Warum "Gleichberechtigung" Quatsch ist

Mein Beitrag zur Blogparade von Das Elternhandbuch 

Allüberall schwirrt das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Job umher und überall wird nach Gleichberechtigung gerufen: Der Mann soll seine Socken selber zusammenlegen, die Frau soll arbeiten und verdienen wie ein Mann und Kindererziehung wird auf jeden Fall hälftig aufgeteilt. Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass das nur in Ausnahmefällen funktioniert?

 

Erstens ist der Begriff falsch. "Gleiche Rechte" bedeutet, dass für alle die gleichen Regeln und Gesetze gelten. Das hat nix mit Familie und Job zu tun. Es geht doch eher um faire / machbare / gerechte Aufteilung von Pflichten, nicht?

 Aber gut, bleiben wir mal bei dem Begriff und fragen: auf was haben wir denn das gleiche Recht? Auf die Bügelwäsche? Auf einen Vollzeitjob?

 

Zweitens: lass uns das mal aufdröseln. Gehen wir von einen Paar mit Kind(ern) aus, das keine Putzfrau, also einen Haushalt an der Backe hat. Welche gerechten Aufteilungen gibt es?

  • Beide arbeiten Vollzeit und kümmern sich abends und am Wochenende um den Haushalt und die Kinder. Das wäre 50/50.
  • Beide arbeiten Teilzeit und kümmern sich morgens/nachmittags/abends und am Wochenende um den Haushalt und die Kinder. Das wäre auch 50/50.
  • Einer arbeitet Vollzeit und einer Teilzeit. Letzterer kümmert sich automatisch mehr um Haushalt und Kinder. 50/50?
  • Einer arbeitet Vollzeit und der andere ist zuhause. Letzterer kümmert sich komplett um Haushalt und Kinder. 50/50?

Ganz oft wird unterstellt, dass bei den letzten Punkten keine "Gleichberechtigung" drin ist. Weil der Vollzeitarbeitsmensch nicht den Haushalt schmeisst und die Kinder betreut. Was Quatsch ist, wenn man das blöde G-Wort durch Pflichtaufteilung ersetzt. (Pflicht heißt: Geld verdienen, Haushalt schmeissen, Kinder betreuen).

 

Ich glaube, das Problem ist ein unterschwellig anderes. Micha von more than words hat das ganz schön zusammengefasst:

"Und was ist mit der Arbeit, die ich täglich in der Familie leiste: all die Körbe Wäsche, das Kochen, Hausaufgabenbetreuung, Lern-Coaching, Trösten, Kleinkind-Betreuung. Was mich an der Diskussion auch immer etwas stört ist das In-den-Himmel-heben der Erwerbsarbeit und die mangelnde Wertschätzung der Familienarbeit.  Und so arbeite ich im Moment je nach Blickwinkel 0% oder 100%, gefühlt jedenfalls viel mehr als ich manchmal aushalte."

 

Ein Job zählt immer mehr als die Arbeit, die zuhause mit Kindern anfällt. Und ich werde nicht müde zu betonen, dass der Feminismus uns da ganz schön in die Bredouille gebracht hat - und auch nicht vorhat, uns aus der Hausfrauschämecke wieder ins schöne Licht zu stellen. Völlig egal, was der Vollzeit arbeitende Mensch auch tut, Gehirnchirurgie oder Burgerbrater: alles, jeder Job, ist in jedem Fall erstrebenswerter als die Bude sauberzuhalten und die Kinder zu anständigen Menschen zu erziehen. Das kann man ja in jedem Fall nebenbei machen. Der, der sich für zuhause verantwortlich zeichnet, ist der Depp und hat sich zu rechtfertigen. Der ist laut den nach Gleichberechtigung Rufenden auf jeden Fall im Nachteil.

 

Drittens: "Neue Denkansätze müssen her", fordert "Die Frauenversteherin" Nora-Vanessa Wohlert in ihrem Artikel "Die große Baby-Angst". Sie schreibt:

"Alles geht gleichzeitig, daran glauben wir Frauen von heute. Und das ist auch die Erwartung an uns. Kinder, Karriere, Familien- und Freizeitglück. Auch die Männer nehmen wir in die Pflicht, sie fordern glücklicherweise sogar Zeit mit den Kindern ein. Doch am Ende sind auch heute noch die wenigsten Beziehungen gleichberechtigt, wenn es um die Kinder geht." Aber warum, liebe Nora-Vanessa Wohlert?

Weil Frauen länger zuhause bleiben (Elternzeit)? Ist doch ihre Entscheidung.

Weil der Mann nicht (länger) Elternzeit nehmen will oder kann? Manche Jobs geben eben keine längere Pause her, weil echte Nachteile entstehen (z. B. Selbständige, Kleinunternehmer etc.) Das weiss man aber vorher.

Weil der Mann zuwenig Zeit mit den Kinder verbringt? Wenn er länger im Büro/auf der Baustelle/sonstwo arbeitet, ist das zwangsläufig so.

Und nochmal die Frage, was nun hier gleichberechtigt heissen soll: "Die wenigsten Beziehungen sind gleichberechtigt, wenn es um die Kinder geht."  Was heißt das konkret? Wer mehr Zeit mit den Kindern verbringt? Sich mehr um sie kümmert? Wer hat denn jetzt den Nachteil: die oder der, der sich kümmern muss (ist das eigentlich so schlimm: sich um die Kinder kümmern?)? Oder der, der den ganzen Tag im Job ist (und neidvollen Auges auf den Spielplatz kuckt, wo die Mamas mit Kindern und  Himbeereis in der Sonne sitzen?)? Unterstellt man dann nicht permanent, der eine macht wenig, der andere das Meiste? Von welcher Warte aus beurteilt man das? Von der Perspektive des Jobinhabers (der das Geld verdient, finanzielle Verantwortung hat, weniger Frei- und Kinderzeit hat)? Oder von der Kinderbetreungssicht ("alles hängt an mir")?

Wenn man Baby-Angst hat, gibt es nur zwei Möglichkeiten: keins kriegen. Oder eins kriegen mit jemandem, der exakt die gleichen Stunden arbeitet und so exakt den gleichen häuslich-pädagogischen Workload übernehmen kann. 

Ich bin sehr dafür, dass Arbeitszeiten flexibler werden und finde toll, dass mehr und mehr Männer Elternzeit nehmen oder gar Teilzeit arbeiten. Aber was das mit Gleichberechtigung zu tun haben soll?  Hört auf, Familienarbeit abzuwerten und lass uns lieber über Arbeitsteilung sprechen - vielleicht löst sich dann so eine "Diskussion" im Wohlgefallen auf.


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