Na, auch ein Kind der 80er? Erst kürzlich musste ich wehmütig an diese Zeit zurückdenken. An Wassereis, die Grundschule, Haarreifen, Barbie, David Hasselhoff und den Mauerfall. Wie war das noch gleich damals…?
Vor einigen Tagen ist mir meine Knax-Club-Karte in die Hände gefallen. Das ist schon so viele Jahre, Jahrzehnte her. Mit diesem damals supercoolem Ausweis gab’s in den 80er-Jahren (und bestimmt auch heute noch) Comics von der Sparkasse – Werbecomics. Und ich hatte ein solchen Ausweis. Man, war ich da stolz drauf. Das war sozusagen mein erstes Dokument. Damals, es muss so 1987 gewesen sein, schleppten mich Grundschulfreundinnen samt schwerem, blauen Tornister zur Bank und erzählten mir ganz aufgeregt, dass man ein gelbes eingeschweißtes Kärtchen bekommt – mit Foto! Und man musste alle seine Daten angeben und setzte seine eigene Unterschrift (!) drunter.
Zack, fünf Minuten später hielt ich meine V.I.P.-Karte in den Händen – und das mit sieben Jahren. Boah! Ich war stolz wie Bolle. Ob man davon auch Barbies günstiger bekommen kann, fragte ich mich. Damals, das weiß ich noch ganz genau, wollte ich unbedingt die “Superstar Barbie” haben. Oh, wie ich sie mir wünschte. Sie hatte riesige Ohrringe mit Sternen drauf. Ein rosa Kleid – natürlich auch mit Sternen, die silbrig glänzten. Und jetzt kommt das Beste: Man konnte den Fummel auch noch variieren. Mal war es ein Minikleid, mal eine Abendrobe. Diese Barbie, das wusste ich, musste ich unbedingt bekommen!
Denn ich wollte Jahre zuvor schon die “Zauberglanz Barbie” mein Eigen nennen können, bekam sie aber nicht, sondern nur den billigen “Steffi”-Abklatsch. Bäääh, die hatte mit Barbie nun soviel zutun, wie “Modern Talking” (meine große Cousine war Fan!) mit guter Musik! Eine Kollegin aus dem Kindergarten war der Star der Gruppe, denn sie hatte genau die Barbie meiner Begierde! Eine Puppe mit wallendem Sissi-Kleid, einem rosa Schirm. Alles mit Sternen, die im Dunkeln auch noch leuchteten. Klar, dass sich alle Kindergarten-Mädels gemeinsam zusammen verkrochen, um zu sehen, wie die weißen Sternchen grün wurden. Das war so aufregend wie die Fußball-WM für die Erwachsenen. Also nahm ich mir vor: Haben wollen. Zum Nikolaustag 1985. Ich war früh wach, riss die Tür auf, sah das Leuchten – und dann war’s eben die besagte Steffi… Ok. Konnte ich mit leben (musste ich mit leben ).
Genau wie mit kratzigen Pullis. Und ebenso kratzigen Sommeranzügen. Wieso? Meine Mama strickte gern. Für mich. Konsequenz: Ich musste die Sachen tragen, was wiederum im krassen Gegensatz zu dem stand, was meine Haut mochte. Kinderhaut versus Erwachsenen-Strickleidenschaft. Es war klar, wie das ausging. Ich verlor. So auch beim Haare-Schneiden. Meist legte meine Mutter selbst die Schere an, anfangs wurde es ein klassischer Pottschnitt mit verschnittenem Pony, später durften die Haare schon in Nackenlänge wachsen, der Pony blieb seiner Form jedoch treu.
Dafür konnte ich mich in einem anderen Punkt durchsetzen: Bunte Haarreifen. Die trug ich so mit neun und zehn Jahren. Und ich hatte viele davon. Wie auch viele andere Mädchen in meiner Klasse. Manchmal tauschten wie sie auch. Schön breit mussten sie sein. In grün, rot, gelb, blau und pink. Das war toll. Was ich gar nicht leiden konnten: Wenn die blöden Jungs sie uns Mädels vom Kopf rissen und damit wegrannten. Manche setzten sie sich auch selbst auf und lachten sich kaputt. Kaputt ist das richtige Stichwort, denn der eine oder andere Reifen ging in die Brüche – vor allem bei solchen “Blöde-Jungs-Aktionen“. Oder wenn ich mal wieder versuchte mit der Schaukel besonders hoch zu kommen.
Mein Ziel war immer: Ein Überschlag! Klingt bekloppt, war aber so. Also, nicht das Bekloppt-Sein, aber das Tun verrückter Kinderdinge . Nun ja, einmal flog auch ziemlich hoch. So hoch, dass ich abstürzte und einer meiner Haarreifen in der Mitte zerbrach. Da hab ich geheult, weil’s auch noch mein schönster war. Die anderen Kinder waren glücklich – weil ich überlebt hatte. Um meine Trauer über den zerstörten Haarschmuck zu bewältigen, holte ich mir erstmal ein Wassereis. Geschmack: Cola. Ich sog meist alle Farbstoffe und Geschmacksverstärker aus und schmiss dann den farblosen Eisstil weg. Und da wir gerade bei Essbarem sind: Es gab auch einige Getränke, die ich liebte: Capri-Sonne! Am liebsten in der Geschmacksrichtung Zitrone. Hinterher wurden die leeren Packungen aufblasen und kaputtgesprungen – mit einem lauten Knall.
Zwar nicht mit einem Knall, dafür aber Geheul und Geschrei war ich übrigens öfter mal im Krankenhaus, denn ich war ein sehr, nun ja, ungestümes Mädchen – oder wie andere meinten: wild. Beim Versteckspiel auf dem Bauernhof der Nachbarskinder suchte ich mir mal ein Plätzchen unter einem Trecker. Als man mich zu finden drohte, riss ich den Kopf hoch, wollte eigentlich wegrennen, doch stattdessen skalpierte etwas Scharfes fast meinen Kopf. Das Blut lief runter, die Mutter meiner Freunde schrie munter: “Oh, Gott! Oh, Gott!” Ich wurde ins Auto und dann auf den OP-Tisch verladen. Doch das war nicht das einzige Mal, das mich Ärzte zusammenflicken durften. Einmal fiel ich die Treppe runter, brach mit den Arm – damit war dann auch meine Kur in Wyk auf Föhr beendet. Ich musste ins Krankenhaus und dann nach Hause. Ein anderes Mal sprang mit voller Wucht in eine riesige Scherbe, die in einer Sandkiste lag, und musste meinen Oberschenkel nähen lassen. Nicht viel später überlegte ich mir an einem lauen Sommerabend, wie ich mein Skateboard effektiver nutzen könnte. Dann die zündende Idee: einfach an ein fahrendes Auto hängen. Gedacht, getan. Keine 30 Minuten später klebte meine Mutter mir schimpfend Pflaster auf beide Ellenbogen, während ich Rotz und Wasser heulte. Ich könnte noch viele solcher Anekdoten erzählen…
Besonders gut kann ich mich auch noch an den Mauerfall erinnern. Nein, ich war nicht dabei und konnte mich somit auch nicht verletzen. Als man die Mauer in Stücke schlug, war ich gerade neun Jahre alt – und sehr müde. Mitten in dieser besagten, selben Nacht klingelte es bei uns an der Tür! Wir wohnten in Bremen. Nur zur Info. Im Nachthemd und Morgenmantel machte meine Mutter auf. Ich gesellte mich schlaftrunken daneben. Und wer grinste uns an: Der Brieffreund meiner Schwester, der vom Osten in den Westen gereist kam. Meine Schwester ist 15 Jahre älter als ich und schickte damals fleißig Pakete hin und her. Tja, und nun war er hier und wollte zu ihr. Nur: Meine Schwester war nicht da, sondern bei ihrem Freund. Bei dem wohnte sie auch. Eine Stunde später holten sie den fremden Mann aus der Ferne ab.
Die Frau aus der Ferne war für mich übrigens Sandra. Naja, eher der Star aus dem Fernsehen. Von jetzt auf gleich war ich Fan! Noch nie gehört? Ich wette schon! Damals sang sie “Maria Magdalena“- auf irgendeinem öffentlich-rechtlichen Sender. Keine Ahnung, wann das war. Mitte der 80er? Ich war klein – und sofort ein grooooßer Fan. Ein paar Jahre später fand ich sie doof und David Hasselhoff super. “Looking for Freedom” war meine persönliche Hyme und “Knight Rider” meine Lieblingsserie. Na, und weil wir gerade beim Fernsehen sind: Tele5 war damals absolut angesagt.
Wer diesen Sender nicht sah und “Bim Bam Bino”, “Die Schlümpfe“, “He-Man” und “Saber Rider und die Star-Sherrifs” verfolgte, war eben nicht up-to-date! Aber: Ich guckte nicht nur Zeichentrick-Serien. Ich war auch Fan von “Das Nesthäkchen” (oh, da war ich aber noch sehr, sehr klein), “Pan Tau“, “Die Märchenbraut” und an Weihnachten… da war immer immer “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” Pflichtprogramm! Das ist noch heute so. Schon bin ich wieder im Hier und Jetzt – und merke aber auch: Damals – das ist nicht weit weg. Es ist so nah – und zwar in meinem Herzen, in meinen Erinnerungen. Es ist das, was mich ausmacht, was mich geprägt hat…