Wenn Väter keine Rechte haben

Wenn Väter keine Rechte haben

Fast täglich werden wir in einer der zahlreichen Doku-Soaps im deutschen Fernsehen Zeuge von Vätern, die sich vor der Verantwortung für ihr Kind drücken wollen, keinen Unterhalt bezahlen oder vergessen, ihren Zögling von der Kita oder Schule abzuholen. Doch was ist mit den Vätern, die ihre Kinder auch nach einer Trennung sehen wollen, aber nicht dürfen? Die zusehen müssen, wie ihre Ex eine neue Familie gründet, das eigene Kind zwischen die Fronten gerät und sich schließlich immer mehr entfernt?

In dem ARD-Film Der Mann auf dem Baum spielt Jan Josef Liefers einen solchen Vater. Als Hans Mittelstädt liebt er seinen Sohn Moritz (Jannis Michels) über alles. Und auch für dessen Mutter Linda (Suzan Anbeh) hat er noch Gefühle, obwohl die beiden seit zehn Jahren getrennt leben. Sie will mit ihrem neuen Partner nach Dänemark ziehen – und Moritz mitnehmen. Weder Sohn noch Vater werden gefragt. Da geht Hans auf die Barrikaden oder besser gesagt: auf einen Baum auf dem Marktplatz seiner Kleinstadt. Aus Protest gegen die «Mütterrepublik Deutschland».

Doch Hans bleibt dort nicht untätig sitzen. Zusammen mit seinen Freunden Walter (Bernhard Schütz), Leo (Sven Pippig) und Martin (Philipp Danne), die in Sachen Frauen nicht minder verzweifelt sind, heckt er einen Plan aus, um den Umzug nach Dänemark zu verhindern. Ein neuer Job für Lindas Freund oder vielleicht gleich eine neue Liebe für sie selbst? Selbstredend kann das nicht lange gut gehen.

Starke Mischung aus stillen und komischen Momenten

Was Autorin Silke Zertz und Regisseur Martin Gies als Komödie konzipiert haben und dank des Männergespanns aus jungem Frauenheld, impotentem Geschäftsmann, dümmlichem Sesselhocker und eben Hans auch als solche funktioniert, hat einen ernsten Hintergrund. Die Hauptfigur ist prototypisch für Millionen unverheiratete Väter in Deutschland. Noch bis 2010 waren sie so gut wie rechtlos, was den Anspruch auf ihr Kind bei einer Trennung anging. Damals konnten Mütter den Vätern das gemeinsame Sorgerecht generell verweigern – bis das Bundesverfassungsgericht dies für verfassungswidrig erklärte.

Nun kann die Verweigerung einer richterlichen Prüfung unterzogen werden, die zum Wohle des Kindes ausfallen soll. Dass dieses am meisten unter einer Trennung leidet, wird auch in Der Mann auf dem Baum deutlich. Etwa wenn Moritz für seinen Vater heimlich spioniert und seine Mutter mit ihrem Neuen im Bett erwischt. Wenn er sich in den Schlaf weint oder sein Vater bei dem Versuch, ihn auf seinen Baum zu entführen, am einen Ende des Kindes zerrt und die Mutter am anderen.

Der Film weiß zwischen diesen ernsten, stillen Momenten und seinen Lachern gekonnt zu vermitteln. «Geschlechteraktivist» Hans fungiert dabei als Erzähler, was seine Position als lediger Vater noch nahbarer macht. Dabei kommt nicht nur das deutsche Recht, sondern auch so manches, dem Zuschauer nur allzu bekanntes Geschlechterklischee auf den Prüfstand, bei dem Frauen und Männer gleichermaßen schlecht wegkommen. Am Ende erweist sich der Kleinste, Sohn Moritz, mit dem Vorsatz «Man muss doch fair bleiben» als der Klügste. Da können Erwachsene noch was lernen, egal ob Mann oder Frau.

Bestes Zitat: «Mein Problem ist: Ich bin ein Mann.» (Hans Mittelstädt)

Titel: Der Mann auf dem Baum
Regie: Martin Gries
Darsteller: Jan Josef Liefers, Suzan Anbeh, Jannis Michel, Bernhard Schütz, Philipp Danne
Sendetermin: Mittwoch, 23. November 2011, 20.15 Uhr, Das Erste

Quelle:
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ARD-Komödie – Wenn Väter keine Rechte haben

Tags:

Tags: Das Erste, Deutschland, geschlecht, Jan Josef Liefers, Liebe, Macht, Mann, Männer, regisseur, Republik, sven pippig, USA

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