Zum Abschied des Unbuddhisten: Transzendenz ... am Beispiel "Lucky Strike"

Der letzte Beitrag des "Unbuddhisten" klingt, als habe er fertig. Kann ich gut verstehen. Im Hinblick auf das, was er kritisierte, ist das Meiste gesagt und die Hoffnung auf Besserung bei den Religiösen gering. Da geht es mir wie ihm. Was meine Kritik im Wesentlichen von der des Unbuddhisten unterscheidet, ist meine Einstellung zur "Transzendenz". Ich habe bei ihm (gelegentlich zu seinem Missfallen) und hier ein paar Mal versucht, aufzuzeigen, welchen sinnvollen und interessanten Aspekt der Buddhismus in diesem Bereich haben könnte. Heute tue ich es, gewissermaßen auch aus Respekt vor dem Anliegen des Unbuddhisten, mit einer Geschichte, die ich im Blog wohl noch nie erzählt habe.
In den Jahren 1999 und 2000 hatte ich ein paar einschneidende Erlebnisse. Seltsam kamen mir, erst recht durch die Häufung, ein paar "Zufälle" vor, die mich drei Mal fast das Leben gekostet hätten. In zwei Fällen hätte mich beinahe ein Auto überfahren (ich rettete mich in beiden Fällen durch geistesgegenwärtige Sprünge zur Seite), im ersten Fall ein Behördenfahrzeug mit abgeschaltetem Licht mitten in der Nacht. Dazwischen lag der mit einer Überdosis Drogen vermischte Joghurt in Siem Reap (davon hatte ich mal berichtet). In der Folgezeit hatte ich Verantwortliche der o.g. provozierten "Unfälle" ausfindig machen und ihnen erklären lassen können, welche Folgen weitere Versuche dieser Art in Zukunft für sie hätten. 
In die gleiche Zeit fiel ein Rechtsstreit, den British American Tobacco (B.A.T.) wegen meiner Nutzung der Webseite lucky-strike.de (in dieser Schreibweise) gegen mich angestrengt hatte. B.A.T. betrieb auf luckystrike.de (ohne Bindestrich) über eine Agentur einen Webshop mit einschlägigen Artikeln, ich hatte mir die Seite im Hinblick auf eine geplante Gewinnspielsammlung gesichert, da "lucky strike" im Englischen "Glückstreffer" bedeuten kann. Bis dahin war die Seite jedoch mit einer filmkritischen verlinkt, die ein Freund unkommerziell von mir übernommen hatte. Ich ging daher von einer frei bleibenden Nutzungsmöglichkeit aus und lehnte die Unterlassungserklärung ab, was zu einer Klage der Gegenseite führte. Inzwischen hatte ich die Seite auf ein gemeinnütziges Krankenhaus umgeleitet, um ganz klar zu machen, dass ich keine kommerziellen Absichten damit verfolgte.    Als es in Hamburg zur Verhandlung kam - ich stand damals mit meinem Verlag am Anfang, hatte Schulden und war mittellos - hatte mein Anwalt bereits die Ablehnung der Prozesskostenhilfe auch schon der nächsthöheren Instanz (dem OLG) bekommen, da man auch im Falle einer Revision keine Erfolgsaussichten für mich sah. Ich wollte das Risiko dennoch tragen (ca. 25.000 DM), mich bewegte vor allem der Wunsch, Sprache vor ihrer Vereinnahmung durch Kommerz (hier sogar gesundheitsschädlichen) zu schützen. Im Markengesetz gab es dafür einen Passus, der verbot, mit einem Markennamen über den Inhalt eines Produktes hinwegzutäuschen. Ich sehe das hier erfüllt, denn wer ein potentiell Krebs erregendes Produkt als "Glückstreffer" (Lucky Strike) benennt, der scheint mir über dessen wahren Gehalt hinwegtäuschen zu wollen. Dies spielte jedoch zunächst keine Rolle. Ich versuchte zwar, über diese Schiene bei Konkurrenten des Unternehmens Interesse für meinen Fall zu erregen, aber es war abzusehen, dass denen ihr Hemd am nächsten war. Der Richter am LG Hamburg ging gar nicht auf die Verlinkung auf das Kinderkrankenhaus ein, er sprach nur von der Filmseite (dem Link, der vor Ablauf des Ultimatums für die Unterlassungserklärung bereits geändert war) und behauptete - trotz einer gegenteiligen Aussage des Seitenbetreibers - ein reines Dankeschönbanner für den Provider dieser Filmseite (der sie kostenlos zur Verfügung stellte) sei ein Hinweis auf deren kommerzielle Nutzung. Wie auch immer, der Prozess ging verloren, die nächste Instanz wäre es wahrscheinlich auch gewesen, die Kosten wären explodiert und ich hätte für eine Verhandlung vor dem BGH selbst eine Riesensumme vorschießen müssen.    Nun fing die Gegenseite (die damals zuständige Kanzlei, eine der größten in Deutschland, scheint die Marke heute nicht mehr zu betreuen) auf teils etwas unbeholfene Weise an, Pfändungsversuche durchzuführen. Ich einigte mich jedenfalls mit einem Gerichtsvollzieher auf Ratenzahlung, was dann auch die Verjährungsfristen aussetzte bzw. verlängerte. Dies sollte noch interessant werden, denn kurz vor Ablauf der Verjährung, die erst dann beginnt, wenn ein möglicher Schaden endete (d. h. mit meiner letzten Ratenzahlung) strengte ich - wegen der Unterschlagung der o.g. Aussage des Filmseitenbetreibers, dass ein Dankeschönbanner ein reiner Akt der Loyalität ohne kommerzielle Interessen sei - ein Verfahren wegen Prozessbetruges gegen den damaligen Richter an. Es wurde abgelehnt mit Hinweis auf die Verjährung, wobei man aber entgegen gängiger Rechtskommentare den Termin der Urteilsverkündigung zugrunde legte.    Dies war, wie so vieles zuvor, Teil einer umfassenden Strategie (u. a. hatte ich zwischenzeitlich sogar Markenrechte für "luckystrike" in Bereichen wie dem Internet beansprucht und dafür eine Urkunde vom Patentamt erhalten - bis zum Prozess, wo sie mir aberkannt wurden; außerdem gab es Gewinne mit B.A.T.-Aktien). Ich hatte meinem Anwalt noch nach der Verhandlung bei einem Kaffee erklärt, dass man manchmal auch für Gerechtigkeit mit anderen Kräften sorgen muss, wenn ein Gericht sie nicht herstellen kann. Ich glaube, das hat ihn etwas beunruhigt.    Als ich kurz vorm Offenbarungseid stand, gab es zwei nennenswerte Ereignisse. Der erste Gerichtsvollzieher, der mir auf die Pelle gerückt war und einen Offenbarungseid nahelegte und dem ich vorgeworfen hatte, ein Handlanger der Bösartigen zu sein, wurde von einem Kampfhund gebissen und berufsunfähig. Dies erfuhr ich von seinem Nachfolger, der sich mit mir wie gesagt auf Ratenzahlung über viele Jahre einigte. Der zweite seltsame "Zufall" war eine Einladung zur Quizshow "Glücksrad", für die ich mich schon ein Jahr zuvor beworben hatte und die längst bei einem kleinen Sender war und offenbar kurz vor dem Aus stand. Dass ich von denen nochmal hörte, war schon komisch, vor allem aber, wie die Show ablief. Die beiden anderen Kandidatinnen schienen mir die Bälle zuzuspielen, und ich hatte am Ende u. a ein Auto gewonnen, das ich später für praktisch genau die Summe verkaufen konnte, die mich der Rechtsstreit mit B.A.T. kostete. Nur bei der Endrunde, als es um Bargeld ging, hatten die beiden Frauen sich nicht auf meine Analyse der Buchstabenhäufigkeiten eingelassen, mit der wir auch diese Kohle - gemeinsam - hätten abräumen können. Auffällig war, dass der Umschlag, den ich aus dreien wählen musste, um das Auto zu gewinnen, zwar den Gewinn enthielt, die beiden anderen aber nicht vor meinen Augen geöffnet wurden, wie man das aus der Sendung (die aufgezeichnet wurde) kennt.    Ich dachte mir jedenfalls: Mal gewinnt man, mal verliert man. Ich hatte viel Geld mit einem stressigen Rechtsstreit verloren, dem ich aus dem Weg hätte gehen können. Und ich hatte ebenso viel auf leichte Weise wieder gewonnen. Da ich bereits Ratenzahlung vereinbart hatte, blieb ich handlungsfähig und konnte meinen Verlag aufbauen. 

Aus dem todesnahen Erlebnis infolge der Vergiftung in Kambodscha einerseits und dem - von mir so empfundenen - konkreten Unrecht, das mir beim oben geschilderten Rechtsstreit widerfahren war, andererseits (mit der Einstweiligen Verfügung, die am Anfang stand, war die Drohung von sechs Monaten Gefängnis oder bis zu einer halben Million DM Ordnungsgeld verbunden, und das wegen einer kaum besuchten Webseite) speiste sich eine enorme Energie in mir. Zur gleichen Zeit hatte ich ja den Erfolg mit der Übersetzung und Publikation des Hagakure, einem zenbuddhistisch inspirierten Samurai-Werk. Und ich begann, sukzessive einige dort und anderswo gelernte Ratschläge in die Tat umzusetzen. Das geschah nicht zuletzt durch Kontakt zu den Interessengruppen, die sich gegen die Zigarettenindustrie zusammengetan hatten. Sie waren u.a. durch meine Darstellungen einiger Untaten derselbigen etwa unter einer Militärdikatur in Südamerika auf mich aufmerksam geworden, die ich ebenfalls vor meiner Verhandlung zeitweise unter luckystrike.de veröffentlicht hatte. In Japan hatte man zur Kenntnis genommen, wie ich die Änderung des einst eher grünen Lucky Strike-Logos während des Zweiten Weltkrieges zu einem, das der japanischen Nationalflagge ähnelte, interpretiert hatte. Kurzum, ich wurde als Ideengeber angefragt, seit die Zigarettenindustrie zu meinem Feind geworden war.
Wenn man mich fragte, worin mein eigentlicher Beitrag in dieser Geschichte besteht, so müsste ich dennoch antworten: in der Transzendenz.
Sicher gibt es im strategischen Bereich logisch nachvollziehbares Geschehen. Es ist z.B. erkennbar, wo noch heute die Zigarettenlobby ihre Fürsprecher und Blockwarte sitzen hat, die es momentan verhindern, dass in Deutschland strengere Verbote (etwa bezüglich der Kinowerbung) eingeführt werden, wie sie anderswo in Europa schon existieren. Dessen ungeachtet weiß nun jeder, auch die Holzköpfe in juristischen Foren, die damals großmäulig nur die Kosten meines Verfahrens sahen, dass meine Prognose, es würde demnächst (nach 2000) wegen des Werbeverbotes eh keine Webseite mehr von Lucky Strike geben, keinen Online-Shop usw., nicht falsch war. Großformatige Schockbilder auf Zigarettenpackungen und einige andere Extreme gehen sogar weiter, als ich es mir in meinen Träumen ausmalte.    Als mir klar wurde, dass diese Geschichte einem Auftrag gleichkam, der mit dem Ausmaß meiner Konzentration und meines eigenen Willens Ergebnisse offenbar begünstigen konnte, die die Zigarettenindustrie und B.A.T. ein Vielfaches von dem kosten würden, was sie mich gekostet hatten, nahm ich diese Aufgabe an und brachte mich so in den Kampf ihrer Gegner ein, wie ich mein eigenes Verfahren angegangen war. Und was im Kleinen scheinbar misslungen war, das gelang im Großen um so besser. Heute hat die Zigarettenindustrie weltweit Schaden genommen, auch wenn sie sich, wie hier schon beschrieben, zunehmend in ärmeren und korrupteren Ländern engagiert, wo selbst Kinder ungehindert Zugang zu Glimmstängeln haben können.
Es gibt also eine unfassbare Wut, die Menschen so kanalisieren können, dass am Ende etwa Verbote und Einschränkungen für Zigarettenwerbung stehen, wie wir sie heute sehen. Das ist ein bisschen wie mit der Frau, die man so sehr liebt, das man ihr immer wieder an den unmöglichsten Orten über den Weg läuft. Es ist unausweichlich, solange man nicht davon lässt und solange man sich auf das konzentriert, was einen tief bewegt hat. Es bedarf keines geheimen Mantras, keines Sitzens, keiner unlauteren Mittel. Es ist die schlichte Konzentration auf das Gesetz von Ursache und Wirkung. Es ist richtig, zu lieben.
   Aber es war falsch, etwas Gutes anzugreifen. Ich hatte den Richter, der die Glimmstängel als unmittelbar nach dem Krieg bekannte Zahlungsmittel beinahe zu loben schien, nach seinem Urteil um eine Entschuldigung gebeten, doch er wusste mir nur mit Ordnungsgeld zu drohen. Mein Vater hatte seine Kriegsgefangenschaft in Frankreich und seine Zwangsarbeit unter Tage u.a. dadurch überlebt, dass er die Zigaretten gegen Kaugummis tauschte und damit seinen Magen füllte. Der Richter hatte schlicht den falschen Schwerpunkt gesetzt. Womöglich hat er nie begriffen, wie er damit ein Andenken beschädigte und mich erst auf Trab brachte.
All das ist Karma. Und all das ist so wenig fassbar, dass ein gewöhnlicher Richter, ein gewöhnlicher Anwalt, ein gewöhnlicher Vorstandsvorsitzender die Folgen nicht absehen können. Und darum ist es eben auch eine Lektion in Transzendenz. Denn auch ich kann es nicht besser erklären. 
Es ist vollbracht. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Und jetzt ist der Zeitpunkt, meine Version davon zu offenbaren. Es ist Teil meines eigenen Lebenswerkes. 
Servus sage ich trotzdem erst ein andermal. Vielleicht meldet sich ja auch der Unbuddhist wieder zurück. Es gibt immer wieder neue Aufgaben. Das Rad dreht sich weiter. Oder, wie es im deutschen Volksmund heißt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wer das versteht, der legt seinen Willen nicht ab und kann auch auf dem Weg der Wut Gutes vollbringen. Dies ist also eine Lektion für all diejenigen, die nicht wissen, dass man mit der ganzen Gefühlspalette Sinnvolles bewirken kann. Wer Wut und Ärger sinnvoll kanalisieren kann (und sich vielleicht ein paar strategische Tipps bei den Samurai holt), dürfte die Welt eher zum "Besseren" verändern als diejenigen, die nur noch in Geistesruhe verharren wollen. 

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