichts. Warum sind wir hier hier, Meister Kall?“

„Damit Du lernst, mit den Traeumen zu fliegen, Siam.“

Siam verschraenkte die Arme und betrachtete seinen Meister.

„Hier? Sollten wir nicht lieber in der Schule ueben?“

„Hier werden wir nicht ueben. Hier wirst Du lernen, Dir zu vergeben. Sobald Du Dir vergeben hast, wirst Du erkennen, welche Faehigkeit der Traeumer Dir geschenkt hat. Denn die Wut versteckt Deine Gabe und Angst macht sie unbedeutend.“

„Aber wie? Ich … .“

„Tobin ist nicht hier. Niemand ist hier, nur ein alter Mann der endlich sehen will, was Du fuer eine Faehigkeit hast. Niemand lacht Dich aus, niemand urteilt ueber Dich. Ich schon gar nicht. Also vergib Dir und flieg mit den Traeumen.“

Siam konnte das alles immer noch nicht glauben. Meister Kall sollte keine Faehigkeit haben? Aber … was hatte er zu verlieren?

„Was muss ich tun?“ fragte er.

„Stell Dich in die Mitte der Hoehle und breite die Arme aus. Schließ Deine Augen und stell Dir einfach vor, wie Du mit Dir eins wirst, wie alles in Dir eins ist und Du vom ersten Großen Traeumer gesegnet wirst mit Deiner Gabe.“

Siam schaute ihn verwirrt an. „Das … ist alles?“

„Das ist alles.“

Ein wenig zoegerlich wackelte er in die Mitte und breitete die Arme aus. Er superte die kraeftigen Haende von Meister Kall auf seinen Schultern. Dann schloss Siam die Augen und stellte sich vor, in einem reinen Licht des ersten großen Traeumeres zu stehen und seine Gabe zu empfangen. Zuerst geschah gar nichts und Siam zweifelte schon fast erneut. Als er eine Waerme spuerte, die von oben auf ihn herab schien. Sie durchdrang ihn regelrecht, huellte ihn ein und lies ihn alles augenblicklich unbedeutend erscheinen, was ihn eben noch wuetend gemacht hatte. Alles verblasste in dem warmen Schein um ihn und in ihn. Er fuehlte ein Licht vor seinen geistigen Augen, das immer heller wurde und als Siam die Augen oeffnete, sah er sich umringt von sich selbst. Ein jeder Teil leuchtete in einer anderen Farbe und er selbst in der Mitte strahlte golden. Als er den Blick hob, sah er ueber sich eine Lichtkugel, das in einhuellte und in ihrem Glanz erleuchtete. Siam genoß dieses Gefuehl des vollkommenen Friedens in sich und saugte es bis in die tiefsten Zellen seines Seins auf. Er schloss seine Augen und fuehlte sich tief mit allem verbunden. Er spürte, wie etwas in ihm aufbrach, wie eine Huelle aus der er sich endlich befreit hatte. Sein Geist oeffnete sich weit, spuerte das Leben um sich in der Welt. Alles Leben, von der ein Teil war. Da fuehlte er ein leichtes und sanftes ziehen, aus dem Erdinneren. Sanft und doch fordernd. Er folgte mit diesem Spueren, hinab zum Weltmeer, hinab zum Inneren der Erde. Durchdrang die Grenze der bekannten Welt und erkannte eine unbekannte, riesengroße Hoehle dort unten mit einem strahlenden Licht, das ihn rief. Das ihn sein Leben lang gerufen hatte, geduldig, wartend – bis er bereit war und endlich geantwortet hat. Dann sah Siam es. Er sah seine Gabe. Seine Gabe ist …

„… Du bist Licht.“ beendete Meister Kall seinen Unterricht. Siam schuettelte sich benommen und blinzelte mehrmals. Er war verwirrt und gluecklich zugleich und konnte nicht begreifen, was da eben geschehen war. Fragend blickte er in ein Meer aus Traumsamen, das ihn jetzt umringt, seine Traumsamen und mittendrin in das traenennasse Gesicht seines laechelnden Lehrers. Da erst erkannte Siam die Wahrheit. Sein Meister hatte eine Gabe, er hatte die Gabe fuer jeden zu vergeben.

Denn nur wer vergibt, kann mit den Traeumen fliegen.

Vergib Dir und glaub an Dich. Egal, wie groß oder klein Deine Gabe ist, Du bist wertvoll fuer so viele Traeume auf dieser Welt, die alle nur auf Dich gewartet haben.

SpielWelt – folge Deinem Herzlicht.

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Vergebung. Link fuehrt zum WebBook, Kapitel Legende – wie der Erste Große Traeumer die SpielWelt erschuf.


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