Frauenquote, Führungskräfte und ein Fernseh-Tipp

Die armen deutschen Unternehmen sehen sich derzeit unter Dauerbeschuss: Vor wenigen Monaten erst haben sie die Einführung einer verbindlichen Frauenquote im Topmanagement erfolgreich verhindert. Und jetzt kommt EU-Justiz-Kommissarin Viviane Reding sogar mit einer verbindlichen europaweiten Frauenquote an!

Frauen stellten europaweit 60 Prozent der Uni-Absolventen, argumentiert Reding beispielsweise, aber nur 14 Prozent der Mitglieder in Aufsichtsräten seien weiblich. Das ergebe keinen Sinn und schade Europa im Wettbewerb und Wachstum. Nun ja, wenn es um Sinn und Wettbewerb ginge, dann würden die Unternehmen nicht so rumzicken, sondern einfach mehr Frauen ins Topmanagement holen – es ist keineswegs so, dass es keine gut ausgebildeten, fähigen Frauen geben würde. Und ökonomisch würde es sich auf jeden Fall rechnen – Frauen arbeiten in Deutschland nämlich noch immer für etwa ein Viertel weniger Lohn. Dafür machen sie auch noch weniger Fehler, weil sie nicht bereit sind, unkalkulierbare Risiken einzugehen. Laut einem Bericht von McKinsey (gewiss kein Hort der Emanzipationsbewegung) machen Unternehmen mit einer ausgewogenen Frauenbeteiligung mehr Gewinn als rein männlich geführte Unternehmen.

Allerdings hat sich die überzeugte Frauenquotenverhinderin Kristina Schröder schon in Stellung gebracht und tut weiterhin das, was die Jungs in ihrer Partei von ihr erwarten: Nichts. Deutschland brauche keine kleinlichen Vorschriften und Belehrungen aus Brüssel und schon gar keine verordnete Frauenquote. Sagt ausgerechnet die Quotenfrau im Bundeskabinett. Aber damit wird auch klar, warum sie diesen Job bekommen hat – ziemlich genialer Schachzug ihrer Partei: Wir besetzen das Familienministerium mit einer jungen Frau, die genau das macht, was die alten Partei-Männer wollen. Frauenquote gleichzeitig erfüllt und abgewendet! Und nebenbei auch noch bewiesen, dass es mit der Qualifikation weiblicher Führungskräfte wirklich nicht weit her sein sein kann, wenn sich nichts Besseres für einen Ministerposten der Bundesregierung gefunden hat.

Das bringt mich auf die wirklich gut gemachte dänische Polit-Serie Borgen, die derzeit auf arte läuft. Es geht um die Politikerin Birgitte Nyborg, die nachdem ihr Vorgänger über den Vorwurf gestolpert ist, Luxus-Einkäufe seiner Frau aus der Staatskasse bezahlt zu haben, trotz eines nicht überragenden Wahlergebnisses für ihre Partei Premierministerin wird. Natürlich bleiben ihre politische Ideale schnell auf der Strecke, genau wie das Privatleben. Aber sie lernt schnell und verhandelt bald abgebrüht und gerissen, was auch ihr Mann – ein Wirtschaftsprofessor – zu spüren bekommt, nachdem er ihr ein paar Folgen zuvor noch erklärt hat, warum Frauen nicht pokern könnten: Sie hätten einfach nicht den Mumm, zu bluffen. In Verhandlungen würden sich Frauen immer schlechter machen, Männer aber immer besser als sie tatsächlich sind.

Erstaunlich, was das kleine Dänemark an tollen Serien produzieren kann: Borgen, auf deutsch leider mit dem eher abschreckenden Titel “Gefährliche Seilschaften” ist spannend und so gut gemacht wie Kommissarin Lund, nur ohne Kommissarin Lund – was ich durchaus als Vorteil empfinde. Diese auf Teufel komm raus in ihren Job bzw. in die Aufklärung ihres Falls verbissene Lund ging mir schon ziemlich auf die Nerven, obwohl die Lund-Serien natürlich ganz großartiges Fernsehen sind. Warum kann es im deutschen Fernsehen nicht einmal so spannende, realistische und entlarvende Serien geben? Statt dessen gibt es so schreckliche Dinge wie “Um Himmels Willen” oder “Der Bergdoktor”. Und selbst bei ambitionierten Projekten wie “Kanzleramt” fehlt der gewisse Kick, vielleicht, weil diese Serie einerseits völlig überfrachtet und dann doch wieder zu oberflächlich war – und letztlich wieder ein Männerding.



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