Was bleibt ist Taurigkeit und Erlösung

Wenn Kinder mit Tieren aufwachsen, ist dies eine Bereicherung für beide. Obwohl unsere Kinder nicht immer nett zu unseren Haustieren sind, nicht weil sie ihnen absichtlich weh tun wollen, sondern weil sie es nicht besser wissen, haben sich unsere Katzen nie gewehrt, sondern es über sich ergehen lassen.

Auf einmal war sie da - erst die eine Tochter, dann die andere Tochter und die Kater haben sie beschnuppert, gestaunt, waren irritiert und auch manchmal schreckhaft, wenn die Mädels weinten, schrien und sie dann verfolgten. Das Katzenfutter und die Katzenklos waren nicht sicher vor den Kindern und die Kater waren auch fast nirgendwo mehr sicher vor ihnen, spätestens seit sie überall aufstanden und im Krabbeln schneller waren als die Katzen. Nur oben auf den Schränken, da konnten sie alles sicher erkunden. Als ich die Kinder stillte, lag besonders unser ältester Kater oft neben mir oder vor mir auf dem Tisch.

Und um diesen Kater geht es. Seit 2001 waren er und mein Mann zusammen - Tag und Nacht, bis auf wenige Ausnahmen. Ich kam erst 6 Jahre später dazu, da waren die Beiden schon ein Team, wie ein altes Ehepaar. Sie verbrachten die Abende gemeinsam auf der Couch, er schlief mit im Bett oder vor dem Bett und wich ihm nicht von der Seite, wenn er sich in der Wohnung begegnete. Auf einmal kam ich - und das gefiel ihm erstmal gar nicht. Denn ich war Haustiere gar nicht gewohnt und konnte nicht schlafen, wenn er ins Schlafzimmer kam. Also wollte ich, dass die Tür zublieb, als ich dort übernachtete. Wie herzlos von mir. Genau eine halbe Nacht hielt ich das aus, denn der arme Kater kratzte an der Tür und wollte rein. Ich ließ es zu - auch wenn ich nicht schlafen konnte. Ich konnte mich doch nicht zwischen sie stellen. Ich nahm schließlich schon seinen Platz ein - auf der Couch, im Bett, am Esstisch.

Hunde haben Herrchen - Katzen haben Diener.

Das stimmt - die Katzen brauchen Futter, Wasser, Zuneigung - allerdings dann, wann sie es wollen. Ansonsten legen sie sich irgendwohin und selbst wenn man sie ruft, kommen sie nicht, zumindest nicht dann, wenn sie nicht wollen. Manchmal kommen sie aber doch, zur Begrüßung, zum Abschied, zum Kuscheln und auch wenn sie merken, dass etwas nicht stimmt. Katzen haben ein sehr feines Gespür - für Unstimmigkeiten, Traurigkeit, Einsamkeit, einfach wenn man jemanden an der Seite braucht. Und genau deshalb waren mein Mann und der Kater Kasimir ein Team. Sie waren immer füreinander da - Kasimir kam schon als kleines Katzenbaby zu meinem Mann. Er holte ihn aus dem Tierheim, wo er sein musste, weil die Besitzerin schwanger war und ihre Mutter meinte, dass nun der Kater nicht da bleiben könne. Vor diesem Hintergrund kann ich sogar verstehen, dass mein Mann erstmal Angst hatte, als ich schwanger war. Er wusste ja nicht, dass ich die Tiere nicht grundlos abgeben würde, weil ich sie genauso ins Herz geschlossen habe wie er. Warum sollten Kinder ein Hindernis sein und der Grund, warum man ein Tier abgibt? Die Wahrscheinlichkeit einer Allergie ist sehr gering, sagte sogar unsere Kinderärztin.

2 unserer Kater hatten wir schon, als wir in unsere Eigentumswohnung zogen, einen dritten holten wir dazu, als wir den Umzug hinter uns hatten. Mein „Baby" Artur. Er kam mit 6 Wochen zu uns, als ich gerade eine OP am Fuß gehabt hatte. Ich fühlte mich durch ihn und durch die anderen beiden Kater nicht so einsam - ich hatte etwas, worum ich mich kümmern konnte, während ich nicht arbeiten konnte und durfte.

Ludger und Artur kamen aus dem gleichen Tierheim, vermittelt von der Katzenfreiheit Köln. Kasimir und die Beiden verstanden sich nicht besonders gut, ließen sich aber gegenseitig in Ruhe. Da Kasimir auch schon alt war, wollte er mehr Ruhe und mehr Kuscheln als die anderen Beiden. Vor etwa einem Jahr ließen wir einen Altersscreen von ihm erstellen. Alle Organwerte waren sehr gut, nur eine Schilddrüsenüberfunktion wurde festgestellt, die wir mit Tabletten gut und schnell in den Griff bekamen. In unserem letzten Urlaub war Kasimir das erste Mal richtig krank, er hatte eine Nervenentzündung im Sprunggelenk der Hinterpfote, weshalb unsere Betreuung direkt mit ihm zum Tierarzt fuhr. Sie behauptete zunächst, er sei durch die anderen verletzt worden. Letztendlich war allerdings Artrose der Grund dafür und die anderen beiden nutzten die wehrlose Situation aus, dass Kasimir nicht so schnell laufen konnte. Das ist völlig normal unter Tieren, wenn sie merken, dass einer verletzt ist, sagte der Tierarzt. Nach der Behandlung vom Tierarzt mit Schmerzmitteln wurde eine Blutuntersuchung gemacht, die schlechte Leberwerte feststellte. Wir vermuteten, dass es an den Schmerzmitteln und der Narkose lag, er vermutete einen Tumor. Er wurde mit Tabletten behandelt, die die Leberwerte bessern sollten. Das war auch zwischenzeitlich der Fall und es ging ihm sichtlich gut. Die Schilddrüsen-Überfunktion hatten wir im Griff und er fraß und trank gut und es ging ihm besser. Sogar das Problem, dass er neben das Katzenklo pinkelte, wurde besser und es kam nur noch selten vor. Ende Oktober sahen wir, dass er seinen Kopf immer zur Seite schüttelte beim Fressen und bevorzugt auf einer Seite kaute. Wir vermuteten Zahnstein, oder dass etwas an den Zähnen nicht in Ordnung ist. Er wurde narkotisiert und untersucht. Leider war es kein Zahnstein und nichts an den Zähnen, sondern ein Tumor unter der Zunge. Ohne eine Gewebeprobe zu nehmen, sagte der Doktor zu uns, dass ein solcher Tumor sehr häufig vorkommt bei alten Katzen und dass diese Tumore immer bösartig sind. Wir sollen ihm ein gutes Leben machen und ihm alles geben, was er möchte. Wir wollten es nicht wahrhaben und holten uns eine Zweitmeinung ein von einer sehr einfühlsamen Ärztin, die uns aber leider auch nichts besseres sagen konnte. Weihnachten würde er wohl nicht mehr bei uns sein, sagte sie.

Unsere Kinder waren immer mit beim Tierarzt, sie bekamen die Untersuchungen mit und auch diese Aussagen, dass er bald nicht mehr bei uns sein wird. Was das bedeutet, wussten sie natürlich nicht. Ich erklärte der Großen, dass er dann beim lieben Gott ist und dass er da keine Schmerzen mehr hat und es ihm besser geht. Er ist dann da, wo auch meine Oma und mein Opa sind und mein Papa und dass sie sich dort kennenlernen und sie von dort aus auf uns aufpassen. Wir können ihn dann nicht mehr sehen, aber mit ihm sprechen beim Beten und ihm zum Himmel winken und dass er uns dann sieht. Sie sagte, dass wir dann zum Tierarzt oder ins Krankenhaus gehen und er dann wieder gesund ist. Wir haben ihr gesagt, dass das nicht geht und dass er so krank ist, dass er nicht mehr fressen kann und ihm das ganz weh tut und er deshalb bald stirbt und er nicht mehr bei uns ist. „Dann bin ich aber ganz traurig". Ja, sagten wir, und wir sind auch traurig. Das dürfen wir auch sein. Und trotzdem ist es besser für ihn, weil er dann keine Schmerzen mehr hat, erklärten wir ihn.

Heute war es so weit. Er konnte nur noch schwer fressen und trinken und er war gestresst aufgrund des ständigen Hungers und hatte schon etwas abgenommen seit der Diagnose. Da der Mann der Tagesmutter krank ist, konnten die Kinder nicht dorthin und waren zu Hause. Ich unternahm mit ihnen den Tag so, wie wir ihn auch ohne diese Situation gestaltet hätten. Wir aßen dann gemeinsam mit dem Papa zu Abend, dann gab es das Abendritual wie üblich. Die Große verabschiedete sich von Kasimir und wir sagten ihr, dass er morgen nicht mehr da sein wird. Sie streichelte ihn und sagte „Tschüss, Kasimir". Dann ging sie ins Bett und ich sagte ihr, dass sie jetzt schnell schlafen muss, weil wir morgen früh aufstehen müssen und gemeinsam etwas unternehmen. Das klappte sehr gut, beide Mädels sind in meinem Arm eingeschlafen und pünktlich mit dem Klingeln des Tierarztes konnte ich aufstehen, ohne dass sie sich bis jetzt etwas anmerken ließen. Sie schlafen - weil sie zwei einfühlsame liebe Mädels sind, die spüren, wann es wichtig ist, dass wir unsere Zeit brauchen. Dafür bin ich so dankbar.

Ich bin gespannt, wie es morgen für die Große ist, wenn sie aufwacht und Kasimir nicht mehr da ist. Und für die beiden Kater Ludger und Artur, die natürlich auch merken, dass er nicht mehr da ist, auch wenn sie nie miteinander gespielt haben, so gehörten sie doch zusammen. Die Große hat mir immer beim Füttern geholfen und hat mir die Schaufel gebracht, wenn etwas im Katzenklo war. Wenn er nachts oder morgens miaute, weil er nach Futter verlangte, rief sie: Kasimir, gleich bekommst Du Futter. Sie hat ihn genau wie wir ins Herz geschlossen und obwohl sie ihn manchmal am Fell zog (immer seltener, je älter sie wurde), hat er ihr nie etwas getan. Alle 3 Kater haben sich an die Kinder gewöhnt und wir fühlten uns mit ihnen zusammen komplett als Familie. Jetzt fehlt einer - unser geliebter Kasimir. Was uns beruhigt: er ist erlöst, ihm geht es besser. Der Tierarzt hat ihn ganz ruhig und einfühlsam zunächst auf dem Schoß meines Mannes betäubt und dann die letzte Spritze gegeben - er war sehr ruhig und gelassen, hat Ruhe ausgestrahlt, nicht wie sonst als Stress wie in der Praxis, wo immer viel los ist. Wir haben das Fenster aufgehabt, damit die Seele den Körper verlassen kann und in den Himmel kann. Das hat uns unsere Tierheilpraktikerin so empfohlen. Außerdem haben die Große und ich am Sonntag eine Kerze aus der Kirche geholt, die nun den ganzen Abend geleuchtet hat und solange leuchten wird, bis sie von allein ausgeht.

Und er ist nun über die Regenbogen-Brücke gegangen. Wir werden Dich nie vergessen, lieber Kasimir! Dort wird es Dir gut gehen und wir sehen uns wieder, in unseren Herzen lebst Du weiter und wenn wir an Dich denken, dann bist Du bei uns.

Wir sind unendlich traurig und das wird nie enden, nur verblassen, weil das Leben weiter geht - ohne ihn. <3 Er hat es gut gehabt bei uns - das wissen wir und er hatte das beste Leben, das auch er so genossen hat, wie es war.

Nicht erst, wenn man eine solche traurige Diagnose bekommt, sondern immer, sollten wir dankbar sein für unsere Haustiere und unsere Mitmenschen. Dafür, dass wir nicht allein sind. Egal wie gestresst wir sind, wir sollten unseren Liebsten immer zeigen, dass wir sie gerne haben und für sie da sind. Es kann so schnell vorbei sein.

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