Zurück im el Cafécito

An einen Ort wiederzukehren, mit dem bereits abgeschlossen hat, wird bei mir immer mit diesem stumpfen Gefühl der Introversion, der Unnahbarkeit und des Desinteresses begleitet. Gedanklich war ich bereits in Peru, eine scheinbare Lösung für „das Motorrad-Problem“ lies mich aber nochmal nach Cuenca zurückkehren. Hier warte ich nun seit einigen Tagen auf das Eintreffen des Amis mit seiner Kawasaki. Derweil habe ich mir eine kleine Ausrüstung zusammengekauft. Wir werden morgen versuchen die Grenze zu passieren, mit gefälschten Papieren. Ich bin nervös.

Mit Dauer meiner Reise werden ich unempfänglicher: Während ich zu Beginn fortwährend von Eindrücken durchdrungen und beschäftigt wurde, spüre ich nunmehr eine Trübung der Sinne. Jener Trübung, die ich aus meiner Heimat kenne, und die verantwortlich dafür ist, dass man die Kleinigkeiten des Alltags übersieht, und die dazu führen kann, dass man den Alltag als gegeben, unwesentlich – gar trivial – einschätzt. Aber – ähnlich wie Denken in Vorurteilen – entspringt dieses Verhalten menschlicher Überlebensstrategie, so dass man vielleicht weniger von einer Trübung, als von einer Anpassung, einer Gewöhnung an die Umwelt sprechen sollte, mit der die Konzentration auf elementare Bedürfnisse erlaubt wird. So ist meine Erfahrung, dass mit dem Versetzen an einen neuen Ort, anfangs, aufgrund der vielen neuen ungewohnten Sinneseindrücke, die Gefühle für Hunger, Müdigkeit sowie Thermik kaum spürbar sind.

Ich bin wieder im el Cafécito. Dieses Gästehaus wird durch folgende Besonderheiten ausgezeichnet: Der wundervolle Kolonialbau hat einen überdachten Innenhof mit Bar. Auf allen Tischen stehen immer Blumen in grünen Fläschchen. Es riecht oft nach frischem Kaffee, italienischer Küche, Tabak, Alkoholika und seit Monaten herumgetragenen Rucksäcken. Alle drei Schlafsäle gehen zum Innenhof heraus. Der Innenhof fungiert ab dem späten Nachmittag auch als Versuchslabor für Gehörschäden. Etwaige Unterhaltungen sind dann mit dem Begriff Unterbrüllungen besser umschrieben. Die Musikauswahl ist sehr breit gefächert und hauptsächlich nach westlichem Geschmack. Am interessantesten ist die Reihenfolge der Titel: Es kommt nicht selten vor, dass auf Tracy Chapman, (alte) Metallica folgen, auf Aretha Franklin, die Misfits mit „die die my darling“, auf die grandiosen Arrested Development, die Ramones oder INXS und auf amerikanischen Country, Electro (hierbei vibrieren die Fenster am stärksten). Am unterhaltsamsten jedoch sind die beiden Kellner des Cafés: Ersterer lässt dreimal am Tag alles fallen. Inzwischen aber hat er sich beim Entschuldigen, Kehren und Aufwischen einer Ruhe und Selbstsicherheit bemächtigt, dass man fast geneigt ist zu denken, dieses Missgeschick gehöre zum einstudierten abendlichen Rahmenprogramm. Der Zweite fragt jeden Gast zweimal am Tag nach Namen und geplanter Verweildauer. Er trägt immer sein Buch bei sich (er ist mir damit bereits sogar  auf der Straße nachgelaufen) und vertröstet den Gast immer aufgrund des immensen Stresses auf spätere Bedienung – auch wenn man der alleinige Gast ist, und der einzige Hinweis auf irgendwelchen Stress, das Magenknurren des Wartenden ist. Ferner hat er große Schwierigkeiten beim Rechnen und rundet sehr gerne und großzügig auf.

Nein, freundlich sind sie nicht, die beiden Entertainer. Ich erwarte keine Arschkriecherei, aber, wenn man nachts, nach sieben Stunden Ecuadorianischer Busfahrt im Hostel ankommt, verschwitzt, hungrig, mit 25 Kilo Gepäck, das man durch die halbe Stadt getragen hat, wenn man dann,  ohne kurz verschnaufen zu dürfen, ohne das Zimmer gesehen zu haben, nach der Bezahlung im voraus „gebeten“ wird, dann finde ich das nicht so ganz angemessen.



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