Ein neuer Wireless Talk ist da. Diesmal mit Samuel, der seit über 6 Jahren in Südamerika unterwegs ist. Er erzählt unter anderem, wie er und seine Frau ihr Geld verdienen und welche Orte zu ihren Favoriten zählen. Außerdem gibt Samuel ein paar hilfreiche Tipps für angehende digitale Nomaden.
In den Wireless Talks spreche ich mit inspirierenden Menschen, die ihre ganz persönliche Geschichte erzählen. Menschen wie du und ich, die den Mut hatten, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und nach mehr Selbstbestimmung und Freiheit zu suchen. Sie arbeiten ortsunabhängig, leben nach ihren eigenen Vorstellungen und sind Inspiration für den Rest von uns.
Viele digitale Nomaden entfliehen dem deutschen Winter, um ihr vorübergehendes Quartier während der kalten Monaten in Südamerika oder Südostasien aufzuschlagen. Die Homebase behalten die meisten jedoch in Deutschland.
Samuel und seine Frau haben vor über 6 Jahren alle Zelte abgebrochen und sind seitdem ununterbrochen in Südamerika unterwegs. In einem recht kurzen Interview bekommen wir zumindest erste Einblicke in das digitale Nomadenleben von Samuel.
Eine Anmerkung noch, bevor ich das Wort übergebe: Mir ist in den vergangenen Monaten verstärkt aufgefallen, dass einige Menschen die Groß- und Kleinschreibung komplett vernachlässigen. So auch Samuel. Ich habe es absichtlich nicht geändert und würde mich freuen, wenn du mir in den Kommentaren sagst, was du davon hältst. Generell bin ich ja ein Freund von Einfachheit, bin mir aber noch nicht so ganz sicher, was ich von der totalen Kleinschreibung halten soll.
Kannst du dich unseren Lesern kurz vorstellen: wer bist du, was machst du und wie verdienst du dein Geld?
mein name ist samuel schneider, 89er Jahrgang, ich bin verheiratet und die letzten sechs jahre treiben wir uns hauptsächlich in südamerika herum. meinen lebensunterhalt verdiene ich überall dort wo es einen internet-anschluss gibt, hauptsächlich als php programmierer. meine frau arbeitet als texterin für externe firmen und betreibt seit kurzem auch auch einen eigenen blog.
Was sind die perfekten Orte für Digitale Nomaden in Südamerika und wo gefällt es euch am besten?
puhh eine interessante frage, die man so einfach gar nicht beantworten kann. vor etwa vier monaten waren wir in brasilien in der nähe von el salvador. die gegend war wunderschön und sehr erholsam. aber nach einer weile wurde uns dort auch etwas langweilig – lange strände, acai und “nur” sonne. also versteh mich nicht falsch, es ist wunderschön, aber es fehlt halt was. arbeiten kann man da sehr gut. internet-anschluss gibt’s an vielen orten.
die eine frage ist: wo “fühle” ich mich wohl. die andere frage ist, was kann ich mir als digitaler nomaden “leisten”. also ein beispiel: ich verdiene als digitaler nomade um die 1000 euro. da lebt es sich hier in südamerika überall sehr gut. mir ist kein ort eingefallen, wo ich mit 1000 euro/monat nicht gut ausgekommen wäre.
verdiene ich weniger, dann muss ich schon selektieren. dann kommen eher länder wie bolivien, paraguay oder teile von argentinien in frage. lebensunterhalt, reisen und sonstige ausgaben, sind in solchen ländern sehr viel kostengünstiger.
Was würdest du sagen, sind die größten Probleme beim digitalen Nomadenleben und was die größten Vorzüge?
also ich fang mal mit den herrausforderungen an: kultur, sprache und “ankommen”. kultur und sprache weil man sich irgendwie verständigen muss. und nicht nur “verständigen”, sondern auch mit den menschen “klar” kommen muss. südamerikaner “ticken” anders als wir deutsche oder gar europäer. das muss mir liegen, sonst fühl ich mich hier ganz schnell sehr unwohl.
kurzes beispiel: viele haben es hier nicht so mit der pünktlichkeit. komm ich damit klar? nein? dann bleib lieber in deutschland. oder du sagst: “komm heute abend vorbei und wir essen was zusammen” – dann kann es schonmal vorkommen, dass dein gast 4-5 andere gäste mitbringt. kommst du damit klar? ja? dann ist südamerika ein gutes pflaster für dich.
was meine ich mit ankommen? naja, du musst dich irgendwo auch wohlfühlen. nur strände und palmen wird auch irgendwann langweilig. du brauchst ein “ziel” oder einen lebensinhalt. meine frau und ich kombinieren das mit ehrenamtlicher tätigkeit.
War es schwer die Heimat hinter euch zu lassen und Gibt es Sachen, die ihr aus eurem “früheren Leben” vermisst?
schwer? nein. wir beide lieben das ausland und sind sehr unkompliziert. vermissen? uhh das schon eher: guter käse, kein stromausfall und perfekte internet verbindungen. das sollte man übrigens auch in kauf nehmen. die infrastruktur ist anders als in deutschland.
Was würdest du anderen Menschen raten, die selbst gern als digitale Nomaden reisen und arbeiten wollen?
als erstes: lerne flexibel zu sein. als digitaler nomade kommen oft herrausforderungen auf einen zu, die einen ganz schön fertig machen können. visum, keine internet-verbindung, dir wird etwas gestohlen usw.
zweitens: sei ein/e macher/in. irgendein problem? pack es an und bleib dran bis es fertig ist. fürs nächste mal hast du gelernt und es wird garantiert besser.
drittens: disziplin. nur weil man ständig unterwegs und auf “urlaub” ist, heißt das nicht, dass die arbeitsmoral auch so lasch sein darf.
man muss eine portion selbstdisziplin mitbringen und seine projekte anpacken. auch wenn du an dem tag lieber lust auf schnorcheln hättest – das kann man dann morgen machen. ich nutze dafür zum beispiel einen klaren zeitplan. und meine frau errinnert mich daran.
auf meinem blog gebe ich in einer artikelserie tipps, wie man in südamerika geld verdienen kann
Vielen Dank für das kurze Interview
Wenn du mehr über Samuel, seine Arbeite und Reisen erfahren willst, dann schau mal auf seinem Blog Vaguss vorbei. Dort veröffentlicht er regelmäßig Tutorials und Wochenberichte zu seinem Leben in Südamerika.
Arbeitest du selbst ortsunabhängig und hast eine inspirierende Geschichte zu erzählen? Oder kennst du jemanden, der dich ganz besonders inspiriert hat? Dann freue ich mich über einen Kommentar oder eine E-Mail an [email protected].
Lebe rastlos, zeitlos und grenzenlos