"Kinder erleben nicht so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit.“
Charles Dickens
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Kari Stern erzählen, die in sich
viel Wahres über unsere Kinder und Enkelkinder enthält:
"Von der ungeduldigen Schneeflocke“
Es war einmal eine kleine Schneeflocke.
Quelle: www.wasserforschung.de
Sie saß zusammen mit den vielen, vielen anderen Schneeflocken hoch oben in den Wolken und konnte es kaum erwarten, endlich zur Erde reisen zu können.Jeden Tag quengelte und bettelte sie, doch endlich starten zu dürfen.
Aber die Schneepförtnerinnen waren unerbittlich: "Noch ist es nicht die richtige Zeit für Schnee", sagten sie.
Erst war die kleine Schneeflocke traurig, dann wütend und dann beschloss sie, heimlich loszureisen. Für sie war es nämlich genau die richtige Zeit - das wusste sie.
Sie wartete auf einen Windstoß und huiiiii ließ sie sich von ihm zur Erde wirbeln.
Was für ein Spaß, was für eine Freude!
Nach einer Weile ließ der Wind nach und die kleine Schneeflocke schwebte nun ganz langsam hinunter. Sie konnte die Welt von oben sehen - grün und bunt und wunderschön.
Am liebsten hätte sie alle ihre Eindrücke mit den anderen Schneeflocken geteilt, aber sie war ja ganz allein. Fast hätte sie es ein bisschen bereut, so vorwitzig allein gestartet zu sein.
Doch, halt! Was war das?
Sie hörte die Stimme eines kleinen Mädchens.
Und was rief es? "Oh, schaut alle her, es schneit!"
Die anderen Kinder aber lachten nur und riefen: "Ja, ja es schneit - Du spinnst ja,
es ist noch viel zu früh für Schnee" und sie rannten davon.
Das kleine Mädchen aber wartete auf die Schneeflocke. Sie hielt ihre Hand auf und ließ die kleine Schneeflocke landen. Für diesen zauberhaften winzigen Augenblick waren die die beiden verbunden - die kleine Schneeflocke, die nicht warten konnte, und das kleine Mädchen, das den ersten Schnee gesehen hatte. Und in der Wärme der Hand schmolz die kleine Schneeflocke."
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch und mir, dass wir bei unseren Kindern und Enkelkindern die wunderschöne Ungeduld, das Nicht-Warten-Können als etwas ganz Wichtiges wahrnehmen.
Ich habe es bei meinen Kindern immer wieder genießen dürfen, wenn sie wichtige neue Entdeckungen machten, indem sie ungeduldig an etwas Neues herangingen.
Wir müssen unsere Kinder und Enkelkindern beschützen, dass sie sich bei ihrem Entdeckungsdrang nicht verletzen.
Mein jüngerer Sohn hatte immer einen großen Forscherdrang. Als er vier Jahre alt war, wollte er unbedingt testen, ob eine eingeschaltete Herdplatte, die rot glühte, auch wirklich heiß war.
Quelle: www.lillipuz.de
Es bedurfte viel Geduld, Durchhaltevermögen und zahlreicher, liebevoll geführter Gespräch mit ihm, bis ich ihn davon überzeugen konnte, auf dieses „Experiment“ zu verzichten. Stattdessen schenkte ich ihm damals einen ersten Kosmos-Experimentierkasten, mit dem er gefahrlos die Wirkung von Strom austesten konnte.Wir sollten unsere Kinder und Enkelkinder aber ermutigen, die Welt zu entdecken und sie nicht entmutigen, indem wir ihnen bei allen, was sie tun wollen, vermitteln: "Dafür bist Du noch zu klein".
Ich hatte zwar manchmal Sorge, wenn ich sah, wie meine Söhne sich in hohe Bäume hangelten,
aber dann erinnerte ich mich an meine eigene Kindheit und Jugend, wo ich mich gerne in hohen Bäumen versteckte und so ermutigte ich meine Söhne, Ihre Kräfte auszutesten und unter Einhaltung einiger Sicherheitsregeln ihre Umgebung intensiv zu erkunden.
Ermutigung statt Entmutigung – das ist das Wichtige!
Ermutigte Kinder werden zu starken Persönlichkeiten
Ermutigte Kinder werden viel seltener Opfer von sexuellem Missbrauch
Ich wünsche Euch allen heute einen fröhlichen Nachmittag, an dem Euch Eure Kinder und Enkelkinder durch ein Lachen erfreuen, an dem sie Euch mit einer neuen Entdeckung überraschen, an dem sie Euch mit ihren Erzählungen zum Schmunzeln bringen.
Ganz herzliche Grüße aus Bremen am Weserstrand
Bremens Wallmühle mitten in Bremen
Euer fröhlicher WernerQuelle: Karin Heringshausen