Wenn das nur die Angela wüsste

Die plakative Trennung von der Person Merkels und ihrer Partei/Regierung nimmt immer mehr an Fahrt auf. In konservativen Medien bestimmt dieses Leitbild die Berichterstattung. Merkel wird entrückt, von der Regierungstätigkeit und der Parteiarbeit abgesondert. Der Merkel-Mythos basiert auf dieser Außendarstellung.
Wenn das nur die Angela wüsste

Sie findet immer mehr nur noch als eine Art »geistiges Oberhaupt« statt, das mit dem Alltagsgeschäft relativ wenig zu tun hat. Natürlich bestreitet sie dieses Geschäft. Aber wenn etwas schiefläuft, dann trennt man sie von diesen Niederungen des Versagens und entrückt sie exemplarisch noch ein wenig mehr. Dann liest man, dass Europa auf die Kanzlerin setze, dass sie auch im Ausland geachtet sei und dass sie überall Wirkung zeige. Zuletzt in der Kabine der Nationalmannschaft. Die soll so entzückt gewesen sein, dass man von »Muttivationsschüben« für die Spieler las. Wo sie wandelt wird der Boden fruchtbar. Die Tages- und Sachpolitik gerät in den Hintergrund. Sie sitzt solchen Themen nur noch vor. Man tut so, als wirke sie nur noch auf das Gelingen hin, ganz so wie jemand, der Fürbitten herunterbetet, der aber im realen Leben kaum noch etwas tut, was zur Verwirklichung solcher Bitten beiträgt. Mit den Jammertal hienieden hat sie nichts mehr zu tun. Sie wandelt über Wasser. Eine Weile wollte man sie menschlich darstellen. Jetzt ist sie das personifizierte Numen, eine übernatürliche Größe, die dieses Menschliche propagandistisch abgelegt hat.

Zumindest gelingt es einigen Medien mehr und mehr, diese Frau von dem Geschäft, das sie leitet, so zu trennen, dass man manchmal den Eindruck erlangen könnte, sie wisse von alldem gar nichts. Nichts von Austeritätspolitik, nichts von Ausnahmeregelungen beim Mindestlohn, nichts von geplanten Sanktionsverschärfungen - oder von Fracking, Gengemüse, Datenschutzaufweichung oder TTIP-Schiedsgerichten. Das beschließen schließlich alle anderen.
Vetternwirtschaft, Käuflichkeit und Verdunkelung prägen die politische Landschaft. Aber hey, wenn das mal die Kanzlerin wüsste. Sie ist von solchen Vorwürfen ausgenommen. Selbst bei elementaren Themen hat man gelegentlich den Eindruck, als glaubte die Mehrheit der Menschen, die Politik geschehe ohne ausdrückliche Zustimmung der Kanzlerin. Sie bräuchte es nur zu erfahren, dann würde sie schon Abhilfe schaffen, dann wären all diese Auswüchse ganz schnell beendet.
Es ist, als habe diese Kanzlerin gar nichts mehr mit dem politischen Diesseits, dem Tagesgeschäft zu tun. Als verwalte sie sich nur noch selbst als Symbol einer Politik, die sich von ihr verselbständigt hat. Die Macher ihrer asozialen Politik sind ja andere und sie weiß von nichts. Dieses Narrativ macht sie für die Massen wählbar. Das Amt des Bundeskanzlers wird bei ihr verstärkt zu einem Posten, der die Richtlinienkompetenz versteckt und gegen eine vorgegaukelte Unwissenheit austauscht. Und weil sie ja im Grunde nicht weiß, was die Politik so anstellt, der sie zufällig vorsitzt, kriegen wir sie nicht mehr los. Dabei schützt Unwissenheit vor Strafe nicht, weiß schon der Volksmund. Aber aus dem kommen ja auch nicht die Stimmen, mit denen man sie wieder und wieder bestätigt.
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