Wie sehen wir Kultur- und Kreativwirtschaft?

Ein gestriges interessantes Gespräch veranlasste uns, über diese Frage nachzudenken. Denn soweit wie die Begrifflichkeit Kultur- und Kreativwirtschaft gefasst ist, so heterogen ist sie auch. Denn nicht jedermann bzw. jederfrau die vermeintlich kreativ sind, tragen damit zum kulturellen Schaffen bei.
So zeigte die aktuelle Tragödie in Duisburg, wohin falsch verstandene Kreativität führen kann. Vielleicht findet man die eigentliche Ursache in der Tragödie dann, wenn man den Begriff des Ravers aus linguistischer Sicht analysiert? Im Englischen steht das Ursprungswort raving in einem sehr engen Zusammenhang zu den deutschen Entsprechungen tobsüchtig, übergeschnappt oder verrückt. Wenn man dann so dieses Thema betrachtet, erschließt sich sehr schnell, dass Kultur und Kreativität nicht zwingend das gleiche sein müssen. Denn auch der Autodieb muss eine gewisse Kreativität entfalten, wenn er aus seiner Sicht erfolgreich sein will.
So bleibt das Wort Kulturwirtschaft übrig. Kulturwirtschaft hat für uns sehr viel mit Geschichte, Tradition und Natur zu tun. Denn eine Kultur entwickelt sich nie seiner selbst willen, sie hat immer einen direkten Bezug zu den Verhaltensweisen der Menschen in ihrer konkreten Umwelt, die natürlich auf Erfahrungen von voran gegangenem beruhen.
Unter diesem Blickwinkel erklärt sich auch ganz einfach, warum das Begehen des Mittsommerfestes alljährlich in Skandinavien ein kultureller Höhepunkt ist und das Mittsommerfest eben eher selten in Afrika gefeiert wird. Dies erklärt auch, warum eben im Erzgebirge die Kultur des Holzschnitzens verbreiteter als in der Sahara ist. Denn im Erzgebirge wächst zur genüge das zum Schnitzen nötige Rohmaterial und ein Bewohner Afrikas kommt gar nicht auf die Idee, die jährliche Wiederkehr permanenter Temparaturen jenseits der plus 20 Grad Celsius Marke zu feiern, weil es bekanntlich in Afrika das ganze Jahr über warm ist.
Wenn man dann aber Kulturwirtschaft unter diesen nachgewiesener Maßen sehr großen Einflussfaktoren betrachtet, dann bekommt Kulturwirtschaft und natürlich die dazu notwendige Kreativität einen vollkommen neuen Stellenwert. Denn dann erklärt sich auch, warum es überall auf der Welt wie bspw. in Thüringen, dem Erzgebirge oder in Skandinavien Regionen gibt, die teilweise seit Jahrhunderten von Kulturwirtschaft leben. So wie die Stadt Weimar in einem Atemzug mit den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) und Friedrich Schiller (1759 - 1805) genannt wird, steht das schwedische Glasreich für Tradition seit 1742. Und so erklärt sich dann auch, warum Thüringer Porzellan neben Porzellan aus Meißen mit das bekannteste deutsche Porzellan ist.
In einer Region, in der seit Jahrhunderten Kultur gepflegt wird, da blühen eben neben Theatern auch Gewerke wie bspw. die Porzellanfertigung auf. Und in einer solchen Region hat natürlich die regionale Küche die eine oder andere Spezialität zu bieten, die sich in diesem Gebiet der Kulturwirtschaft entwickelt hat. Denn Thüringer Küche ist im Vergleich zu Fast Food sehr reichhaltig und gesund, wie man bspw. unschwer dem Buch von Matthias Kaiser "Aschara - Auf den Spuren des guten Geschmacks" entnehmen kann.
D.h. aber auch, dass zukünftig die Regionen, in denen schon traditionell die Kultur- und Kreativwirtschaft sehr lange zu Hause ist, eher eine Chance haben, zukünftig weiter wirtschaftlich erfolgreich zu sein, als Regionen, in denen es diese Tradition nicht gibt oder sie aus welchen Gründen auch immer in den letzten Jahren verschwand.
Denn man kann ganz einfach aus Kultur- und Kreativwirtschaft Synonyme ableiten, die u. a. wesentlichen Einfluss auf den Kulturtourismus haben, der ein Element der Kulturwirtschaft ist.
Sachsen steht bspw. für Dresdner Gemäledegalerie, Porzellan aus Meissen und Weihnachtspyramiden aus dem Erzgebirge.
Thüringen steht für Goethe & Schiller, Porzellan und gute Küche.
Lappland steht für excellent verarbeitete Messer, von denen jedes selbst ein kleines Kunstwerk ist.
Ganz Skandinavien steht für den Begriff skandinavisches Design.
Wofür steht aber Brandenburg? Denn außer der Schreibgerätemanufaktur Cleo Skribent bzw. Cleo Schreibgeräte GmbH findet man leider in Brandenburg keine gleichwertige Manufaktur, die von sich behaupten kann, ihre Produkte weltweit zu liefern.
Denn so hehr die ethischen Ziele der Kultur- und Kreativwirtschaft sind, so notwendig ist in der Kultur- und Kreativwirtschaft immer die Betrachtung der unternehmerisch, wirtschaftlichen Seite.

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