Bei uns sind überall die Bauern am Mähen, Zetten, Wenden und Schwaden des Futtergrases und dann wird das duftende Gut auch gleich in Rundballen gepresst und mit Plastikfolie eingewickelt. Und da frage ich mich: Wie viel Wert hat so eine Heuschwade?
Immer wenn man nach dem Wert einer Sache fragt, kommt man ins Grübeln. Das Heu wäre sehr viel wert, würde der Bauer es in kleine Beutel abfüllen und in einer Kleintierhandlung als Hamsterfutter verkaufen. Aber der Absatz wäre gering. Oder würde er Heublumenbäder anbieten, für wohlhabende und daher gestresste Bankmitarbeiter. Aber als Futter für die eigenen Kühe bemisst sich der Wert an der zu erwartenden Milchleistung der Kühe … oh.
Das Wort “Wert” hat dieselbe Wurzel wie das Verb “werden”. Gemeint war unrsprünglich einfach das, was “einen Gegenwert hat”. Und dabei dachte man wohl selten an einen Geldwert. Heute verbindet man mit “Wert” meist den Marktwert, wie im obigen Beispiel des bäuerlichen Heus.
Was bewirkt nun, dass etwas wertvoll wird?
- Das Wasser wird wertvoll, wenn wir am verdursten sind.
- Gewürz wurde wertvoller, je weiter weg es vom Pfefferland war.
- Eine Briefmarke ist wertvoll, wenn es nicht mehr viele gibt davon.
- Der Partner wird als wertvoll erkannt, wenn er nicht mehr da ist.
- Ein Kunstwerk wird wertvoll, wenn es an einer großen Messe auftaucht.
- Geld ist wertvoll, wenn sich alle einig sind, dass das Papier diesen Wert hat.
- Ein Talisman ist wertvoll, wenn man an seine Wirkung glaubt.
Es fasziniert mich immer wieder, dass es keine objektiven Werte zu geben scheint. Deshalb sagt man bewerten (=einen Wert beimessen), oder auch wieder entwerten (=einen Wert vernichten), aber auch verwerten (=nutzen, verwenden) und, auch damit verwandt ist die Würde (=menschlicher Wert) und würdigen (=den Wert anerkennen).
Suche den Wert in Dingen, die Andere für wertlos halten.Click To TweetPowered By CoScheduleBild oben: Frage / 45cm x 65cm / Gouache auf Aquarellpapier / 2005, Nr.05-036
Siehe auch in diesem Blog: Wert entdecken