Viele Musikwünsche verderben die Party

Die Schlange nahm keine Ende. Jeder wollte einen Musikwunsch loswerden, als mein Co-DJ Daniel Pesch von Radio Charivari seine Idee anmoderierte, jeden Musikwunsch sofort zu spielen.

Alles kam durcheinander: 80er Disco, 2012er Charts, 70er Schmuse-Soul, 90er Alternative-Rock … Kraut- und Rüben, quer durch den musikalischen Gemüsegarten.


Ich sah zu, wie Daniel die Musikwünsche erfüllte. Es gab da nur ein Problem: die Tanzfläche wurde ab 23 Uhr immer leerer.

Warum gilt in so einer Situation nicht “Die Weisheit der Vielen”?

Nach der Theorie von James Surowiecki müsste die Masse an Leuten in einer Discothek wissen, welche Songs am besten ankommen. Ich konnte das Gegenteil beobachten.

Musikwünsche Einzelner vs. Massengeschmack

Bei Musikwünschen gilt nicht die Intelligenz der Masse. Vielmehr dominiert der eigene Vorteil. Die egoistischen Motive überwiegen und somit gilt “Ich zuerst!”.

Es ist wie beim Einsteigen ins Flugzeug:

  • Nur der eigene Vorteil zählt.
  • Jeder will sofort auf seinen Platz.

Dabei wäre es für den Gruppenerfolg am sinnvollsten, dass zunächst die Fensterreihe das Flugzeug betritt. Der Egoismus siegt und so herrschen in jedem Flieger immer wieder die gleichen chaotischen Zustände. Das Kollektiv aller Mit-Reisenden bremst sich selbst aus.

Den gleichen Egoismus beobachtete ich in der Posthalle. Die Redewendung “viele Köche verderben den Brei” stimmt also weiterhin.

In den seltensten Fällen ist es so, dass ich einen Musikwunsch sofort erfüllen kann. Ich weiß es einfach besser, wann welcher Titel seine maximale Wirkung auf der Tanzfläche entfaltet.

Natürlich könnte ich “Faithless – Insomnia” auch in der Warm-up-Phase spielen. Den Song hätte ich allerdings sinnlos verheizt. Viel besser ist es, ich warte bis 1 Uhr, baue die Stimmung mit ein paar Songs vorher richtig auf.

Wenn ich dann “Insomnia” auspacke, explodiert die Tanzfläche … Welche Option wähle ich wohl als DJ, der Songs nur einmal pro Party spielt?

Vielleicht lieferte Daniel den falschen Anreiz. Beim nächsten Mal probieren wir die Ansage “Was glaubst du, welches Lied will die Mehrheit in der Posthalle als nächsten Titel hören”.

Quelle: Stieler, Wolfgang (2012) – Die Macht der Masse.


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