Verteidigungsminister zu Guttenberg und die Diktatoren

Der Mann hat was. Sagen viele. Doch was hat er, für das sich die Medien und dank derer, viele Menschen begeistern?
Jung, eloquent, schlagfertig und redebegabt. Dazu auch noch adelig. Charismatischer als Strauß, beweglicher als Schäuble, intelligenter als Merkel (obwohl, dazu braucht es nicht viel), fotogener als Steinmeier (obwohl dazu....), sportlicher als Seehofer, belastbarer als Aigner und Schavan zusammen.
Habe ich etwas vergessen? Möglich, aber unerheblich.
Betrachten wir seine bisherigen Leistungen, fällt das Ergebnis äußerst nüchtern aus. Das KK-Problem (KK= Kunduszwischenfall und Kernerblamage) gingen fast spurlos an ihm vorbei. Doch das GK-Problem (Gorch Fock) könnte ein massiver Stolperstein sein.
Das bisherige Leistungsprofil ist äußerst dünn. Mit Leistung lässt sich die beinahe flächendeckende Begeisterung der Bürger für den Baron nicht erklären.
Er spricht von Krieg in Afghanistan. Und das es legitim ist, elementare wirtschaftliche Interessen notfalls militärisch zu verteidigen. Köhler hat ähnliches gesagt und anschließend seinen Posten hingeschmissen.
Guttenberg hat bislang aus Sicht der breiten Öffentlichkeit nur wenig falsch gemacht. Er vermittelt eine gefühlte Glaubwürdigkeit, die bislang noch keinen Stresstest überstehen musste.
Hinzu kommt, das Guttenberg überwiegend das Richtige zum richtigen Zeitpunkt sagt. So auch jetzt.
Guttenberg appellierte, gegenüber Diktaturen künftig klar Stellung zu beziehen: „So begründet manche Gratwanderung in der Vergangenheit gewesen sein mag: Wir dürfen auf beiden Seiten des Atlantiks nicht den Eindruck erwecken, uns wären grundsätzlich in dieser Region autoritäre Regime oder Diktaturen lieber als Regierungen, die in freien Wahlen gewählt oder abgewählt werden können.“

Abendblatt
Diese Haltung ist löblich, aber eine klare Ansage gegenüber Diktaturen sieht anders aus.
Wirtschaftliche Interessen haben bislang noch immer über den Menschenrechten gestanden. Dabei werden nicht nur in Diktaturen die Menschenrechte verletzt, sondern auch in den angeblichen „Demokratien“ westlichen Formats.
Betrachtet man diesen Appell unter dem Gesichtspunkt, das Deutschland einen völkerrechtswidrigen Krieg in Afghanistan führt und unterstützt, relativiert sich die gefühlte Glaubwürdigkeit schnell.
Auch hohe Sympathiewerte können und dürfen nicht falsches Handeln legitimieren. Ob der Baron das Zeug zum Kanzler hat bezweifel ich. Für viele ist er aber sicherlich schon Kanzler der Herzen.

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