Weibliche Weisheit – eine kurze Geschichte der Achi Chokyi Drolma

Weibliche Weisheit – eine kurze Geschichte der Achi Chokyi DrolmaAchi Chokyi Drolma ist eine große  Dharma Hüterin der Lehren des Buddhas. Sie ist die Erscheinungsform von Vajra Yogini, der Verkörperung der Weisheit und des Erbarmens aller Buddhas. Sie ist die göttliche Mutter der Buddhas und manifestierte sich aus Erbarmen in der Form von Dakinis der Fünf Buddha-Familien. Um den Wesen in Samsara beizustehen, zeigt sie eine grenzenlose Zahl von Manifestationen zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Raumdimensionen.

Die Prophezeiung

„Im Lande von Oddiyana, wo Vajrayana ihren (seinen) Ursprung hat, ist der göttliche Palast, wo sich Vajra Yogini in Form von Vajra Dakini manifestiert hat und die Verpflichtung eingegangen ist, die Buddha-Lehre zu beschützen. Sie ist diese Verpflichtung für die fünf Familien von Weisheits-Dakinis eingegangen. Später, im 8. Jahrhundert, als Guru Padmasambhava nach Tibet eingeladen wurde, um die Dharma-Lehren zu verbreiten, segnete er viele Orte in Tibet und meditierte in vielen Höhlen. Unter diesen war Tidro, eine Höhle in der Nähe von Drikung, wo Guru Padmasambhava sieben Jahre verbracht hat – das ist die längste Zeit, die er je an einem Ort in Tibet zugebracht hat. Während dieser Zeit erschien Vajra Yogini in der Form des Häuptlings Karma Dakini und versprach, die Vajrayana-Lehren zu beschützen. Dies sind die Manifestationen im Jnanakaya (Weisheitskörper), durch welchen sie die kostbaren Lehren beschützte und allen fühlenden Wesen beistand.“

 Gemäß der Prophezeiung im Chakrasamvara-Tantra heißt es: „Das Oberhaupt der Karma Dakinis wird in die Gegend der Tidro-Höhle in Drikung kommen. Dies wird eine Nirmanakaya-Manifestation von Vajra Yogini sein.“

Empfängnis und Geburt der Achi Chokyi Drolma

Um das 11. Jahrhundert lebte in Shoto, in der Nähe von Drikung (Zentral-Tibet), eine Familie, die kein Kind bekommen konnte. Um ein Kind zu gebären, pilgerten sie nach Swayambhu in Nepal. Sie beteten inbrünstig um ein Kind, und eines Nachts hatte die Frau, Driza Dharzam, einen Traum, dass eine hell leuchtende Sonne im Osten erschien und Licht in die 10 Richtungen ausstrahlte. Dann löste sich die Sonne in ihrem Schoß auf und strahlte Licht aus, das das ganze Universum erfüllte und insbesondere das Land ihrer Geburt erleuchtete. In derselben Nacht hatte ihr Mann, Namam Chowopal, einen Traum, dass ein Rosenkranz von klarem, weißem Licht sich vom östlichen Buddha-Feld erhob und in den Schoß seiner Frau Einzug hielt. Am Morgen besprachen sie ihre Träume, und er sagte: ‚Ein besonderer Sohn wird uns geboren werden, und wir sollten sehr acht geben, bis dieses Kind geboren ist.’ Sie brachten ein Tsog-Opfer, sprachen intensive Gebete für die Erfüllung ihrer Wünsche und kehrten in ihr Heimatland in Drikung zurück.
Die Zeit der Geburt kam, und eine außergewöhnliche Tochter wurde an dem Ort, genannt Kyetrag Thang, geboren. Es gab zahlreiche Glückszeichen und ihr Körper war von reinstem Weiß und strahlenförmigem Licht. Als kleines Kind rezitierte sie immer das Mantra von Tara und im Alter von drei lehrte sie das Mantra anderen. Sie wuchs schnell und war unglaublich schön. Ihre Eltern starben, als sie noch ganz jung war, und dann wohnte sie bei ihrem Onkel. Viele wollten sie heiraten, aber sie lehnte alle Anträge ab. ‚Ich werde nach Kham (in Ost-Tibet) gehen, und da lebt ein großer Yogi, der vom edlen Klan der Kyura-Rasse abstammt. Diesen Yogi werde ich heiraten, und unsere Söhne und Töchter und Zukunftsgenerationen werden außergewöhnliche Persönlichkeiten sein, die allen fühlenden Wesen beistehen, indem sie die Essenz der Lehren von Buddha verbreiten. Dann reiste sie in Begleitung eines Kaufmannes nach Kham. Sie kamen an einem Ort namens Dentod Tsonyur an, und sie sagte zu ihrem Gefährten: „Das ist der Ort, an dem ich bleiben muss.“ Sie ging fort und machte sich auf, um den großen Heiligen Ame Tsultrim Gyatso zu treffen. Zu ihm sagte sie: „Auch wenn ich dem weltlichen Leben nicht anhafte, wenn wir uns zusammentun, werden unsere Nachkommen viele erleuchtete Wesen hervorbringen, die großen Nutzen für die Lehren des Buddha bringen werden.“

Hochzeit und Kinder

An ihrem Hochzeitstag hatte Ame Tsultrim Gyatso keinerlei Besitz, um die Feier auszurichten. „Sorge dich nicht, ich werde dafür Sorge tragen.“ Sagte es und zog auf wunderbare Weise ein/en damaru aus ihrer rechten Tasche und ei/en kapala aus ihrer linken. Während sie dann den damaru schlug und den kapala in ihrer Hand hielt, vollführte sie einen mystischen Tanz und blickte gleichzeitig gebannt in den Himmel. Auf einmal war das ganze Haus mit dem feinsten Essen und Trinken gefüllt, und mit den kostbarsten Kleidern – auf diese Weise kam große Zufriedenheit und Freude über all die Gäste.
Sie lebten zusammen, und mit der Zeit gebar sie vier Söhne: Namkhe Wangchuk, Pekar Wangyal, Sonam Pal und Kathung Trushi. Diese Söhne waren außergewöhnlich intelligent und wurden Gelehrte, sowohl auf der zeitlichen, wie auch auf der spirituellen Ebene.
Von ihren vier Söhnen, hatte Pekar Wangyal vier Söhne. Diese waren: Khenpo Dharma, Konchog Rinchen, Tsunpa Bar und Naljor Dorje – von diesen vier wurde Naljor Dorje der Vater des großen Ratnashri Jiglen Sumgon, des großen Drikungpa, der die Reinkarnation von Nagarjuna war.
Zu späterer Zeit sagte Drolma: „Ich bin bewusst in Samsara hineingeboren, um meine, um mein Sehnen zu erfüllen, die Lehren des Buddha zu schützen und für das Wohl aller fühlenden Wesen zu sorgen. Deshalb werde ich meinen Nachfolgern die gewöhnlichen und höchsten Siddhis gewähren.“ Sie führte ihre Nachfolger zu einer riesigen Höhle, genannt Tingring. Die Höhle war sehr heilig, enthielt viele kostbare Termas und viele selbst-entstandene Statuen von Buddhas und Bodhisattvas, Yidams, Dakinis und Dharmapalas auf den Felsen in der Höhle.
Ein menschlicher Leichnam wurde gebracht, und sie verwandelte diesen Leichnam in ein großes Tsog-Opfer. Jenen, die an diesem Tsog teilnehmen konnten, wurden die gewöhnlichen und höchsten Siddhis gewährt. Dann verfasste sie einen Text, der ein Sadhana von ihr selbst enthielt, und versprach, für die Lehren des Buddha im Allgemeinen zu sorgen und die Essenz der Buddha-Lehre, die in Zukunft erscheinen wird, zu beschützen Dabei sagte sie: „Meine Aktivitäten durch diesen Körper sind zu einem Ende gekommen“, und sie flog hinauf zum Buddha-Feld auf ihrem blauen Pferd, ohne ihren Körper zu verlassen.

Dharma-Sohn Jigten Sumgön

Als Jigten Sumgon einst in Changchub Ling in Drikung Thel war, hörte er die Klänge des Damaru, begleitet von schönen himmlischen Gesängen. Drubthob Khamba Gyagarwa, ein großer Yogi-Schüler, war da und fragte Jigten Sumgon über die Musik. Jigten Sumgon sagte: „Die unvergleichlichen Klänge sind von Achi Chokyi Drolma, meiner Großmutter, die eine Weisheits-Dakini ist.“ Dann bat Drubthob Khamba, dass ihm eine Methode gegeben werde, wie man Achi Chokyi Drolma praktiziert, und so stellte Jigten Sumgon eine Sadhana zusammen, die aus zehn Blättern bestand, die im ‚Achi Pebum’ enthalten ist.
Das Me-Che Barwa Tantra sagt: „ Nach grenzenlosen kalpas in einem Weltsystem, genannt Pema-Chan, wird sie die vollkommen erleuchtete Bhagavan, Tathagata, Arhat, Samyak, Sambuddha werden – deren Name Pema Dampe-Pal sein wird.“
Dies ist das Leben der großen Achi Chokyi Drolma, der einzigartigen, mitfühlenden Dharma-Beschützerin, die sich dem Dienste des Buddha-Dharma verschrieben hat und Wohl über alle fühlenden Wesen brachte. Sie versprach Jigten Sumgon Ratnashri, dem großen Drikungpa, die Essenz der Buddha-Lehren zu beschützen, die er ans Licht brachte und durch die direkte Stammeslinie der Drikung Kagyupa-Ordnung übermittelt hat. Auf Grund dieses Versprechens wird jeder, der das Sadhana von Achi Chokyi Drolma mit ganzer Hingabe und Echtheit praktiziert, von allen Arten von widrigen Umständen und Hindernissen in seinem Leben befreit und auch von Hindernissen im Zusammenhang mit der Dharma-Praxis. Jene, die weiterhin die Übungen mit ganzem Glauben und ganzer Hingabe durchführen, werden letztendlich den vollkommen erleuchteten Zustand, die Buddhaschaft, erlangen.

Am 5. März 2011 zu Losar – dem Neujahr nach dem tibetischen Mondkalender – feiern wir den Beginn des neuen Energiezyklus des Eisen-Hasen mit einer Tsog-Puja der Achi Chokyi Drolma. >read more

 


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