Der in Berlin lebende Fotograf Michael Schütze absolvierte ein Foto-Design-Studium am Lette-Verein, zuvor nahm er Zeichenunterricht und war Assistent bei Felix Holzer. In verschiedenen Bilderserien hat sich Michael Schütze mit architektonischen Themen auseinandergesetzt und dabei die situationsspezifischen Merkmale herausgearbeitet.
Jesolo
Eine seiner Serien zeigt das an der italienischen Adria gelegene Ferienstädtchen Jesolo außerhalb der Reisesaison als verlassenen und unwirtlichen Ort. Während im Sommer tausende von Touristen die Stadt in Beschlag nehmen herrscht im Winter vor allem eine große Leere. Parkplätze ohne Autos, menschenleere Pools und Strände, auf dem Minigolfplatz liegt noch das Laub des Herbstes. Selbst die Palmen sind teilweise eingepackt, um die kalten Jahreszeit überstehen zu können.
Ganz ohne Leben fällt die nüchterne Architektur besonders ins Auge. Die tief stehende Sonne schafft es kaum, etwas Licht in die engen Straßen zwischen den Hotelburgen zu werfen. Nur wenige dekorative Elemente lassen sich an den Hotels entlang des Strandpromenade ausmachen, ansonsten herrscht reine Zweckarchitektur zur Abfertigung der Touristenmassen vor. Ein Hotel “Elegance” wirkt in dieser Jahreszeit ganz und gar nicht elegant.
Zollverein
Eine weitere Architektur-Serie ist auf dem Gelände der Essener Zeche Zollverein entstanden. Die streng geometrische Funktions-Architektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer bot den Anreiz, sich mit Licht- und Schattensituationen auseinanderzusetzen. Die im analgogen Großformat aufgenommenen Schwarz-Weiß-Fotos sind nach intensiven Studien der örtlichen Lichtverhältnisse entstanden. Der Fotograf legte vorab Aufnahmeort und -zeit fest und konzentrierte sich darauf, die kubische Architektur in neiner sehr reduzierten, dadurch aber umso intensiveren Sichtweise festzuhalten.
Nishi-Shinjuku / JPeople
Mit Licht und Schatten hat sich Michael Schütze auch in einer Bilderserie beschäftigt, die räumliche Situationen im Nishi-Shinjuku-Bezirk in Tokio zeigt. Nishi-Shinjuku ist Sitz der Präfekturverwaltung und durch überwiegend in den 1980er Jahren gebaute Hochhäuser dominiert. In den Fotos werden Gebäudedetails aufgedeckt und Oberflächen aus ihrer Eindimensionalität herausgeholt. Ein besonderes Augenmerk auf Materialität und Plastizität von Oberflächen legt Michael Schütze auch beim Wissenschaftsmuseum Phaeno in Wolfsburg. Hier geht es ihm nicht um die Gesamterscheinung des amorphen Baukörpers, sondern wiederum um Details – etwa die in hartem Licht herausgearbeiteten Schalungsmuster der Sichtbetonfassade oder die Verschneidung der Fensteröffnungen mit der polymorphen Außenhaut.
Ein künstlerisches Projekt entstand letzten Herbst für das Berliner Magazin Jpeople. Aufgabe war es, Mode als Stillife zu zeigen ohne dabei klassische Legeware zu fotografieren. Neben den hier gezeigten Arbeiten hat sich Michael Schütze auch mit Landschaftsfotografie und Stillleben beschäftigt. Seinen Aufnahmen ist eine Reduktion auf das Wesentliche gemeinsam. Augenblicklich setzt er sich weiter mit Landschaften auseinander und plant weitere Architektur-Portraits.
Zur Person:
Michael Schütze wurde 1982 in Zittau geboren und wuchs in München auf. Von August 2004 bis August 2005 war er Assistent des Fotografen Felix Holzer und nahm von Oktober 2005 bis Mai 2006 Zeichenunterricht im Münchener Studio Zeiler.
Anschließend studierte er von August 2006 bis 2009 am Lette-Verein Berlin Foto-Design. Das Studium schloss Michael Schütz mit der Arbeit “Japan” ab. Darin hat er sich mit der japanischen Kultur und ihren verschiedenen Eigenheiten bzw. Traditionen auseinander gesetzt und diese als Stilleben Inszeniert. Es ging ihm darum, die Kultur mit all ihren Zwiespälten zu zeigen.
Seitdem ist Michael Schütze als freischaffender Fotodesigner, unter anderem mit den Schwerpunkten Architektur und Stilllife, in Berlin tätig.