So ein Pech aber auch: Die Ersatzstoffe, mit denen die bösen Fluorchlorkohlenwasserstoffe, kurz FCKW, ersetzt wurden, sind zwar besser für die Ozonschicht, aber trotzdem schlecht fürs Klima. Wie ein Forscherteam um den Chemie-Nobelpreisträger Mario Molina, den Empa-Forscher Steffen Reimann und Klimaforscher Guus Velders herausgefunden hat, wird der Nutzen des FCKW-Verbots durch das Montreal-Protokoll durch den verstärkten Einsatz von FKW, also Fluorkohlenwasserstoffen ohne Chlor, wieder aufgehoben. “Der Beitrag der FKW am Klimawandel kann als unerwünschte Nebenwirkung (des Montreal-Protokolls) betrachtet werden”, heißt es in einem Beitrag des Forscherteams im Wissenschaftsmagazin Science.
Klimaschutz ist eine schwierige Sache - besonders, wenn der Schornstein rauchen muss.
Vor allem gesättigte FKW sind sehr stabil und überdauern in der Atmosphäre bis zu 50 Jahre. Aufgrund steigender Nachfrage und Produktion in Entwicklungs- und Schwellenländern können die FKW in den nächsten Jahren ein echtes Problem werden. Im Vergleich zum berüchtigten CO2 hätten FKW ein bis zu 4000-mal höheres Treibhauspotenzial. Daher schlagen die Forscher vor, dass Montreal-Protokoll einfach um langlebige FKW zu erweitern – schließlich habe der Vertrag erst dazu geführt, dass diese Stoffe verstärkt hergestellt würden. Chemische und technologische Alternativen seien vorhanden. In den USA würden Kühlschränke unter anderem FKW-134a gekühlt, während dieser Stoff in der Schweiz verboten sei und klimaneutrale Kohlenwasserstoffe zum Einsatz kämen. Auch in Klimaanlagen von Autos wird FKW-134a verwendet – ein fataler Kreislauf, denn je wärmer es draußen wird, desto stärker wird nach der Klimaanlage im Auto verlangt.
Am einfachsten wäre es natürlich, überhaupt weniger Dreck in die Atmosphäre zu blasen, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich der nächste derzeit für unschädlich gehaltene Ersatzstoff als neuer Klima- oder Sonstwas-Killer entpuppt. Doch weil die Wirtschaft weiter wachsen muss, ist das eine Option, über die niemand unter den großen Führern in Wirtschaft und Politik ernsthaft nach denkt. Wobei derzeit die Finanzkrise dazu beiträgt, dass die Wirtschaft in einigen Ländern schrumpft – ein unfreiwilliger Beitrag zum Umweltschutz sozusagen.