Verzeihen und frei sein

Verzeihen zahlt sich aus, denn Die Situation ist x-beliebig, die Gefühle sind die gleichen: Am Ende bleiben Wut und Trauer und diese eine, quälende Frage: „Warum hast du mir das angetan?" Dann tu es dir am besten selbst nicht mehr an und mache dich auf, zu verzeihen. Damit du selber frei sein kannst!
Verzeihen und frei seinEgal ob man sich entscheidet, Konsequenzen aus einem Streit mit dem Lebenspartner, der Schwiegermutter, der Freundin, der Arbeitskollegin, dem Nachbarn oder dem Chef zu ziehen: Verzeihen lohnt. Wer verzeiht, schließt Frieden mit dem, was passiert ist. Und Frieden mit sich selbst. Er lässt Groll und Frust als permanenten Begleiter hinter sich, nimmt Abschied von seinem Opferdasein, geht leichter und froher durchs Leben und ermöglicht einen Neubeginn. 

Studien bestätigen, dass sich Nicht-Verzeihen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Magen – und auf andere Organe - schlägt: Wer den alten Ärger nicht loslässt, läuft Gefahr, krank zu werden. 


Dabei lauern gerade im gekränkten Stolz eine Menge Verführungen. Ganz ehrlich – wer hat es noch nicht erlebt: Nicht zu verzeihen, kann die Illusion von Macht geben. Es gibt das Gefühl, den anderen zu strafen: Durch Ignoranz, Liebesentzug und böse Worte. „Man braucht dieses Gefühl kurzfristig, denn zuvor war man ja selbst so ausgeliefert. So wird auch der Schmerz vorerst in den Hintergrund gedrängt“, sagt die Wiener Psychologin Margarethe Prinz-Büchl. Eine Zeit lang das Opfer sein, sich selbst bemitleiden und allen davon erzählen, immer wieder und wieder. Das kann angenehm sein. Später kommt die persönliche Entscheidung: Will ich diesen „sekundären Gewinn“ aus dem Streit überhaupt aufgeben? Will ich überhaupt aus meiner Opferrolle kommen – oder habe ich es so bequemer? Die Entscheidung müssen Sie selbst treffen. Denn „wenn eine Freundin den guten Ratschlag gibt: ‚Nun verzeih ihm doch mal!‘ wird das nur sehr schwer funktionieren“, so die Psychologin. Verzeihen muss freiwillig geschehen. 


Verzeihen heißt aktiv sein

Vergeben ist ein aktiver Prozess und heißt nicht, alles hinunterzuschlucken oder gar zu entschuldigen. „Sich alles gefallen zu lassen, weist uns eine ausschließlich passive Rolle zu“, sagt die Wiener Psychologin und Mediatorin Waltraud Barton, „Der aktive Dialog ist eine Grundvoraussetzung des echten Verzeihens – sofern das Gegenüber dafür zur Verfügung steht. Echtes Verzeihen ist Schwerarbeit, denn man wälzt ein Thema von einer Ecke in die andere, betrachtet es von mehreren Seiten, wird mit seinen Emotionen, seinen Ängsten, Wünschen, Bedürfnissen und Sorgen konfrontiert, und muss sich stellen. Emotionen raus lassen. Am schwierigsten wird das Verzeihen, wenn uns die Person nicht zum ersten Mal verletzt, kränkt oder schadet, wenn wir in eine ähnliche Situation nicht zum ersten Mal hineingeraten, und wenn wir schon mehrmals dasselbe verziehen haben. Die Dynamik ist gefährlich: „So lange wir einen Konflikt nicht gelöst haben, ist die Versuchung groß, Unbeteiligte als Verbündete gegen die anderen zu suchen, sie auf unsere Seite zu bringen und damit in den Konflikt hineinzuziehen“, sagt Expertin Barton. Die Sache wird aufgebauscht. Das Gegenteil davon heißt: „Schwamm drüber“. Und Schwamm drüber heißt: Bagatellisieren. Und Bagatellisieren ist eine tickende Zeitbombe, die das Monster beim nächsten Mal nur noch größer erscheinen lässt.

Verzeihen: "Einfach vergessen" klappt nicht

Bei jedem Gefühlserlebnis spielen bloß 20 Prozent aktuell Empfundenes mit, der Rest rührt aus der Vergangenheit. Wer versucht, „einfach zu vergessen“, wird bei jeder kleinsten Erinnerung wieder mit den Emotionen und dem Thema konfrontiert. Darum ist der erste Schritt im Prozess des Verzeihens: Emotionen rauslassen. Schreien, toben, weinen - alles ist drin. Die Gedanken drehen sich auch nach dem Gefühlsausbruch immer wieder nur um diese eine Sache. Das Tückische: Negative Erfahrungen, die wir mit einem anderen gemacht haben, verschwinden nicht so einfach. Schon gar nicht, wenn ein Muster dahinter steckt, mit dem man sich selbst immer wieder zum Opfer macht. Das gilt es, zu hinterfragen und zu lösen. „Beim Vergeben müssen wir uns immer ehrlich mit uns selbst auseinandersetzen, uns unseren Bedürfnissen, Gefühlen, und so manchen Unzulänglichkeiten stellen, darüber aufrichtig reden, dem anderen davon erzählen“, sagt Mediatorin Barton. 

Das macht das Verzeihen oft so schwer. Im Streit wird man mit sich selbst konfrontiert. Und bei der Versöhnung erst recht. Wichtig: Stellen Sie Ihr Gegenüber nicht an den Pranger, denn der Schuss geht nach hinten los: „Je mehr wir beim Gespräch mit dem anderen bei unseren Bedürfnissen bleiben, umso deutlicher und ehrlicher wir von unseren Gefühlen, unseren Verletzungen und Nöten erzählen, umso klarer wir schildern, was wir brauchen, desto leichter fällt das Verzeihen.“ Die Anklage wie „Warum hast du nicht“ oder „Warum hast du schon wieder…?“ Ist zwar verlockend, doch solche Vorwürfe bringen den anderen in einen Rechtfertigungszwang. Und wer angeklagt ist, der muss sich verteidigen.


Verzeihen heißt loslassen

Und wer sich verteidigt, der hört nicht mehr zu. Und wer nicht zuhört, kränkt den anderen – was dem Streit erst recht Zündstoff gibt. Viel mehr als die Frage nach der Schuld, die isoliert und verhärtet, bringt ein Wechsel der Perspektive. „Versuchen Sie, sich in den anderen hineinzuversetzen und seine Gefühle nachzuvollziehen. Geben Sie dem anderen auch die Möglichkeit, seine Sicht darzustellen. Wer versucht, den anderen zu verstehen, verhärtet nicht in seiner Position. Und kann auch ergründen, welche eigenen Anteile zu dieser Situation geführt haben.“ 
Hier helfen Fragen wie: Wo habe ich dem anderen die Möglichkeit gegeben, mich zu verletzen? Was hat er sich dabei gedacht? Was war bewusst und was war unbewusst? Dann gilt es – im Idealfall von beiden Seiten – die erlebten Gefühle des anderen anzuerkennen und wertzuschätzen. Sprechen Sie dabei nicht davon, was fehlt, sondern davon, was sie brauchen. Wer sich mit sich, dem anderen und der Situation wirklich auseinander setzt, kann seine eigene Liebesfähigkeit spüren, die – je mehr wir davon haben – das Verzeihen leichter macht. 

Nach vielleicht nächtelangem Hin- und Herwälzen des Themas und aufreibenden Gesprächen, rät Expertin Prinz-Büchl, den eigentlichen Akt des Vergebens in passenden Rahmen zu setzen: „Finden Sie ein Ritual, zum Beispiel ein gemeinsames Essen oder einen Spaziergang in der Natur.“ Am Ende macht das Verzeihen stark: Sie lernen sich selbst und den anderen besser kennen und können sagen: „Das haben wir gemeinsam geschafft!“ Und das verbindet und verbündet. Freilich gibt es alte Wunden, die niemals heilen. „Wenn jemand sagt, ich schaffe es nicht, zu verzeihen, ist es gut, einen Platz in seinem Herzen zu finden, wo man das Erlebte deponieren kann und einen nicht mehr so beeinträchtigt."
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