Wie man erfolgreich E-Books verkauft.
Exklusivinterviews mit Top-Autoren
von Wilhelm Ruprecht Frieling
Von Amanda Hocking und John Locke nichts zu hören schaffte nur jemand, der im letzten Jahr konsequent auf Zeitungs- und Internetlektüre verzichtet und sich zudem Augen und Ohren zugehalten hat. Die beiden stehen für eine neue Ära im Literaturbetrieb: ohne Verlag und PR-Maschinerie im Rücken schafften sie es, ihre Bücher millionenfach an den Leser zu bringen. Aber das ist im fernen Amerika. Gibt es solche Erfolgsgeschichten auch hier?
Zwar hat bisher kein deutscher Autor – ob verlagsgebunden oder unabhängig – die Millionenmarke geknackt, aber das liegt eher am kleineren deutschsprachigen Markt und der Tatsache, dass das E-Book hier noch in den Kinderschuhen steckt.
Trotzdem gibt es einige Autoren, die es geschafft haben, im Jahr 1 des Kindle – Publishing in Deutschland die Top 100 zu erreichen und dort zu bleiben. Mit einigen hat Ruprecht Frieling Interviews geführt – über ihre Erwartungen, Ansichten und Wege zum Erfolg.
So zum Beispiel mit Emily Bold, die schon mal als deutsche Amanda Hocking bezeichnet wird oder mit Jürgen Schulze, dem Inhaber des Null Papier Verlags.
Zwei besonders interessante Zitate sind mir im Buch aufgefallen. So antwortet Dirk Bongardt, der mit seinen Al Wolfson-Chroniken im Bereich Western seine Leser findet, folgendes:
Ruprecht Frieling: Das Feuilleton der FAZ wird sich also kaum für dein Werk begeistern…
Dirk Bongardt: Das ist nicht weiter schlimm. Ich begeistere mich auch nicht für das Feuilleton der FAZ.
Das ist das neue Selbstbewusstsein der Indie-Autoren. Auf die Anerkennung des etablierten Literaturbetriebs kann der Schriftsteller verzichten – auf die Anerkennung der Leser dagegen nicht. Denn nur auf die kommt es an.
Den zweiten Satz prägte Birgit Böckli:
Ruprecht Frieling: Du präsentierst eine Mischung aus Grusel, Horror, Thriller. Was ist das genau?
Birgit Böckli: Das ist ein neues Genre. Es nennt sich Böcklibuch.
Für einen Literaturbetrieb, der in einfachen Genres denkt, sind solche Bücher weder Fisch noch Fleisch. Für Autoren, die sich nicht durch Schubladen einengen lassen will, heißt es: alles ist möglich.
Einen Kritikpunkt muss ich trotzdem bringen: Das Erfolg nur an hohen Verkaufszahlen festgemacht wird. So würde ich selbst nie zu den Top-Autoren zählen; dazu ist meine Zielgruppe von hochintelligenten, gut aussehenden Lesern mit extrem morbidem Sinn für Humor einfach zu klein. Aber dank eBook kann ich auch diese kleine Gruppe erreichen – etwas, was mit einem Papierverlag, der eine gewisse Mindestauflage braucht, um rentabel zu sein, undenkbar gewesen wäre. An dieser Stelle möchte ich jeden ermuntern, der etwas zu sagen hat, es auch zu tun. Selbst wenn er damit nur ein oder zwei Leser berührt – dann ist das Erfolg.
Fazit: Eine klare Leseempfehlung. Wer nach motivierenden Vorbildern sucht, wird hier fündig. Auch die Zusammenfassung der Erfolgstipps aus John Lockes “Wie ich eine Million eBooks in fünf Monaten verkaufte” ist für nicht englisch Lesende das Geld wert. Und eins ist sicher: dieses eBook wird im Lauf der Zeit sicher länger werden. Dann wenn weitere Erfolggeschichten deutscher Top-Autoren hinzukommen.