„Die Menschen in der Welt
streben nur nach Gut und Geld
und wenn sie es dann erwerben,
legen sie sich hin und sterben.“
Mittelalterlicher Reimspruch
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
„Das ist wunderbar“
Eines Tages - vor langer Zeit - gingen einmal ein Gelehrter, ein Kaufmann und ein Bettler alle zum selben Lehrer, alle am selben Tag und zur selben Stunde, und ein jeder wollte, dass der Lehrer ihm etwas Wunderbares zeigte.
Der Lehrer sagte allen, dass sie einen ganzen Tag lang von der Stadt aus nach Osten ziehen sollten, und sie würden wahrscheinlich etwas Wunderbares entdecken.
Also gingen diese drei Männer am folgenden Tag gemeinsam von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf der Straße, die von der Stadt aus in östliche Richtung führte. Als die Sonne hinter ihnen versank, gelangten sie an eine kleine, schattige Quelle.
Der Hüter der Quelle reichte jedem der durstigen Reisenden einen Becher voll Wasser. Der Gelehrte, der gehofft hatte, zu einer Schule von großer Gelehrsamkeit zu gelangen, stürzte das Wasser hinunter und schaute sich um. "Ich sehe hier nichts Besonderes", beschwerte er sich. "Du, mein Freund?"
Der Kaufmann, der gehofft hatte, zu einem Schatz von größtem Wert zu gelangen, sagte: "Nein, nicht im geringsten." Nachdem er seinen Becher Wasser auf einem Schlag geleert hatte, fügte er hinzu: "Ich glaube, man hat uns hereingelegt."
Doch der Bettler, der lediglich wusste, dass ihm heiß war und dass ihre lange Reise ihn sehr erschöpft hatte, setzte sich in den Schatten, schlürfte in Ruhe das kühle, reine Wasser der Quelle und seufzte: "Ah, das ist wunderbar."
Ihr Lieben,
angesichts der grauenhaften Ereignisse in Norwegen sind wir alle ganz erschüttert und fassungslos.
Das ist aber auch gleichzeitig die Gelegenheit, uns zu fragen, was unser Leben wirklich trägt.
Ist das Leben, wie es der Reimspruch oben aussagt, nur ein Streben nach Gut und Geld, ein Streben, das letztendlich, wenn man das Ende des Lebens betrachtet, sinnlos ist?
Die Frage, die sich aufgrund unserer heutigen Geschichte stellt, ist die, was unser Leben wirklich trägt, was wirklich wichtig ist in unserem Leben.
Als ich als Jugendlicher Jahre des Missbrauch und der Gewalt gegen mich erlebte, gab mir mein damaliger Jugendfreund Hans-Christoph, von dem ich schon viel erzählt habe, den wahrscheinlich besten Rat meines Lebens, als er mir sagte:
„Wenn Du überleben willst, wenn Du ein glückliches, ein erfülltes Leben führen möchtest, dann brauchst Du in Deinem Leben etwas, für das es sich zu leben lohnt!“
Was das ist, für das es sich zu leben lohnt, dass muss jeder Mensch für sich allein entscheiden.
Für den einen ist es der Glaube, der ihn trägt, für einen anderen ist es die Vision von einer besseren gerechteren und menschlicheren Welt, die sein Leben erfüllt.
Wir alle brauchen etwas, für das es sich zu leben lohnt.
Nicht das Wissen und auch nicht der Reichtum können ein Leben wirklich tragen. Sie sind beide nicht zu verachten, aber wirklich glücklich machen sie uns nicht.
Lebenskraft könnenwir nur aus unserer inneren Zufriedenheit schöpfen, aus unser Liebe, die uns erfüllt, aus den Glückmomenten, die uns erfüllen.
Meine Vision ist, tapfer jeden Tag mein kleines Licht in diese dunkle Welt zu tragen und gegen allen Anschein und alle Entmutigung („Du kannst doch nichts bewirken!“) tapfer meinen Weg zu gehe, um mit meinem kleinen Weg die Finsternis dieser Welt ein wenig aufzuhellen.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch heute einen Tag der Ruhe, der Stille und inneren Einkehr und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer nachdenklicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt
