Bundespräsident Christian Wulff hat nach nicht abreißender Kritik an seinem Privatkredit, seinen Urlauben in Häusern von befreundeten Unternehmern und seinem Versuch, Zeitungen zum Schweigen zu bringen, einmal mehr persönlich Stellung genommen, weil es ihm ein Bedürfnis war, nun noch einmal alles auf den Tisch zu packen, wie es im Schloss Bellevue hieß. Der Bundespräsident wirkt bei seinem neuerlichen Versuch, die Affäre zu beenden, enttäuscht und angegriffen. Niemals, sagen Vertraute, habe er sich vorstellen können, "wegen dem bisschen" so niedergemacht zu werden. Medien wie der Nachrichtensender n-tv stellten immer noch empörende Fragen wie warum Wulff überhaupt diese eigenartigen Geschäfte mache. "Warum bezahlt er nicht für seinen Urlaub, wie andere Menschen auch? Warum geht er nicht zur Bank, wenn er einen Kredit braucht oder wohnt zur Miete, bis er das Geld für ein Häuschen zusammengespart hat?", heißt es da in völliger Verkennung der Würde des Amtes des Bundespräsidenten.
Nachfolgend dokumentiert PPQ die wiederum rund vierminütige Erklärung im Wortlaut, in der der Bundespräsident seiner Enttäuschung über die übertriebene Pressekampagne Luft macht, sich erneut entschuldigt und Bereitschaft bekundet, sich auch weiterhin entschuldigen zu wollen, wenn es nötig wird:
„Wir alle wissen, dass in den vergangenen 23 Tagen über Vorgänge aus meinem Privatleben breit berichtet worden ist. Sie betreffen die Zeit vor meiner Amtszeit als Bundespräsident, aber auch mein Handeln als Präsident, und haben eine sehr kritische Kommentierung gefunden. Ich habe das Bedürfnis, mich auch persönlich zu diesen Vorgängen zu äußern.
Alle Fragen zu den Vorgängen nehme ich seit Wochen sehr ernst und habe deshalb früh für volle Offenheit in Hinblick auf die Finanzierung unseres Einfamilienhauses gesorgt, sowohl was den Privatkredit anbelangt als auch, was alle Verträge und alle Konditionen der Geldmarktkredite bei der BW Bank anbelangt. Dabei habe ich mehrere Male nachgebessert, sobald sich herausgestellt hatte, dass ich nicht die ganze Wahrheit gesagt habe. Jedes Mal habe ich mich entschuldigt. Ich bin auch bereit, das jederzeit wieder zu tun, wenn neue Vorwürfe gegen mich erhoben werden.
Alle Auskünfte sind natürlich immer erst dann erteilt worden, wenn es nicht mehr anders ging. Auch zu Konditionen, vom Bankgeheimnis ist umfassend befreit worden, allerdings nicht vollständig. Außerdem habe ich die Ferienaufenthalte bei Freunden offengelegt und dementiert, dass das alles etwas mit der Übernahme von Porsche durch VW und umgekehrt zu tun gehabt zu haben könnte. Diese Dokumente wie auch viele andere liegen seit Wochen bei einer dazu beauftragten Rechtsanwaltskanzlei aus, und es ist ja gelegentlich auch Einsicht genommen worden. Bis heute habe ich über 250 Einzelfragen jedweder Art nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet, davon viele, die Einzelheiten aus meinem Privat- und Familienleben betreffen.
Ich weiß und finde es richtig, dass die Presse- und Informationsfreiheit ein hohes Gut ist in unserer freiheitlichen Gesellschaft. Deshalb war ich auch nicht lange verwirrt, als meine Anrufe bei verschiedenen Zeitungen und Verlegern mit der Bitte um Unterbindung der Berichterstattung keinen Erfolg hatten. Pressefreiheit bedeutet gerade für Amtsträger, jederzeit die Wahrnehmung ihrer Aufgaben der Öffentlichkeit zu erläutern und gerade auch im Grenzbereich zwischen Dienstlichem und Privatem, zwischen Amt und Privat die erforderliche Transparenz herzustellen. Das ist, wie viele von Ihnen auch wissen, nicht immer leicht, gerade wenn man an den Schutz betroffener Familienangehöriger und Freunde denkt. Aber es ist eben notwendig, denn es geht um Vertrauen in mich und meine Amtsführung.
Mir ist klargeworden, wie irritierend die private Finanzierung unseres Einfamilienhauses in der Öffentlichkeit gewirkt hat. Das hätte ich vermeiden können und müssen. Ich hätte auch den Privatkredit dem niedersächsischen Landtag damalig offenlegen sollen. Das war nicht gradlinig und das tut mir leid. Ich sehe ein, nicht alles was juristisch rechtens ist, ist auch richtig.
Ich sage aber auch deutlich, zu keinem Zeitpunkt habe ich in einem meiner öffentlichen Ämter jemandem einen unberechtigten Vorteil gewährt. Persönliche Freundschaften sind mir gerade auch menschlich wichtig. Sie haben aber meine Amtsführung nicht beeinflusst, dafür stehe ich. Ich bedauere immer noch, dass ich mich von meinem Sprecher Olaf Glaeseker trennen musste, um ein bisschen Handlungsfreiheit zu gewinnen, und dass gegen ihn jetzt ermittelt wird. Gegen mich wird nicht ermittelt, das betone ich.
Meine Damen und Herren, ich weiß um meine Verantwortung als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Ich werde das Amt auch in Zukunft gewissenhaft und mit ganzer Kraft ausfüllen, denn wir stehen vor großen Aufgaben in unserem Land, in Europa und in der Welt, und ich will und werde meinen Beitrag dazu leisten, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Dazu bitte ich die Bürgerinnen und Bürger auch zukünftig um ihr Vertrauen. Ich danke Ihnen und wünsche uns unabhängig von dieser Erklärung eine weitere gute Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil. Vielen Dank.“
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