8 Dinge die sich beim Thema „Baby“ niemand zu sagen traut

Das Thema „Baby“ hat eine riesige Last zu tragen. Es ist überzogen von einem Schein aus perfekt inszenierter Familienidylle, gepaart mit den niedlichsten Babystramplern und demonstrativ dargestellter unendlicher Liebe. Im Grunde genommen fängt das schon in der Schwangerschaft an, denn auch hier ist man grundsätzlich „over the moon“ über den neuen Erdenbürger und schwebt seit dem positiven Test auf einer Wolke des Glücks bis in den Kreißsaal.

In der Realität sieht das oftmals anders aus. Spätestens ab dem 8. Schwangerschaftsmonat ist das „Wölkchen-Gefühl“ verschwunden, und die meisten Frauen fühlen sich eher wie eine trächtige Kuh. Alltägliche Dinge werden zu einer Herausforderung und man sehnt sich die Geburt herbei. Ist das Baby dann endlich da ist laut den umstehenden Personen sowie dem World Wide Web sowieso alles absolut perfekt, man ist jetzt „vollständig“.

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Von den Herausforderungen die so ein Baby mit sich bringt sprechen die wenigsten. Ruckzuck ist man als frischgebackenes Elternpaar frustriert und am Boden zerstört, weil es ausgerechnet „bei uns nicht so ist wie bei XY“. Dazu kommt Verunsicherung, denn ist man erst mal Mama oder Papa geht man zu 95% der Zeit davon aus, das man selbst daran Schuld ist und einfach nicht in der Lage eine „perfekte Familie“ zu sein. Die anderen 5% ist man kurzzeitig überzeugt, dass es auch an etwas anderem liegen könnte, aber glaub mir, es kommen Menschen, die überzeugen dich vom Gegenteil:

„Vielleicht isst du einfach das Falsche und das Kind hat deshalb dauernd Bauchschmerzen“ oder „Du musst dein Kind bezüglich seiner Feinmototik fördern, sonst wird es in der Schule Probleme haben.“ Zack, schon bist du wieder selbst Schuld.

Stellt man mir die Frage wie es so läuft oder wie die ersten 3 Monate mit Kind waren gibt es bei mir keine „rosa Wölckchen“-Antwort sondern nur eins: die absolute Wahrheit. 

Ein Kind zu bekommen ist wirklich wunderschön, aber wenn man von vorneherein mehr über die Realität weiß, ist man hinterher auch nicht enttäuscht weil vieles nicht nach Plan läuft. Klar, diese Punkte sind nicht angenehm und keiner will so wirklich darüber sprechen, aber so kann ich dich unterstützen vieles gelassener anzugehen als ich oder Freunde von mir das getan haben. Erst wenn du anfangen kannst viele Punkte lockerer zu sehen und aufhörst dir wegen jedem Mist unendlich viele Gedanken zu machen, kannst du deine Zeit mit Kind genießen. Und glaub mir, die ist wunderschön und vergeht wie im Flug. Also lass uns über die Stolpersteine sprechen und dann gibt es auch keine komischen Situationen wie: „Aber bei der Marie hat das Kind nie so viel geweint. Mit uns oder unserem Kind ist etwas nicht in Ordnung.“

Nein, es ist alles in Ordnung, mit dir, mit euch als Eltern und mit dem Kind. Das einzige was nicht stimmt ist die Augenwischerei anderer Eltern!

Legen wir los:

  1. Die Geburt
    Ich gebe zu, ich wollte NIEMALS einen Kaiserschnitt. Nicht weil es ein Kaiserschnitt an sich ist und ich perfektionistische Vorstellungen zum Thema „natürliche Geburt“ hatte, sondern weil ich Panik vor OP-Sälen habe. Da erschien mir der Kreißsaal einfach sympathischer. Im Kopf hat man als Schwangere sehr viele Wünsche zum Thema Geburt. Die Mehrheit möchte eine natürliche Geburt, am liebsten ohne Schmerzmittel, eine engagierte Hebamme, die Lieblingsmusik im Hintergrund und einen Partner der genau die richtigen Worte findet.In der Realität kann es dir passieren, dass dein Partner völlig überfordert ist. Es kann dir passieren, dass die Hebamme übermüdet ist, nur noch auf den Feierabend wartet und gar keine Lust hat dir zu zeigen, wie du deine Wehen am besten veratmest. Es kann dir passieren, dass dein Wunschkrankenhaus kein Platz mehr für dich hat und du eine andere Klinik aufsuchen musst. Aber genauso kann es dir passieren, dass du bei einem Kaiserschnitt landest, obwohl du diesen nie in Betracht gezogen hast.
    ABER: je weniger du dir das Geburts-Szenario ausmalst, desto entspannter wirst du sein! Ich habe mir nie einen Kaiserschnitt ausgemalt, aber ihn auch nie kategorisch abgelehnt. Ehrlich gesagt habe ich mir nie viele Gedanken um die Geburt gemacht. Im Endeffekt ist das alles überhaupt nicht wichtig! Vertraue die ganze Zeit auf deine Intuition und achte nicht so auf die Menschen um dich herum. Ich war so beschäftigt mit mir selbst und dem Veratmen der Wehen, dass ich die vielen Diskussionen um das Leben meines Kindes im Behandlungszimmers nicht mitbekommen habe und weißt du was: es war das Beste was mir passieren konnte! Zum Schluss war es ein Kaiserschnitt, aber: so what!
    Und jetzt appelliere ich an alle Schwangeren und Frauen, die mit ihrem Kaiserschnitt hadern: Ohne diese Technik hätte ich ein totes Baby geboren! Sei dankbar, dass es in der heutigen Zeit so etwas gibt und lasse diese Erfahrung einfach hinter dir! Hör auf dich zu bemitleiden und vor allem mit dem Schwachsinn: „Unsere Mutter-Kind-Beziehung ist gestört, weil ich einen Kaiserschnitt hatte.“ Es kommen so viele schöne Tage mit deinem Baby/Kind, in denen es darum geht eine Beziehung aufzubauen und diese zu intensivieren! Der Tag der Geburt wird nicht über eure Beziehung entscheiden!
  2. „Homecoming“ – Endlich zu Hause!
    Wenn du nach der Geburt nach Hause kommst ist es vor allem eins: Anders! Es gibt keinen Rhythmus mehr und du wirst ihn in den ersten Wochen auch nicht beeinflussen können, egal wie viele Ratgeber du gelesen hast. Du bist müde, überfordert und in manchen Momenten auch einfach hilflos. Aber: Das ist vollkommen okay so und absolut normal! Verabschiede dich von der Vorstellung in deiner geputzten Wohnung täglich neuen Besuch zu empfangen, während du aussiehst wie das blühende Leben. Der Wochenfluss, schmerzende Brüste (dazu gleich mehr) und Augenringe des Grauens holen dich in die Realität zurück. Ich bin meiner Hebamme bis heute dankbar, denn sie gab mir in der Schwangerschaft folgenden Tipp: „In den ersten 4 Wochen so wenig Besuch wie möglich. Wenn ich vorbei komme, ist es mir auch egal wie ihre Wohnung aussieht und versuchen sie viel Zeit im Bett oder auf dem Sofa zu verbringen.“ Die Frau wusste wovon sie spricht und ich bin froh, es auch genau so gemacht zu haben. Das Wochenbett an sich geht zwar länger, aber ich habe mich nach 3-4 Wochen viel fitter gefühlt und war froh, mal wieder an die frische Luft zu kommen. Aber auch das ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Nimm dir die Zeit und sei nicht traurig, weil es am Anfang nicht so romantisch ist, wie es bei Nutzer XY auf Instagram scheint.
  3. „Ich schaffe das alles nicht“
    Auch dieser Satz wird dir irgendwann über die Lippen kommen, gepaart mit dem Gedanken, was du dir dabei gedacht hast ein Kind zu bekommen. Vielleicht passiert es dir sogar das du dein Baby zwischendurch mal hasst, wenn es mitten in der Nacht 2 Stunden am Stück schreit und du einfach nicht mehr weiter weißt. Aber vertrau mir: du bist deshalb keine schlechte Mutter!
    Du wirst alles irgendwie hinkriegen, machst einfach eins nach dem anderen und verfalle bloß nicht in Panik. Höre auch auf darüber nachzudenken, was die Nachbarn denken könnten, wenn dein Kind dauernd weint. Das ist wirklich nicht dein Problem! Ich verspreche dir: ist diese Phase erst mal überstanden, wirst du dein Kind wieder über alles lieben und erfreust dich an jedem Lächeln das es dir schenkt.
  4. Stillen
    Stillen ist ebenfalls so ein Thema, dass mit unfassbar vielen Erwartungen gekoppelt ist. Ich wollte immer Stillen, aber hätte ich nicht genügend Milch gehabt, hätte ich auch nicht viel tun können, außer meinem Kind die Flasche zu geben. Stillen wird als der heilige Gral gefeiert und ja, ich bin auch überzeugt davon, dass man sein Baby die ersten 5-6 Monate voll stillen sollte. ABER: du  bist auch keine schlechte Mutter, wenn du dich dagegen entscheidest! Es gibt viele Gründe warum eine Mutter nicht stillen kann oder nicht möchte und jeder hat bei diesem Thema sein eigenes Päckchen zu tragen. Der Punkt Stillen leitet direkt weiter zu Punkt Nummer 5:
  5. Schmerzende Brüste
    Kein Mensch hat mich davor gewarnt wie schmerzhaft die ersten 3 Wochen Stillen sind. Okay, doch eine Freundin, aber sie verpackte es mit den Worten: „Aber das muss ja nicht bei jedem so sein!“ Da ich grundsätzlich ein positiver Mensch bin, bin ich davon ausgegangen, dass es bei mir nicht so sein wird. Ein Irrglaube. Und nach vielen Gesprächen mit den unterschiedlichsten Müttern musste ich auch feststellen: ich kenne keine, bei der es nicht so wahr. Die ersten 3 Wochen waren die Hölle! Du hast keine Ahnung wie du dein Baby richtig anlegst (vorausgesetzt es ist das Erste), das Kind selbst macht intuitiv auch nicht alles richtig (zweiter Irrglaube!), deine Brüste werden beim Milcheinschuss unglaublich schwer und vor allem heiß! Ich kann mich noch genau an diesen Tag erinnern. Ich wünschte mir im Krankenhaus nichts mehr als eiskalten Magerquark auf meinen Brüsten verteilen zu können, wie bei einem Sonnenbrand 😀 Die Brustwarzen schmerzen, bei manchen sind sie blutig oder gar rissig. Aber auch hier kann ich sagen: Beiß dich durch, es geht vorbei! Ich weiß noch wie ich im Krankenhaus bei jedem Stillen anfing zu weinen, weil ich Schmerzen hatte. Ich habe mich gefragt, wie ich das ansatzweise 6 Monate durchhalten soll. Aber die Hebammen im Krankenhaus sowie meine zu Hause haben mir ganz wunderbar geholfen und mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Heute bin ich froh, dass ich durchgehalten habe, denn du hast die Milch immer dabei, immer in der richtigen Temperatur und das Stillen ermöglicht dir immer eine kleine Auszeit. Yasmin hat gerade vor ein paar Tagen ihre Stillgeschichte veröffentlicht. Ich finde sie sehr lesenswert und ich habe mich in fast allen Absätzen wiedergefunden. Wer Interesse an diesem Thema hat, sollte den tollen Beitrag unbedingt lesen!
  6. Zeit in der Elternzeit
    Achja, beantragt man seine Elternzeit hat man noch Visionen:
    a) Der Haushalt ist immer ordentlich
    b) Ich werde täglich tolle Gerichte kreieren
    c) Es dauert ewig bis ich wieder arbeiten muss.
    Jetzt sitze ich hier und Laura ist schon in ihrem vierten Lebensmonat. Ich gestehe, dass ich gerade in den ersten Wochen die Arbeit oft vermisst habe. Da wusste ich wie der Hase läuft, wusste die Menschen um mich herum einzuschätzen, machte meinen Job an den meisten Tagen auch richtig gern. Zu Hause war da dieser hilflose Wurm, bei dem ich nicht einschätzen konnte was ihm gefällt und was nicht. Kein Tag war wie der andere, es war ein wenig wie Roulette. Vor ca. 5 Wochen habe ich aber beschlossen, Laura viel mehr zu genießen. Die Zeit bewusster wahrzunehmen und nicht durch die Gegend zu hetzen, wie ich es sonst in meinem Alltag getan habe. Sie wird nie mehr so klein sein, das wurde mir erst zu diesem Zeitpunkt so richtig bewusst. Das tägliche Roulette-Spiel hat sich nicht verändert, aber meine Haltung dazu. Ich besuche nach wie vor gerne die Kollegen auf der Arbeit und freue mich über jede Nachricht von ihnen, aber ich bin auch gerne im Hier und Jetzt. In meinem kleinen zu Hause, mit meiner kleinen Laura.
    Das Thema Kochen habe ich ja schon mehrfach angeschnitten und gerade in der Anfangszeit kriegt man da wirklich nicht so viel auf die Kette. Mittlerweile sieht das aber auch wieder besser aus. Laura kann sich immer öfter mal ein paar Minuten alleine beschäftigen und es gibt an 90% aller Tage immer ein frisch gekochtes Mittagessen bzw. Abendessen. Also Neu-Mamis, gebt nicht auf, es wird besser!! Naja und der Haushalt…ich sag nur: mein Baby ist nur einmal so klein. Da bleibt Laura zu Liebe immer mal wieder etwas liegen. Es gibt Tage da stört es mich enorm und es gibt Tage da ist es mir einfach egal, weil es dazugehört.
  7. Mit Baby unterwegs oder „Ich besteige den Mond“
    Wenn du das erste Mal mit deinem Baby unterwegs bist, machst du gefühlt eine Mond-Exkursion. Du hast tausend Dinge dabei und es scheint dir schier unmöglich nicht doch irgendetwas vergessen zu haben. In der einen Hand trägst du die Wickeltasche, in der anderen den unfassbar schweren Maxi Cosi. Keiner hat mich darauf vorbereitet das dieser Kindersitz SO UNFASSBAR SCHWER ist. Also don’t worry, wenn du in der Anfangszeit mit diesem Ding blaue Knie hast. Das passiert. Was deine Wickeltasche angeht: du wirst mit Sicherheit am Anfang etwas vergessen, aber man lernt mit Baby unwahrscheinlich schnell zu improvisieren. Hast du die Tasche dann einmal komplett, empfehle ich dir, sie nie wieder vollständig auszuräumen. Ergänze einfach das, was du unterwegs benötigt hast direkt wenn du nach Hause kommst. Seitdem ich mit diesem Auffüll-Prinzip arbeite habe ich nichts mehr vergessen.
  8. Wäsche
    Babys sind süß und und klein, liegen den ganzen Tag nur so rum und machen im Gegensatz zu größeren Kindern kaum extra Arbeit. FAIL! Babys produzieren Schmutzwäsche in Dimensionen, die mir so nicht bewusst waren. Ich möchte mir noch gar nicht ausmalen wie unsere Stromrechnung am Ende des Jahres ausfällt, denn die Waschmaschine läuft fast im Dauereinsatz. Unmengen an Bodys und Oberteilen sind gerade zu Beginn in die Wäsche gewandert. Heute sehe ich das auch wieder lockerer und wechsle nicht nach jeder Spuckattacke das Oberteil. Wenn der Body allerdings gewechselt werden muss, gibt es da keinen Aufschub mehr 😉 Also falls du in Betracht ziehst, dir vor dem Baby eine neue Waschmaschine zu kaufen: investiere ruhig in eine mit größerem Ladevolumen 🙂

Das waren meine 8 Punkte vor denen mich niemand gewarnt hat und einige dieser Punkte haben mich in den ersten Wochen ordentlich gestresst. Hätte ich einiges vorher gewusst, wäre der Umgang damit mit Sicherheit leichter gewesen, deshalb hoffe ich, dass mein Beitrag einigen Neu-Mamis oder Bald-Mamis hilft, Dinge gelassener anzugehen als ich. Bist du von dem ein oder anderen Punkt überrascht?

An alle erfahrenen Mamis: habt ihr noch Ergänzungen?

Hab einen wundervollen Tag!


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