Wire
„Nocturnal Koreans“
(Pink Flag/Cargo)
Alben von Wire sind für Rezensenten eine ziemlich undankbare Aufgabe. Und zwar nicht, weil sie schlecht und langweilig wären. Beileibe nicht. Sondern weil die Kultkapelle um Sänger Colin Newman und den Bassisten Graham Lewis seit geraumer Zeit stoisch und ohne jedes Anzeichen von Schwäche am Kanon ihres Nachruhms arbeiten. Seit dem Abgang von Bruce Gilbert und ihrer so überraschenden wie erfreulichen Wiedergenesung als Trio haben Wire jetzt fünf Alben veröffentlicht, von denen jedes einen höchst unterhaltsamen Querschnitt ihres genialen, einflussreichen Schaffens bietet. Auch das letzte, selbstbetitelte Werk aus dem Jahr 2015 zeigte die mittlerweile wieder zum Quartett gewachsene Band sowohl in der Rolle der geschmackssicheren Besitzstandswahrer als auch mit der anhaltenden Neugier aufgeschlossener Vollblutmusiker. Und das – in dem Alter keine Selbstverständlichkeit und live schnell nachzuprüfen – frei von jeder Peinlichkeit und Berufsjugendlichkeit.
Und weil man für „Nocturnal Koreans“ nicht wieder die gleiche (obwohl zutreffende) Lobesarie herunterrasseln möchte, darf erwähnt werden, dass auf dieser mit knapp dreißig Minuten vergleichsweise kurzen Platte Stücke versammelt sind, die es ein Jahr zuvor nicht in die Auswahl von „Wire“ geschafft haben, live aber für die Herren öfters eine Option waren und sind. Und so ist es eben auch ein Werk der Gegensätze geworden: Neben dem erstaunlich geschmeidigen, poppigen „Dead Weight“ finden sich hier sowohl „Forward Position“ als verträumter Durchatmer und die schroffe, bissige Endzeitnummer „Numbered“, stehen schwere, träge Gitarren („Still“) neben dem klassichen Postpunk-Sound von „Internal Exile“. Ganz zum Schluss bei „Fishes Bones“ klingen Wire dann wie ein gelungenes Rework von Underworld, die ja dann irgendwie auch immer wie ein Rework der frühen Wire zu „Drill“-Zeiten klangen. Newman hat, das als letzte Einlassung, folgendes Statement zu Protokoll gegeben: “’Wire’ was quite respectful of the band and ‘Nocturnal Koreans’ is less respectful of the band - or, more accurately, it's the band being less respectful to itself - in that it's more created in the studio, rather than recorded basically as the band played it, which was mostly the case with ‘Wire’. A general rule for this record was: Any trickery is fair game, if it makes it sound better.” Nun, das ist, können wir bestätigen, bestens gelungen. Solange sie so weitermachen, wird der Nachruhm keinerlei Kratzer abbekommen.
„Nocturnal Koreans“
(Pink Flag/Cargo)
Alben von Wire sind für Rezensenten eine ziemlich undankbare Aufgabe. Und zwar nicht, weil sie schlecht und langweilig wären. Beileibe nicht. Sondern weil die Kultkapelle um Sänger Colin Newman und den Bassisten Graham Lewis seit geraumer Zeit stoisch und ohne jedes Anzeichen von Schwäche am Kanon ihres Nachruhms arbeiten. Seit dem Abgang von Bruce Gilbert und ihrer so überraschenden wie erfreulichen Wiedergenesung als Trio haben Wire jetzt fünf Alben veröffentlicht, von denen jedes einen höchst unterhaltsamen Querschnitt ihres genialen, einflussreichen Schaffens bietet. Auch das letzte, selbstbetitelte Werk aus dem Jahr 2015 zeigte die mittlerweile wieder zum Quartett gewachsene Band sowohl in der Rolle der geschmackssicheren Besitzstandswahrer als auch mit der anhaltenden Neugier aufgeschlossener Vollblutmusiker. Und das – in dem Alter keine Selbstverständlichkeit und live schnell nachzuprüfen – frei von jeder Peinlichkeit und Berufsjugendlichkeit.
Und weil man für „Nocturnal Koreans“ nicht wieder die gleiche (obwohl zutreffende) Lobesarie herunterrasseln möchte, darf erwähnt werden, dass auf dieser mit knapp dreißig Minuten vergleichsweise kurzen Platte Stücke versammelt sind, die es ein Jahr zuvor nicht in die Auswahl von „Wire“ geschafft haben, live aber für die Herren öfters eine Option waren und sind. Und so ist es eben auch ein Werk der Gegensätze geworden: Neben dem erstaunlich geschmeidigen, poppigen „Dead Weight“ finden sich hier sowohl „Forward Position“ als verträumter Durchatmer und die schroffe, bissige Endzeitnummer „Numbered“, stehen schwere, träge Gitarren („Still“) neben dem klassichen Postpunk-Sound von „Internal Exile“. Ganz zum Schluss bei „Fishes Bones“ klingen Wire dann wie ein gelungenes Rework von Underworld, die ja dann irgendwie auch immer wie ein Rework der frühen Wire zu „Drill“-Zeiten klangen. Newman hat, das als letzte Einlassung, folgendes Statement zu Protokoll gegeben: “’Wire’ was quite respectful of the band and ‘Nocturnal Koreans’ is less respectful of the band - or, more accurately, it's the band being less respectful to itself - in that it's more created in the studio, rather than recorded basically as the band played it, which was mostly the case with ‘Wire’. A general rule for this record was: Any trickery is fair game, if it makes it sound better.” Nun, das ist, können wir bestätigen, bestens gelungen. Solange sie so weitermachen, wird der Nachruhm keinerlei Kratzer abbekommen.