Von Kommenachricht und Nachrichtar

Von Kommenachricht und NachrichtarDa weiß man doch gleich, was man hat. Wenn der "Spiegel", ehedem ein Hort journalistischer Grundregeln, in den Kopf eines Angeklagten, den Modelleisenbahnkeller eines Provinzpolitikers oder in die Innereien eines Prozesses um einen großen Kriegsverbrecher schlüpft, geschieht das heutzutage in Form eines Genres, das es eigentlich gar nicht gibt. Die "Kommenachricht" oder auch "Nachrichtar" ist eine Kunstform, bei der mit Hilfe von Fakten oder vermeintlichen News Meinungen ausgedrückt werden können.
Der Vorteil für den Leser liegt auf der Hand: In Zeiten, in denen es immer mehr Menschen an der Zeit mangelt, lange Texte zu lesen, schafft es ein qualitätsmediales Portal wie "Spiegel Online", dem nach Neuigkeiten dürstenden News-Konsumenten nicht nur die hard facts, sondern im selben Beitrag auch gleich noch die Meinung der Redaktion mitzuteilen.
Das spart mächtig Zeit auf beiden Seiten, wie dieses schöne aktuelle Beispiel zeigt. Mladic sei "endlich" im Uno-Gefängnis, schreibt das Blatt, das sich natürlich demnächst ausführlich und sehr kritisch über den Verfall der journalistischen Sitten im Fall Kachelmann auslassen wird. Jetzt aber erst mal die Kommennachricht des Tages, zwei zum Preis von einem. Und jeder weiß, was er zu denken hat. "Endlich" ist so kurz und sagt doch alles. "Endlich" seufzen in diesem Fall alle anständigen Menschen. Denn Mladic hat dieses Schicksal verdient. Denn Mladic ist ein Kriegsverbrecher. Mladic steht also völlig zurecht vor Gericht. Das wird ihn auch garantiert verurteilen. Müssen, nach dieser Zeile. Dann wird das Urteil endlich gefallen sein. Wenn es nicht schon gefallen ist.
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