Wenn Frauen reisen: Alleine losziehen oder zusammen mit anderen Frauen? In Marokko tat ich beides, hintereinander weg. Zunächst fünf Tage mit der Reiseveranstalterin Michaela Schiffer von vivamundo Reisen: Marrakesch und faszinierende Ausflüge zu südlich gelegenen Naturschönheiten. Dann war ich fit für meine selbst organisierten Anschlusstage.
Zunächst aber mein Bericht über uns Frauen in Marrakesch.
Die Programmtage der Frauenreise begannen am 3.11.2014. Ich traf bereits am 1. November gegen Abend in Marrakesch ein. Ich musste dem Flugplan von ryan air folgen und hatte mich auch noch gegen den Frühflug am Sonntag entschieden. Nach trubeligen Berufswochen hatte ich so gar keine Lust, eine Reise in den Orient mitten in der Nacht anzutreten. Meine Psyche wollte das nicht, habe ich ganz deutlich vernommen. Also schon am Samstag, um die Mittagszeit, gemütlich vom Liebsten, der die Frau mit ihren Frauenreisen respektvoll und großartig unterstützt, nach Frankfurt-Hahn geschippert, angekommen weniger als vier Stunden später in Marrakesch, das noch im Hitzefieber lag. Ein Tag mit 38 Grad entschwand bei meiner Ankunft in einen Abend, an dem die aufgeheizte Luft in der Wartehalle vor der Passkontrolle schwülig stand.
Flughafen Marrakesch
Es dauerte übrigens ewig bei der Passkontrolle, mein Koffer war schon im Nirgendwo vom Gepäckband abgestellt worden, als ich endlich durch war. In der nächsten Halle standen circa einhundert Männer mit kleinen Schildern, die auf abzuholende Gäste warteten. Einer davon wartete auf mich, geschickt vom Riad Beldi. Das Riad-Hotel war von vivamundo Reisen ausgewählt worden und hat mich bezaubernderweiser zu einer ersten Nacht eingeladen. Im alten, schwarzen Mercedes Benz fuhr mich ein sehr netter Fahrer – ja, ich habe ihn gefunden – vom Flughafen in die Medina. Ich konnte ihm erste Auskünfte entlocken, merkte, mein Französisch funktioniert noch so einigermaßen, muss nur mal wieder geölt werden. Die Einfahrt in die Medina, nachdem die Sonne gerade untergegangen war, war die reine Kulisse aus 1001 Nacht. Eselskarren und parlierende Männer im schwachen Licht, enge Tore, kleine Gassen und ich im schwarzen Mercedes. Merci für diesen Film.
Dachterrasse Riad Beldi
Welch herzlicher Empfang im Riad! Danke an Viviane, die temperamentvolle Französin, die mit ihrem Mann das Hotel leitet und ihr strahlend-freundliches Team. Ein wunderbares, behagliches Zimmer wurde mir ebenso gezeigt wie die herrliche Dachterrasse und dann gab es Tee und wenig später ein tolles Dinner mit tajine und einem Traumdessert.
Am nächsten Morgen traf bereits die Marrakesch-Expertin Michaela ein, die den Frühflug auf sich genommen hatte. Ein wunderbares warming-up mit ihr, auch wenn die Temperaturen zum Glück gerade sanken und nun Marrakesch , sonnig, um die 25 Grad, klimatisch genau so wurde, dass man es gut verarbeiten konnte. Wir liefen und verliefen uns zusammen in der Medina, kamen am Djemaa el Fna an, dem sagenumwobenen Platz, aßen und tranken auf der Dachterrasse, verirrten uns wieder in den soukhs, kehrten glücklich und ermattet ins Riad zurück.
Djemaa el-Fna, Ausschnitt
An diesem einen Abend gingen wir mal fremd essen, im I Limoni, ganz nah beim Hotel. Großartige Atmosphäre im schönen Innenhof, feine italienisch-marokkanische Karte und ein Glas Wein dazu, in Marokko keineswegs immer möglich…
Am nächsten Tag empfingen wir den Rest der Gruppe, der langsam eintrudelte, am Flughafen. Zuvor jedoch machte mir Michaela eine besondere Freude, weil sie mit mir den Jardin Majorelle in der Marrakescher Neustadt besuchte. Auch Viviane vom Riad Beldi war wieder großartig, denn sie fuhr uns dorthin. Ein traumhafter Garten, der sich unbedingt mit den großen Gartenkunstwerken von Gaudi und Manrique in Spanien messen kann. Wichtig: Am besten morgens früh enlaufen. Später gibt es riesige Schlangen schon beim Eintritt. Das Werk des französischen Gartenkünstlers Majorelle wurde von Yves Saint Laurent und dessen Lebensgefährten wiederentdeckt und zum blühenden Leben erweckt. Geprägt durch den Einsatz eines spezifischen Kobaltblaus, das weltweit heute majorelleblau heißt, strahlt der üppige Gartenpark eine ganz wunderbare Ästhetik aus. Dem Vernehmen nach gibt es bereits viele Blumentöpfe in eben diesem Blau auch in Deutschland, mit denen Marrakesch-Heimkehrerinnen Erinnerungstrost in die heimischen Gärten zaubern…
Pflanzenpracht im Jardin Majorelle in Marrakesch
Die nächsten Tage wurde Michaela Schiffer von Guide Ali unterstützt, um die fröhliche Frauentruppe in die Geheimnisse Marrakeschs einzuweisen. Der Herr im eleganten Kaftan
Ali in den Menara-Gärten
heißt unter Marokkos Reiseführern “der Professor”, ist er doch ausgesprochen gebildet und weiß in akzentfreiem Deutsch ebenso genaueste Details aus Historie, Theologie und Kunstgeschichte zu berichten wie er über Insiderkenntnisse des Berber-Alltags und der geheimen magischen Laster der Landbevölkerung verfügt. Dies alles in einer gläubigen wie aufgeklärten Philosophie, die das Individuelle verehrt, die Toleranz und die Loyalität der Menschen untereinander. Für andere Reisegruppen mag das die Wissbegier übersteigen, ich fand es großartig, dass wir Alis Ausführungen genießen konnten! So konnten wir kenntnisreich unterwiesen die Menara-Gärten, die Saadier-Gräber, den prächtigen Bahia-Palast und die mindestens ebenso eindrucksvolle Koranschule Medersa Ben Youssef besichtigen.
Bahia-Palast
Ali führte uns in die besonders geheimen Teile der soukhs, da wo nur fast noch die Einheimischen unterwegs sind, Lammköpfe und bergeweise abenteuerliche Buttermischungen ausgestellt werden und die Handwerker im Halbdunkel bei ihrem schweißtreibenden Tagwerk zu beobachten sind. Wie Frauen so sind: Wenn Ali dann doch mal Feierabend hatte, wurde noch mal und noch mal durch die Händlergassen geschlichen, wir verliefen uns mittlerweile seltener, aber so richtig durchgeblickt hat eigentlich höchstens Reiseleiterin Michaela.
Handwerk und Handel im Soukh der Einheimischen
Hier gibt´s fast alles, auch Hilfsmittel für magische Zwecke
Ich bin ja nicht so der Einkaufstyp, aber irgendwann hat´s mich doch auch noch gepackt. Während Babuschen – die typischen marokkanischen Schlappen in unzähligen Farben – Teekannen, Bastkörbe, Schmuck, Lederwaren, Fliesen, Lampenschirme und… besichtigt wurden .. winkte zum Schluss der friedliche Absacker zum Sonnenuntergang auf der Terrasse des Café Arabe im Herzen der Medina: Oliven, wunderbare Nüsse und ein Gläschen Rosé.
Erst Recht winkte am Abend das opulente Essen im Riad: Riesige Tajines mit Huhn oder Rind, Oliven oder Pflaumen, Couscous-Mengen, die selbst die stärkste Frauengruppe nicht aufessen konnte. Viviane lächelte und sagte: Marokkaner können nicht wenig kochen! Und alles so köstlich bis zum Nachtisch, der auch noch irgendwie verspeist werden wollte. Glücklich rollten wir uns nach vielen freundlichen bonne nuits in unsere Zimmer.
Bald mehr über unsere Frauenreise, natürlich auch über die großartigen Ausflüge ins Ourika-Tal und in den Hohen Atlas.
Tipps:
Berichte und Informationen zur Marrakesch-Reise finden sich auch auf dem Blog von vivamundo-Reisen. Wer mitreisen möchte, bucht hier.
Das Riad Beldi in Marrakesch ist eine Empfehlung für alle, die eine herzliche Atmosphäre und wohltuende Betreuung inmitten der Medina von Marrakesch suchen. Informationen zum Riad gibt es auch hier auf deutsch, darüberhinaus über die vielfältigen Ausflüge und Wanderungen die das Team anbietet – eine gute Empfehlung für alle, die ihre Tage in Marrakesch selbst organisiert haben und durch spannende Erlebnisse ergänzen wollen.
Wunderbare Stationen zum Entspannen und Genießen am Abend: Das Restaurant I Limoni und die Chill-out-Terrasse des Café Arabe, beides in der Medina, nördlich des Platzes Djemaa el-Fna.
Und dieser Reiseführer hat mich bestens begleitet – Viviane vom Riad war schwer beeindruckt über die perfekte Karte, die beiliegt. Das ist bei der verwinkelten Medina nicht so einfach, aber Gold Wert!