Nachhaltig Reisen: “Eine Ode an Dich, lieber Sextourist”

Erst kürzlich war ich wieder in Thailand und durfte hautnah miterleben, wie kaum volljährige Mädchen zu Lustobjekten von Ausländern werden. Ich möchte hier kein Klischee anheizen, möchte mir aber im Rahmen meiner Serie zum nachhaltigen Reisen mal etwas Luft verschaffen und auf das Thema Sextourismus aufmerksam machen.

Sogenannte Sextouristen fahren mit der klaren Absicht in den Urlaub, dort mit Einheimischen Sex zu haben und bezahlen den Akt direkt oder über indirekte finanzielle Unterstützung der Prostituierten.

Laut einer vorsichtigen Schätzung des deutschen Gesundheitsministeriums gibt es jährlich bis zu 400.000 Sextouristen alleine aus Deutschland. Ein beachtlicher Anteil davon sind Pädophile, die im Urlaubsland nach minderjährigen Einheimischen suchen, die den Urlaubern aus der Not heraus für einen schmalen Taler sexuelle Träume erfüllen.

Natürlich hört der Sextourismus hier nicht auf. Wir können ihn immer dann beobachten, wenn Urlauber aus westlichen Ländern die finanzielle Not von Einheimischen ausnutzen. Wo der Sextourismus anfängt und aufhört ist eine Frage der Definition und wohl auch der Sichtweise.

Viele Freier sehen sich laut einer Studie nicht als solche, sondern bezeichnen ihre Aktivitäten als Ferienromanze oder wahre Liebe, für die lediglich geldwerte Geschenke gemacht werden. Genau hier liegt meiner Meinung nach das große Problem …

Prostitution hört nicht beim Sex auf

Prostitution findet nicht nur auf dem Strich oder in Bordellen statt. In den meisten Ländern der Welt ist der Tausch von Sex gegen Geld ohnehin illegal. Auch sind die Einwohner der meisten Länder sehr viel konservativer als wir doch recht freizügigen Deutschen. Prostitution ist ganz sicher nicht der Berufswunsch Nummer eins für ein katholisch erzogenes Kind.

Anders als in Deutschland gibt es aufgrund der Verbote in vielen Ländern keine offiziellen Bordelle. Prostitution geschieht auf andere Art und Weise. In Bars, in dunklen Gassen oder in Hotelzimmern nach dem Kontakt über das Internet. Es geht oft nicht um den einmaligen Akt, sondern um langfristige Arrangements für die Dauer des Urlaubs oder sogar mehr.

Ist es denn nicht trotzdem Prostitution, wenn nicht direkt für den Sex bezahlt wird? Wenn sich junge Frauen auf Touristen einlassen, die Kleider kaufen oder zum Dinner einladen? Es beruhigt wohl das Gewissen der Nutznießer. Ich kann hier beim besten Willen keine Grenzen sehen.

Es ist überhaupt nicht meine Absicht, hier zu pauschalisieren. Interkulturelle Beziehungen sind großartig, selbst wenn der Altersunterschied etwas größer ist. Wenn das Arrangement zwischen Touristen und Einheimischen auf emotionaler Ebene stattfindet, ist das natürlich vollkommen okay. Niemand sollte verurteilt werden, nur weil er allein oder mit der Partytruppe nach Thailand oder auf die Philippinen fliegt. Wenn es jedoch um den bloßen Sex geht, ist das alles andere als nachhaltig …

Das Ungleichgewicht für nachhaltiges Reisen

In den letzten Monaten habe ich mich stark mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt, vor allem damit, wie wir nachhaltiger Reisen können. Zu letzterem gehören nicht nur die ökologische und ökonomische Ebenen, sondern eben auch der sozio-kulturelle Aspekt.

Man mag nun etwas ironisch sagen, dass Prostitution die lokale Wirtschaft unterstützt und Einheimische auf den Sextourismus angewiesen sind. Natürlich ist das Humbug, da die soziale Komponente leidet, wenn Frauen und Männer ihre Köper an Urlauber verkaufen.

Das Verabscheuenswerte dabei ist in meinen Augen nicht die Prostitution an sich, sondern dass Touristen aus wohlhabenden Ländern die finanzielle Not von Einheimischen in Entwicklungsländern ausnutzen. In vielen Regionen gibt es wenig attraktive Verdienstmöglichkeiten, so dass die Arbeit als tourimusorientierte Prostitutierte eine Alternative bietet.

Die wohl bekanntesten Beispiele für Prostituierte in Entwicklungsländern sind Barmädchen in Thailand, die Jineteras in Kuba oder die Love-Boys in Kenia (ja, auch Frauen suchen in Kenia und arabischen Länder am Mittelmeer nach Spielgefährten). Weitere besonders gefährdete Regionen sind laut Studien:

  • Asien: Philippinen (500.000 Prostituierte, davon 100.000 Kinder), Thailand (500.000/150.000), Vietnam (70.000/20.000), Kambodscha (15.000/5.000), Indien (500.000), Sri Lanka (300.000), Indonesien und Laos
  • Karibik: Jamaika, Costa Rica, Trinidad und Tobago, Kuba und die Dominikanische Republik
  • Lateinamerika: Brasilien, Venezuela und Mexiko
  • Afrika: Marokko, Kenia, Südafrika und Tunesien
  • Osteuropa: Tschechien, Ungarn, Ukrain, Baltikum und Polen

Eine Ode an alle Sextouristen

Lieber Sextourist, diese Zeilen sind für dich, für den nach Liebe zehrenden Urlauber, den perversen Freier und den Pädophilen.

Ob du die Prostitution als gefühlsneutralen ökonomischen Austausch siehst oder als Sex unter dem Deckmantel einer Beziehung, vorgespielten Gefühlen oder kulturellem Austausch, es ändert nichts am Handel von Geld gegen Liebe.

Vielleicht suchst du danach, unerfüllte sexuelle Träume und Beziehungswünsche zu verwirklichen und suchst bei notleidenden jungen Frauen und Männern in Kenia, Kuba oder den Philippinen.

Vielleicht reichen auch die finanziellen Mittel im Heimatland für das sexuelle Abenteuer einfach nicht aus; in Brasilien, Osteuropa und Thailand bist du jedoch der King. Es fühlt sich wohl gut an, gefügige Sexgespielinnen zu kaufen und ihre finanzielle Not auszunutzen.

Vielleicht ist Prostitution in deinem Heimatland illegal, nicht aber in Brasilien oder Mexiko. Vielleicht gehörst du auch zu denen, die einfach mal Sex ohne Kondom haben möchten und nicht wissen, dass es auch im Ausland HIV gibt. Vielleicht möchtest du deine Homosexualität ausleben, ohne dich im Heimatland bekennen zu müssen.

Ob es die Jinteras in Kuba, die Barmädchen in Thailand oder die Love-Boys in Thailand sind,
verzweifelte Frauen in unmöglichen Situationen, alleinerziehend und mittellos, von der Familie auf den Strich geschickt oder an Clubs verkauft, sie alle tauschen Liebe gegen Geld.

Wie du sie am Ende nennst und auf welche Art du sie für ihre Dienste entlohnst, es spielt einfach keine Rolle. Ob es Geschenke sind oder Aufwandsentschädigungen, eine Einmalzahlung für die „Freundin“ über die gesamte Dauer des Urlaubs, es ist am Ende das gleiche Resultat – der Sex gegen finanzielle Entlohnung, auch bekannt als Prostitution.

Ein paar gesonderte Zeilen sollten den pädophilen Sextouristen gewidmet werden, die die sich während des Urlaubs an minderjährigen Kindern austoben. Die, die jungen Mädchen durch eine Heirat die Flucht aus der derzeitigen Situation versprechen und diejenigen, die ihre perversen sexuellen Vorlieben mit naiven, unterdrückten und notleidenden Kindern ausleben.

Noch weniger als volljährige Prostituierte haben diese Kinder eine Wahl. Sie hungern, werden von den Eltern zum Anschaffen geschleppt oder sehen die Touristen als beste Option heraus aus der aussichtslosen Lage. Wer diesen Zustand ausznutzt, um dreckige Fantasien zu befriedigen, der gehört in die unterste Schublade von Sextouristen.

Lieber Sextourist, ich habe für dich nur wenig übrig. Was ich übrig habe, das sind Verachtung und Mitleid. Bitte stelle dir für einen kurzen Moment vor, wie es sich anfühlen würde, seinen ganzen Stolz bei der sexuellen Befriedigung eines Touristen zu verlieren …

Es hat gut getan, sich diese Worte mal von der Seele zu schreiben. Vielleicht stimmst du nicht mit mir überein oder findest das Ganze hier überflüssig. Nun ja, es ist mein Blog auf dem ich ab und an auch mal meine Meinung kundtun kann. Gerne lade ich dich zu einer Diskussion in den Kommentaren ein.

Ich wollte mit diesem Beitrag nicht nur provozieren, sondern vor allem aufrütteln. Wusstest du das es alleine in Südostasien weit über 1 Million Sexarbeiter gibt? Ein großer Teil davon ist minderjährig!

Ich war schockiert, auch wenn ich das Phänomen in Asien allzu oft in der Realität sehe. Ich hoffe ich konnte dich für das Problem sensibilisieren. Zum Weiterlesen kann ich dir die folgenden beiden Ressourcen empfehlen:

  • ECPAT: Länderinformation zum sexuellen Missbrauch von Minderjährigen
  • Child-Hood: “Please Disturb” – Gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus

Lebe rastlos, zeitlos und grenzenlos


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