Weltwundern: Warum ein bisschen Tom Cruise jedem gut tun würde

Sauanstrengend ist dieses Erwachsenwerden. Mit Ende der Pupertät ist leider auch noch gar nicht Schluss. Danach geht es nämlich erst richtig los mit den Problemen. Klappt beruflich alles so, wie ich es mir vorstelle? Ist das, was ich mir vorstelle überhaupt das Richtige für mich? Und was zur Hölle soll ich anfangen, wenn ich mir noch nicht mal etwas vorstellen kann? Ein paar Existenzfragen.
Weltwundern: Warum ein bisschen Tom Cruise jedem gut tun würde
"Schaffe ich das alles", frägt man sich mit Anfang 20 gerne mal, wenn man über die beruflichen Pläne nachdenkt. Bin ich talentiert genug oder muss ich mit einer so haushohen Konkurrenz rechnen, dass Tom Cruise aka Ethan Hunt schon unruhig mit den Saugnapfhandschuhen wedelt und ungesichert an ihr hochklettern will?
Tom würde sterben fürs Klettern. Muss er aber nicht, weil er es kann. Vielleicht sind seine Kletterkünste aber auch nur so la la und der eigentliche Grund für die waghalsigen Aktionen liegt ganz woanders: Er denkt nicht darüber nach, ob ihn sein Saugnapfhandschuh am Burj Khalifa im Stich lassen und er 800 Meter in die Tiefe stürzen wird. Hunt hadert nicht. Er handelt. Allerdings hat Tom ja auch die Möglichkeit, die letzten Seiten des Drehbuchs zu lesen. Er kann beruhigt klettern, weil er ja schon vorab erfährt, dass er die Saugnapftour unbeschadet übersteht und am Ende des Films sogar noch rechtzeitig vor der großen Explosion aus irgendeinem Autowrack klettert.
London. Niselregen. Das Auto verwandelt sich in einen Feuerball. Die Frisur sitzt.
Wenn man doch einfach ein bisschen mehr von seinen Fähigkeiten überzeugt sein könnte. Genau so auf sich selbst vertrauen, wie es Tom Cruise in Mission Impossible vormacht. Klettern, wenn man klettern sollte. Doch normale Menschen haben Angst vorm Klettern, denn wer hoch klettert, kann tief fallen.
Und sind wir mal ehrlich: Wenn ich die Steilwand hochgeklettert bin, stolz und glücklich oben stehe, stolper, runterfalle und mein Hirn auf dem Boden verteile - Pech.
Ich war oben, habs geschafft und war zu blöd, mich zu behaupten. Aber davon merke ich jetzt eh nix mehr. Viel frustrierender ist es, immer und immer an den ersten drei Metern zu scheitern. Dauernd abzurutschen. Nicht zu wissen, woran es eigentlich liegt. Ist es fehlende Kondition? Die Technik? Der Steilhang selbst? Und man trainiert, trainiert, trainiert - um wieder auf die Fresse zu fallen. Drei Meter sind zum Sterben zu niedrig, zum langsam zerschmettert werden aber alle mal hoch genug.
Wie beruhigend ist da das Konzept des Onlinespiels League of Legends. Jeder Spieler darf sich dort vor jeder neuen Spielrunde einen sogenannten Champion aussuchen, der in der virtuellen Welt für ihn kämpft. Und jeder dieser Champions hat exakt fünf Fähigkeiten.
Wie utopisch einfach und überschaubar plötzlich alles wäre, wenn du weißt, dass du genau fünf Sachen kannst. Man müsste keine Angst mehr haben, irgendwann die Katzenfrau im Bus zu sein, die allen ein wenig irre und mit Silberblick von ihren wilden Jahren und ihren großartigen Chancen erzählt. Die sie alle verpasst hat. Und nie darüber hinweg gekommen ist.
Nein, müsste man nicht. Denn man kann sich sicher sein, dass man in den fünf Kategorien absolute Spitze ist. Du würdest nie mehr an dir zweifeln. Schließlich stehen deine fünf Fähigkeiten schwarz auf weiß in der Persönlichkeitskartei deines Champions. Und es besteht der allgemeine Verdacht, dass alles was im Internet steht, schlicht und einfach wahr ist.
Schön wärs. Ich kann mir nur leider keinen Hosentaschen-Champion basteln, der für meine Zukunft kämpft. Also muss ich wohl doch selbst klettern. Mir immer wieder vorsagen, dass ich es kann. Dass ich einfach einen Fuß vor den anderen setzen soll. Und dass Tom Cruise zwar einen Saugnapfhandschuh zur Unterstützung hatte, aber sonst auch nicht perfekt ist. Schließlich ist der bei Scientology.
"Ufff" - Bist du schon oben angekommen oder hängst du neben mir im Steilhang?Weltwundern: Warum ein bisschen Tom Cruise jedem gut tun würde

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