Bei uns am Familientisch – und was Jesper Juul damit zu tun hat

Ab einem bestimmten Alter der Kinder wird Essen zum großen Thema - bei einem früher, beim anderen später. Damit tauchen auch viele Grundsatzfragen auf, die man zuerst mit sich selbst und dem Partner klären muss: Wie oft wollen wir alle gemeinsam essen? Was verstehen wir unter Tischmanieren? Müssen alle das selbe essen, oder kann jeder nach Lust und Laune selbst entscheiden?

Bei uns war Oliver immer ein guter Esser und seit er ein halbes Jahr alt war auch voll in den Familientisch integriert. (Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen.) Helena hat sich ein bisschen mehr Zeit gelassen, und immer noch isst sie wohl am liebsten Muttermilch. Aber angespornt durch ihren großen Bruder landet doch langsam mehr „richtiges" Essen in ihrem Bauch, ich bin mir sicher, das wird bald noch mehr werden.

Bei uns am Familientisch – und was Jesper Juul damit zu tun hat

Die oben schon genannten Fragen und noch viele mehr haben wir uns also schon stellen müssen. Als ich kürzlich Jesper Juuls letztes Buch „ Essen kommen: Familientisch - FamilienglückFamilientisch Jesper Juul damit„* zur Rezension bekommen habe, hab ich mich gleich mal in das Buch vergraben. Na gut, in Wahrheit hat es jetzt Monate gedauert, bis ich das Buch zu Ende gelesen habe - auch mein Tag hat nur 24h und abends im finsteren Schlafzimmer beim Einschlafstillen liest es sich schlecht (also so ein richtiges Buch :-)). Jedenfalls fand ich es so spannend die Gedanken eines Experten zu diesem Thema zu lesen, dass ich meine wichtigsten Erkenntnisse und Learnings heute mich euch teilen möchte!

Unsere Werte am Familientisch, und was Jesper Juul dazu sagt

Gemeinsam einkaufen und kochen

In diesem Punkt sind Herr Juul und ich uns einig: bezieht man Kinder von Anfang an ins Familienessen mit ein, also von der Planung über den Einkauf bis zum Kochen, werden sie offener für neue Lebensmittel und essen tendenziell mehr. Oliver hilft mir schon seit er stehen kann beim Kochen, zuerst hat er nur gerührt, Dinge zusammen geleert, mittlerweile schneidet er mit seinem eigenen (scharfen!) MesserFamilientisch Jesper Juul damit* das Gemüse. Und ja, er hat sich schon in den Finger geschnitten, aber meine Meinung ist, dass Kinder es nur so lernen. Klar, es gibt Ausnahmen, und ich würde ihn keinen Finger abschneiden lassen, nur damit er lernt, dass Messer scharf sind. Aber ein kleiner Schnitt schadet nicht, und nun passt er besser auf und weiß, worauf er achten muss.

Auch beim Einkauf ist er immer mit dabei und darf sich etwas aussuchen. Meist ist das ein Stück Obst, Mango zum Beispiel, manchmal aber auch eine Kugel Mozzarella. Klar, er möchte auch mal Süßigkeiten, aber die gibt es einfach nicht. (Er darf sie essen, wir kaufen aber keine - sie finden leider sowieso ihren Weg zu uns. Mehr dazu aber gerne ein anderes Mal.)

Ein Tipp von Juul ist, dass man die Kinder Unterschiede schmecken lassen soll. Zwischen einer Tomate aus dem eigenen Garten und einer weit gereisten aus Spanien. Zwischen einem roten Paprika, einem gelben und einem grünen. Zwischen einer hochwertigen Schokolade und einer billigen im Sonderangebot. Man darf nicht erwarten, dass sie mit ihren paar Jahren schon ein Bewusstsein für Zutaten und Qualität entwickeln. Aber auf lange Sicht werden diese Sinneseindrücke wichtige Richtlinien in ihrem Leben.

Bei uns am Familientisch – und was Jesper Juul damit zu tun hat

Gemeinsam Essen

Grundsätzlich würde ich gerne jede Mahlzeit gemeinsam einnehmen. Nachdem ich aber auch dafür bin, auf den eigenen Körper zu hören und nicht nach der Uhrzeit zu essen, gelingt das nicht immer. Manchmal haben einfach nicht alle gleichzeitig Hunger. Ich habe es aber gerne, wenn zumindestens zwei Personen gemeinsam bei Tisch sitzen. Auch, wenn einer „nur" etwas trinkt (ist dieses etwas warm, darf man das dann Hygge nennen, auch das kommt im Buch vor :-)). Jedenfalls finde ich es schön, wenn gemeinsam gegessen wird. Ich denke auch, dass diese Tradition immer wichtiger wird, je älter die Kinder werden. Sie verbringen mit fortgeschrittenem Alter mehr Zeit weg als daheim, da finde ich gemeinsame Mahlzeiten eine gute Möglichkeit Zeit miteinander zu verbringen und sich auch zu unterhalten.

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt

In BLW Tagen haben wir den Kindern einfach verschiedene Möglichkeiten geboten und sie durften selbst wählen. Mit fortschreitendem Alter wird das zunehmend schwieriger. Ich bin da noch flexibler als Max, bei dem wird gegessen, was eben auf den Tisch kommt. Bei mir dürfen die Kinder öfter selbst wählen, weil ich nach wie vor der Meinung bin sie wissen am besten, was ihr Körper gerade braucht. Das dürfen dann aber keine Gummibären sein (die wir ohnehin nicht daheim haben :-)), oder auch nicht zu jeder Mahlzeit ein Honigbrot, nur weil es süß ist. Aber ich stelle verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl, die alle für mich in Ordnung sind, und aus denen können sie dann wählen. Leider koche ich ziemlich oft für mich alleine. Der Mann will etwas mehr Fleisch und die Kinder irgendwie ganz oft nur Grundzutaten. Clean Eating vom Feinsten sozusagen.

Mit dem Essen spielt man nicht und andere Tischmanieren

Bei uns darf in gewissen Maßen mit dem Essen gespielt werden - aber natürlich hat das Grenzen. Zum Beispiel darf auch mal in den Strohhalm hinein geblasen werden, weil bei Milch da so tolle Blasen entstehen, bei Wasser jedoch nicht. Wie sollen Kinder so etwas sonst lernen? Das Glas muss dabei allerdings fast ausgetrunken sein, damit nichts (oder wenig) verschüttet wird.

„Die Mahlzeit ist nicht der richtige Ort, seine Kinder oder andere Familienmitglieder zu erziehen."

Juul meint, wenn bei Tisch gemaßregelt wird vergeht einem automatisch der Appetit. Sätze wie:

Du bist aber brav, du hast alles aufgegessen!
Was ist denn los mit dir? Du magst ja gar nichts?
Probier mal, es schmeckt gut, das wirst du mögen!
Iss ordentlich!
Bist du bald fertig?

So etwas sollte man nicht sagen, damit den Kindern nicht von vornherein suggeriert wird etwas falsch zu machen. Laut Juul sollte man dem Kind mit Interesse begegnen und klare, persönliche Aussagen machen. Zum Beispiel: „Ich möchte gerne, dass du das Essen mal probierst. Ich selbst mag Blumenkohl total gerne und würde mich freuen, wenn du ihn auch magst".

Wir machen das in manchen Fällen also (laut Juul) ganz gut, so sagen wir zum Beispiel nicht (oft): „Sprich nicht mit vollem Mund" - wir tun so, als würden wir nichts verstehen, wenn er etwas mit vollem Mund sagt. Ich hab ihm das so erklärt und er akzeptiert es eigentlich gut. Wir müssen uns nur sehr oft selbst an der Nase nehmen, man spricht nämlich öfter mit vollem Mund als man denkt. (Jedenfalls wir!)

Bei uns am Familientisch – und was Jesper Juul damit zu tun hat

Jeder bleibt sitzen, bis alle gegessen haben

Das wäre eigentlich immer mein Vorhaben gewesen, ebenso wie das nur bei Tisch gegessen wird. Tja, was soll ich sagen, dann wird man Mama und alles ist anders. Unsere Kinder sind ohnehin toll, sie bleiben sicher länger sitzen als manch andere. Aber sie haben nun mal Hummeln im Hintern und ich möchte mein Essen nicht inhalieren müssen. Also dürfen sie vor uns aufstehen und spielen. (Und auch abseits vom Tisch essen, wobei ich das noch beschränke - nicht alles, nicht immer und nicht überall, je nach Situation.)

Hilfe, mein Kind isst nichts / immer nur das Selbe / das Falsche / kein Gemüse

Laut Juul ist wählerisch sein anerzogen. Und in einem gewissen Maße stimme ich ihm da zu. Ich kenne leider einige Kinder, die von Breitagen an als wählerisch abgestempelt wurden. „Nein, das geb ich ihr gar nicht mehr, das isst sie nicht" oder „Sie isst am liebsten xxx" habe ich oft gehört. Leider stimmt auch hier: wie wir unser Kind benennen, so sieht es sich selbst und wird über kurz oder lang auch so.

„Haben Kinder das Alter erreicht, in dem sie etwas anderes als Brei zu sich nehmen können, dann ist es sinnvoll, wenn das Essen auf ihrem Teller dem der Erwachsenen gleicht."

Oliver isst grundsätzlich viel und alles, Helena weniger und ausgewählter. Da muss ich mich schon auch oft zurück halten, wenn jemand fragt, ob sie eine gute Esserin ist. Sie isst einfach anders, als es Oliver macht. So wie ich anders esse, als es mein Mann macht. Bei uns muss keiner, jeder soll probieren (muss aber auch das nicht) und wenn man keinen Hunger hat oder etwas nicht mag, dann ist das ok. Jeder kennt seinen eigenen Körper am Besten, auch ganz kleine Kinder!

Gewinnspiel

Was mir besonders gut am Buch gefällt ist, dass Juul auch Rezepte in das Buch gemixt hat. Das finde ich erfrischend und regt Familien, bei denen vielleicht bisher nicht so viel selbst gekocht wurde, dazu an es zu versuchen.

So ist das also bei uns am Familientisch! Und bei euch? Das würde mich jetzt interessieren! Unter allen Kommentaren verlose ich außerdem mein Rezensionsexemplar - also verratet mir schnell, welche Regeln bei euch bei Tisch gelten und wie eure Kinder so essen. Am 05.02. lose ich aus!

Teilnahmebedingungen
Teilnahmeberechtigt sind natürliche Personen ab einem Alter von 18 Jahren mit einem Wohnsitz in Österreich, Deutschland oder der Schweiz. Wenn du noch nicht 18 Jahre alt bist, brauchst du das Einverständnis deiner Eltern um teilnehmen zu können. Die Gewinner werden nach dem Zufallsprinzip ermittelt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das Gewinnspiel endet am 05.02.2018.

Die Gewinner werden in einem Artikel hier am Blog bekanntgegeben und per Mail verständigt. Wenn du innerhalb von 3 Tagen kein E-Mail bekommen hast, schreib mir bitte ein kurzes Mail an Ulrike[at]fitundgluecklich.net. Sollte es nicht möglich sein, mit dem Gewinner innerhalb von 2 Tagen Kontakt aufzunehmen, wird ein neuer Gewinner ausgelost.

Bei uns am Familientisch – und was Jesper Juul damit zu tun hat *Affiliate Link - bestellt ihr über diesen Link, bekomme ich eine kleine Provision gutgeschrieben, von der ich die Technik dieses Blogs bezahle (Webhosting etc.). Ihr bezahlt dadurch selbstverständlich nicht mehr (und wenn ihr die Produkte in einem Geschäft ums Eck findet, kauft sie bitte dort!)

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