Kuckucksuhr, Bollerhut und Schwarzwälder Kirschtorte, so sieht der Schwarzwald im Ausland aus. Auch darf berechtigt bezweifelt werden, dass der Norddeutsche oder Westfale an sich mehr Bilder im Kopf hat, denkt er an Deutschlands höchstes und größtes zusammen hängendes Mittelgebirge im Südwesten Baden-Württembergs.
Höchste Zeit, dass mal jemand mehr Licht in dichte Fichten-Forste bringt, die sich von manchen Aussichtspunkten aus scheinbar bis zum Horizont erstrecken. Das macht zum einen der SWR mit seiner neuen Serie „Wie der Schwarwald erfunden wurde“: die fünfteilige Doku startet im Februar diesen Jahres und wirft einen etwas anderen Blick auf eine Landschaft, die für viele vor allem am Souvenir-Kiosk stattfindet.
Zur neuen Sendereihe passt perfekt das gleichnamige Buch aus dem Silbergburg-Verlag: „Wie der Schwarzwald erfunden wurde“ von Autorin Silvia Huth ist – man kann es nicht anders sagen – eine Liebeserklärung an eine Landschaft, die sich vom Kraichgau bis zum Hochrhein zieht. Und wie das bei Liebeserklärungen so ist, sie rücken ganz persönliche Eigenheiten in den Blickpunkt. Davon hat der Schwarzwald eine Menge, auch wenn ihm Marketingstrategen, Dichter und Filmemacher seit rund 200 Jahren ein recht stereotypes Image verleihen.
Was also steckt hinter dem Mythos Schwarzwald? Etwa 20 Kapitel gehen dem Ursprünglichen dieser Kulturlandschaft auf den Grund und werfen einen zweiten und dritten Blick hinter die Butzenscheiben malerischer Schwarzwaldhäuser. Was dabei ans Tageslicht kommt? Zum Beispiel gezähmte Dämonen in einer idyllischen Sagenwelt, Schwarzwaldmädel und Schwarzwaldbauern, Glashütten, Bergwerke und Köhlereien, liebevolles Handwerk und moderne Waldpädagogik, Förster, Unternehmer, Rebellen und Pop-Art-Künstler sowie Wellness und Museen, kurz: jede Menge Traditionen und Innovationen im ökologischen Lebensraum Wald.
Gründlich recherchiert und aufwändig mit vielen Farbfotos ausgestattet, macht das Buch zur Doku-Reihe bestimmt auch Schwarzwald-Kennern Spaß und spätestens nach der letzten Seite wird jedem Leser klar: der Schwarzwald hat mehr zu bieten als pure Nostalgie.
Zwischen all den Wanderführern und Landschaftsportraits, die über den Schwarzwald bereits heraus gegeben wurden, ist das Begleitbuch zur SWR-Doku auch ohne Senung empfehlenswert und außerdem ein echtes kleines Kunstwerk, das immer wieder gern zur Hand genommen wird.
207 Seiten, Silberburg-Verlag, € 19,90