NSU: Die Spur der Schweine

NSU: Die Spur der SchweineEs ist still geworden in der Verfolgergruppe, die Hunde lassen die Köpfe hängen, die Reiter schauen müde über die ermattet wackelnden Häupter ihrer Pferde. Zum Zwei-Monats-Jubiläum der Erstentdeckung der Braunen Armee Fraktion "Nationalsozialistischer Untergrund" in Deutschland ist aus Hysterie und Todeslistensehnsucht ein langer, trüber Marsch in den Sonnenuntergang der Erkenntnis geworden: Niemals, so glaubt das Publikum, wird man erfahren, was am 4. November wirklich im Mordwohnwagen des Bösen geschah, ehe Uwe Mundlos seinen Killer-Kollegen Uwe Böhnhard absichtlich oder unabsichtlich erschoss, ehe er sich selbst aus Kalkül oder Scham richtete. Niemals wird herauskommen, warum die zwei tödlichen Drei Terrormorde begingen, ohne sich nach dem Lehrbuch der Stadtguerilla zu ihnen zu bekennen. Niemals wird bekannt werden, warum sie trotzdem Bekennervideos produzierten, in denen sie selbst nicht vorkamen. Die einzige Erkenntnis, die Dauerzuschauer des Staatstheaterstückes gewinnen konnten: Ja, man darf in deutschen Gefängnissen Abu Ghraib spielen und der Brandstiftung verdächtigte Untersuchungshäftlinge in Zellen sperren, die 24 Stunden am Tag beleuchtet werden.
Doch ein Mann gräbt weiter nach Nebensächlichkeiten, ein Mann gibt nicht auf, seine Fantasie zu bemühen. Hans Leyendecker, der Lonesome Cowboy des deutschen Enthüllungsjournalismus, hatte schon früh aufgedeckt, dass die "rechtsextreme Szene im Westen" (Leyendecker) die "drei Mörder" (Leyendecker) "möglicherweise als Helden gefeiert" hatte. Der Edelfedermann, dem es vor nahezu 20 Jahren gelungen war, eigenhändig einen Zeugen für den staatlich geplanten und durchgeführten Mord am RAF-Mitglied Wolfgang Grams zu erfinden, der ihm "aus Seelennot" (Leyendecker) mitteilte "die Tötung des Herrn Grams glich einer Exekution", hatte natürlich auch diesmal einen Zeugen, von dem aller Wahrscheinlichkeit nach nie mehr irgendjemand etwas hören wird.
Er ist ja aber auch schon weitergeritten, getrieben von seiner Fantasie. Die Spur der Nazischweine führt ihn jetzt auf die Spur der zwei Terrorkatzen Heidi und Lilly und von drei noch namenlosen Mäusen. "Anhand von etwa 30  Tierarztrechnungen können die Ermittler rekonstruieren, wo sich Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Zschäpe zwischen 2001 und 2007 aufhielten", zitiert die FR einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, für den das Wort "hanebüchen" erfunden werden müsste, wäre es nicht schon verfügbar.
Denn nach Angaben der SZ schließen die Fahnder aus den sporadischen, aber offenbar jeweils ganztägigen Tierarztbesuchen wegen Milbenbefall und Mäuseschnupfen den Schluss, "dass die drei Terroristen die meiste Zeit in Zwickau gelebt haben und die Stadt nur für ihre Verbrechen verließen". Die 30 Rechnungen belegen dabei locker überschlagen einen Zeitraum von etwa 2190 Tagen, in denen die NSU-Mitglieder rund zwei Dutzend Straftaten begangen haben sollen - wobei selbstverständlich nicht klar ist, ob eines der NSU-Mitglieder vielleicht beim Tierarzt war, während die anderen mordeten.
Aber was schert es die letzten Berichterstatter. Nachdem Hans Leyendecker zwischenzeitlich verkündet hatte, dass die NSU ihre mörderische Tätigkeit aus dem Verkauf von Nazi-Monopoly-Spielen im Gegenwert von rund 500 Euro finanziert hätten, ist die FR nun wieder bei den Banküberfällen der Terrortruppe angelangt. "An Geld mangelte es dem Trio nicht", heißt es dort und dann folgt das bekannte Spiel mit der großen Zahl: "Insgesamt soll das Trio bei Banküberfällen rund 600.000 Euro erbeutet haben".
Damit habe die Terrorzelle dann nicht nur, sagt der offenbar dyskalkuliekranke Thüringer Linken-Fraktionschef Bodo Ramelow als Zeuge, das Leben im Untergrund, die fälligen Mordwohnmobilmieten und die Tierarztbehandlungen finanziert, sondern "mit einem Teil" auch noch "die rechte Szene unterstützt". 20 Personen hätten zum Nationalsozialistischen Untergrund gehört, 140 zum aktiven Umfeld, fabuliert Ramelow in der FR. „Innerhalb dieser Strukturen ist sicherlich Geld geflossen.“
Was ein Wunder an Effizienz! Schließlich brachten die 14 Banküberfälle der NSU in 13 langen Jahren nicht etwa 600.000 Euro ein, sondern nur magere 490.000 - 70.000 aus dem letzten Überfall konnte das Trio nicht mehr ausgeben, 40.000 aus einem früheren Coup hatten Mundlos und Böhnhardt vorsorglich im Wohnmobil mit zum Tatort gebracht. 490.000 Euro aber ergeben, aufgeteilt auf 13 Jahre Untergrund, ein Monatseinkommen von 1047 Euro pro Terroristen-Kopf: Damit lag das Pro-Kopf-Nettoeinkommen der drei hauptamtlichen NSU-Mitarbeiter Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt nicht nur um rund 9.000 Euro unter den Einnahmen eines Thüringer Landtagyabgeordneten und 5.000 Euro unter dem Gehalt von Hans Leyendecker. Sondern auch nur 19 Euro über dem pfändungsfreien Existenzminimum von 1.028 Euro und weit unter dem von der Linken anvisierten Mindestlohn von 8,50 Euro.
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