Zionistische Menschenverachtung am Beispiel eines Attentats
Zionistische Menschenverachtung am Beispiel eines Attentats
Die Relativierer
Lady Ashton und der »Antisemitismus«
Von Werner Pirker (junge Welt)
Der mutmaßliche Attentäter von Toulouse ist tot. Damit wird er über die Motive seiner Bluttaten nicht mehr Auskunft geben können. Daß Judenhaß der Beweggrund für die Ermordung dreier Schüler und eines Lehrers einer jüdischen Schule gewesen ist, dürfte weitgehend außer Frage stehen. Was aber den jungen Mann maghrebinischer Herkunft zur Hinrichtung von drei muslimischen Angehörigen der französischen Armee bewogen hat, bleibt vorerst im dunkeln.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat das Massaker von Toulouse in einen größeren Zusammenhang zu stellen versucht. »Wenn wir daran denken, was heute in Toulouse passiert ist«, sagte sie, »erinnern wir uns daran, was letztes Jahr in Norwegen passiert ist, wir wissen, was momentan in Syrien passiert und wir sehen, was in Gaza und an anderen Orten passiert, wir denken an junge Menschen und Kinder, die ihr Leben verloren haben«. Das hat unter den Vertretern der These von der Exklusivität jüdischen Leidens einen Sturm der Empörung ausgelöst. Die Bezugnahme auf Syrien und den mörderischen Amoklauf in Norwegen hätten sie Lady Ashton ja noch durchgehen lassen. Als im höchsten Maße anstößig empfinden sie es hingegen, daß die EU-Politikerin in ihrer Trauer um die ermordeten Schüler von Toulouse auch die getöteten Kinder von Gaza nicht vergaß.
Als »vollkommen abwegig« bezeichnete der CDU-Abgeordnete Philipp Mißfelder die Äußerungen Ashtons, da sie die israelische Verteidigungspolitik in die Nähe von terroristischer Gewalt und Haß auf Andersgläubige rückten. Um die Tatsache, daß die Operation »Gegossenes Blei«, bei der mehr als tausend Palästinenser ums Leben gekommen sind, von den Israelis unter Bruch eines von der Hamas eingehaltenen Waffenstillstandes gestartet wurde, braucht sich ein Jungen Union-Schnösel nicht zu kümmern. Auch daß die israelische »Verteidigungsmaßnahme« in einer Woche hundertmal mehr Todesopfer gefordert hat als der palästinensische Raketenbeschuß binnen Monaten, wird als angemessen zur Kenntnis genommen. Ein »Antisemit«, der anderes dabei denkt.
Den Irrwitz vorgeblich politisch korrekter Ansichten zum Nahost-Konflikt auf die Spitze getrieben hat der Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck, der es in einem Twitter-Eintrag als »antisemitischen Reflex von Ashton« bezeichnete, »bei toten jüdischen Kindern zu erinnern, daß in Gaza auch Kinder sterben«. Allein die Erwähnung toter palästinensischer Kinder löst bei solchen Leuten reflexhaft den Vorwurf des Antisemitismus, wenn nicht gar der Verharmlosung des Holocausts aus. Nun läßt sich die Bluttat von Toulouse ohnedies nicht mit der Tragödie von Gaza vergleichen, denn das wäre tatsächlich eine ungeheure Verharmlosung israelischer Kriegsverbrechen. Was uns Beck und Kollegen in rassistischer Unverfrorenheit aber sagen wollen, ist, daß jüdisches und palästinensisches Leben nicht vergleichbar ist, weil ersteres um ein Vielfaches höher zu taxieren sei.
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