Was sind denn Deine Hobbys so?

Ich bleibe eine Antwort schuldig auf diese Frage. Und, das ist mir immer etwas unangenehm. In meinem Profil schreibe ich zwar, dass ich ein paar Hobbys habe, aber so richtig mit Leidenschaft bin ich nicht dabei (außer bei meinem Hund).

In gewisser Weise faszinieren mich Menschen, die diese Frage mit Fallschirmspringen, Tiefseetauchen, Autorennen fahren oder ähnlichem beantworten. Oder auch die, die spontan mit banaleren Themen wie Tanzen, Fotografieren, Stricken, Nähen etc. aufwarten.

Ich weiß noch, wie mir ein – ansonsten – sehr netter Mann auf einer Party eine Stunde lang detailliert von der Vielfalt seiner Bierdeckelsammlung berichtete. Er war aus dem Rennen… Ein Date nach der Party gab es nicht. Aber ein bisschen Bewunderung für die Leidenschaft, mit der er seinem Hobby nachging, keimte in mir auf.

Mein Ex-Mann sammelte Überraschungseifiguren. Mit absoluter Hingabe suchte, sortierte und katalogisierte er die kleinen Figürchen, Puzzle usw. Das kostete einen Haufen Geld und füllte den gesamten Einbauschrank im Flur.

So sollte es wohl sein, wenn man ein echtes Hobby hat. Halbe Sachen haben da sicherlich keinen Platz.

Es ist nun nicht so, dass ich es nicht probiert hätte. Beflügelt von der in unserer damaligen Wohnung herrschenden Sammelwut versuchte ich es erst mit Barbiepuppen und anschließend – als das nicht die Erfüllung brachte – mit Swatch-Uhren. Schnell wurde mir klar, sammeln ist nichts für mich. Die guten Stücke wollen zur Schau gestellt werden, d. h. in Vitrinen, auf Regalen oder ähnlichem. Meine Wohnung ist und war schon immer sehr übersichtlich was Deko und Möbel angeht. Bitte von beidem nicht zu viel (was mit dem Bedarf an Ausstellungsfläche zwangsläufig nicht zu vereinbaren ist).

In meiner Jungend war das anders. Als ich zwölf war, drehte sich alles nur um Pferde. Jeden Tag verbrachte ich im Stall und auf einem Pferderücken. Die Ferien waren reserviert für den Reiterhof.  Vier Jahre hielt der Hype an, dann begann ich meine Ausbildung und hatte keine Zeit mehr.

Zur gleichen Zeit schrieb ich Kurzgeschichten (natürlich über Pferde). Etliche kleine Notizhefte wurden in jeder freien Minute mit mehr oder weniger interessanten Geschichten gefüllt. Meine Lehrerin bescheinigte mir ein gewisses Talent zum Schreiben. Die Büchlein habe ich aufbewahrt, einen Roman habe ich nie zustande gebracht. Jetzt schreibe ich immerhin diesen Blog. Wobei mich der Gedanke an ein Buch immer noch nicht ganz losgelassen hat.

Über die Jahre versuchte ich, diverse Hobbys für mich zu entdecken.

Ein Jahr lang gab mein damaliger Lebensgefährte sich redlich Mühe, mich von den Vorzügen des Segelsports zu überzeugen. Zum Glück lernte ich ihn im Winter kennen. So blieben mir nur ca. drei Monate mit Wochenenden auf der Ostsee, dann verabschiedeten sich Freund und Segeln zeitgleich aus meinem Leben. Für meinen Geschmack zu viel Wasser und – was noch schlimmer war – viel zu viele Spinnen um mich herum. Außerdem mochte ich schon auf dem Campingplatz meiner Freundin keine Waschhäuser. Da änderte auch die elitäre Umgebung eines Yachthafens nichts an der Tatsache, dass diverse fremde Menschen sich zeitgleich mit mir und meiner Kulturtasche auf den Weg zur Dusche und den Waschbecken machten.

Die Frau meines damaligen Chefs malte wunderschöne Bilder, die bei uns im Büro hingen. Angetan von der Idee, bunte Farben in ein Kunstwerk zu verwandeln, besuchte ich einen Mal- und Zeichenkurs, gab diesen aber nach kürzester Zeit wegen absoluter Talentfreiheit wieder auf.

Eine zeitlang nähte ich, was das Zeug hielt. Kostüme, Hosenanzüge, Blusen usw., alles machte ich selbst. Meine Freundinnen wurden ausgestattet und mein Patenkind wurde in einem selbstgenähten Kleidchen getauft. Das war echte Leidenschaft, die ich nur aufgrund meines stressigen Jobs vernachlässigt und schließlich fast aufgegeben habe. Heute nähe ich hin und wieder Vorhänge, Kissenbezüge und ganz selten mal ein Kleidungsstück.

Der Umstand, dass ich offensichtlich keine Hobbys habe, lässt in mir die Frage aufkeimen: Bin ich leidenschaftslos? Gibt es nichts auf dieser Welt (außer meinem Mann und meinem Hund), was mich lange an sich fesseln kann? Brauche ich ein Hobby, um erfüllt durch’s Leben zu gehen?

Zwei Versuche werde ich jetzt noch starten.

  1. Pferde gibt es zu hunderten in unserer näheren Umgebung, Reitställe auch. Also, nichts wie rauf aufs Pferd. Nächste Woche ist die erste Reitstunde.
  2. Schon immer mal wollte ich kleine Kunstwerke aus Teig herstellen. Ein Backbuch habe ich schon gekauft.

Wenn das nicht funktioniert, gebe ich es auf und freue mich über die Dinge, die ich mag und hin und wieder gerne mache. Denn, es ist ja nicht so, dass es nichts gibt, was mir Spaß macht.

Wenn ein Bekannter eine Homepage benötigt, bin ich die Erste, die „mache ich“ ruft. Eine neue leere Wohnung inspiriert mich zu tausenden Ideen für Renovierung, Einrichtung und Dekoration (dafür muss dann gerne auch mal unsere bereits eingerichtete Wohnung herhalten).

Wir werden sehen, ob ich eine Leidenschaft entfachen kann oder „leidenschafts- und hobbylos“ weiterlebe.



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