Die Raupe des Schwalbenschwanzschmetterlings
Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute eine Geschichte von Tania Konnerth erzählen:
„So anstrengend!“
„Ein Schüler kam zum Meister.“Ach Herr,” stöhnte er, “um Euren Lehren zu folgen, ist so viel Veränderung nötig.
Das ist mir eigentlich alles viel zu anstrengend. Ich glaube, ich werde das Studium hier beenden.”
Da schaute der Alte mit einem traurigen Blick auf seinen Schüler.
“Kennst du die Geschichte von der Raupe?” fragte er. Der Schüler verneinte.
“Es war einmal eine Raupe, die das Gefühl hatte, dass die Metamorphose zum Schmetterling zu anstrengend sei. Also beschloss sie, Raupe zu bleiben. Und während sie mühsam und langsam durchs Leben kroch, schaute sie immer mal wieder hinauf zu all den Schmetterlingen, die im Sommerwind von Blume zu Blume tanzten…” erzählte der Meister die Geschichte.
Der Schwalbenschwanzschmetterling (Foto Ralf Berbur)
“Und nun überleg wohl, ob der scheinbar einfachere Weg auch tatsächlich der einfachere ist.”
Ihr Lieben,
gerade heute las ich in unserer hiesigen Zeitung ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry:
„Um einen Schmetterling lieben zu können,
müssen wir auch ein paar Raupen mögen.“
Wenn wir in dieser Welt etwas bewirken wollen, wenn wir diese Welt verändern wollen, wenn wir in diese Welt das Feuer der Liebe und der Freude, das Licht der Zuversicht und Hoffnung hineintragen wollen, dann müssen wir zwei Dinge tun:
Wir müssen bereit sein, mit der Veränderung der Welt bei uns selbst zu beginnen.
Wir müssen bereit sein, zu akzeptieren, dass die eigene Veränderung kein leichter Weg ist. Wer schon einmal versucht hat, eine schlechte Gewohnheit durch eine gute Gewohnheit zu ersetzen, der weiß, wovon ich spreche.
Wir müssen bereit sein, zu akzeptieren, dass wir zunächst Raupen sind.
Raupe zu sein, bedeutet, auf dem Weg zu sein.
Raupe zu sein, bedeutet, ein großes Ziel zu haben (Schmetterling zu werden)
Raupe zu sein, bedeutet, ich komme meinem großen Ziel immer näher.
Denn eines ist gewiss, am Ende werden wir ein wunderschöner Schmetterling sein,
der diese Welt erfreut und glücklich macht.
Das Zweite, auf das wir achten müssen, ist dies:
Wir müssen unserer Partnerin, unserem Partner, vor allem aber unseren Kindern und Enkelkindern auch zubilligen, dass sie zunächst Raupen sind, dass sie noch auf dem Weg sind und noch keine Schmetterlinge sind.
Viele Eltern und Großeltern machen oft den Fehler, dass sie bei ihren Kindern und Enkelkindern etwas erzwingen wollen, dass sie nachhelfen wollen, dass aus ihren Kindern und Enkelkindern ganz schnell Schmetterlinge werden, aber das ist nicht gut für unsere Kinder und Enkelkinder.
Unsere Kinder und Enkelkinder müssen wie die Raupe eine wichtige Entwicklung durchmachen, sie müssen Zeit bekommen, ihre eigenen Erfahrungen machen zu dürfen, ihren eigenen Weg gehen zu dürfen. Nur so werden sie stark und selbstbewusst genug, um ein wunderbarer Schmetterling zu werden.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch einen fröhlichen Nachmittag und grüße Euch ganz herzlich aus Bremen
Eure fröhliche ehemalige Raupe Werner
Quelle: Karin Heringshausen