Verhalten und Disziplin

Verhalten und DisziplinBuddhismus, wie ihr vielleicht wisst, meint, dass es zwei, drei oder vier erleuchtete Verkörperungen oder Kayas gibt. Nun können diese Kayas in zwei zusammengefasst werden: den Dharmakaya, der das eigene persönliche Ziel durch die vollständige Erleuchtung im Dharmakaya erfüllt, und den Rupakaya, der für die Erfüllung der Ziele und Bedürfnisse der anderen da ist. Der Rupakaya oder dem erleuchteten Formkörper, ist der Nirmanakaya oder Tulku, der beabsichtigt wiedergeboren wird, um für das Wohlergehen der anderen Lebewesen zu arbeiten; diese werden Bodhisattvas genannt. Obwohl es viele verschiedene Klassen und Familien solcher Individuen gibt, ist der vielleicht bekannteste in den Begriffen des Buddhismus der Buddha Shakyamuni. Es ist möglich, dass ihr die Lebensgeschichte von Buddha Shakyamuni schon gelesen habt; wenn nicht, solltet ihr aber. Wie einige von euch wissen, kam Buddha Shakyamuni beabsichtigt in diese Welt. Er führte während seines Lebens wundersame Taten aus, angefangen mit dem Traum von einem Elefanten mit sechs Stoßzähnen, er gab sein Königreich auf um sich den schrecklichen Entbehrungen als Asket zu unterziehen und schließlich erlangte er den Zustand völliger Erleuchtung der Buddhaschaft. Danach drehte Buddha Shakyamuni das Rad des Dharmas zu drei Gelegenheiten. Außer diesen drei Drehungen gibt es unzählige Wege, bei denen Buddha Shakyamuni das Rad der Lehre gedreht hat, welche dann in neun, drei, zwei oder gar ein Fahrzeug der Lehren Buddhas eingeteilt wurden. Wiederum hängen diese Klassifikationen davon ab, ob die Lehren nun sehr ausführlich oder sehr zusammengefasst sein können.

Buddha Shakyamuni

Buddha Shakyamuni wurde in Lumbini geboren, das möglicherweise damals zum Zeitpunkt seiner Geburt in Indien lag, aber heute zu Nepal gehört. Buddha Shakyamuni als nur einen Nirmanakaya anzusehen, ist sehr begrenzt. Wir müssen uns daran erinnern, dass es viele Weltsysteme mit vielen fühlenden Wesen gibt. Wo immer fühlende Wesen sind, werden sich erleuchtete Wesen manifestieren um diese Wesen zur Befreiung zu führen. Vielmehr sollten wir uns der Qualitäten des Zustandes der Erleuchtung gewahr sein. Der Zustand der vollständigen Erleuchtung bedeutet auch die Möglichkeit, sich in zahllosen Erscheinungen des erleuchteten Körpers, der Rede, des Geistes, der edlen Qualitäten und der wundersamen Aktivitäten zu erscheinen, gemäß den Bedürfnissen aller Wesen in all den Weltsystemen entsprechend ihrer Fähigkeiten. Der Begriff „Buddha“ ist ein Synonym für Vairocana – nampar nangdzed (tib., rnam par snang mdzad) – was auch die Vollkommenheit all dessen, was erscheint, bedeutet.

Buddhaschaft

Vom Standpunkt der absoluten Sicht aus ist der Zustand der Buddhaschaft alles Erscheinende. Da gibt es nichts weiter zu fixieren, da sind keine Begrenzungen. Ebenfalls sind die fühlenden Wesen, die noch immer verwirrt sind, ohne Grenze. Sie sind ebenfalls unermesslich und zahllos. Von den Aufzählungen, wie eben den 1.000 oder 1.002 vollständig erleuchteten Nirmanakaya-Buddhas, die in diesem Weltsystem in diesem glücklichen Zeitalter erscheinen werden, ist Buddha Shakyamuni der Vierte. Buddha Maitreya wird der zukünftige Buddha sein bzw. der Fünfte. Aber wenn wir uns auf diese Zahlen und Unterscheidungen beziehen, müssen wir uns die absolute Bedeutung davon im Geiste behalten.
Jeder der eintausend Buddhas, der in diese Welt kam um den Geist der fühlenden Wesen zu nutzen und zu zähmen, besitzt diese erleuchteten, edlen Qualitäten. Jeder dreht das Rad des Dharmas dreimal auf dieselbe Weise wie Buddha Shakyamuni es getan hat. Das Kommen jedes dieser Buddhas wurde durch den Kangyur, den mündlichen Unterweisungen Buddhas vorhergesagt, und dem Tengyur, den Shastras, den Kommentaren zu Buddhas Lehren, die von hochverwirklichten Aryas geschrieben wurden. Ebenso sind in den Termas, den Offenbarungen der Schatzfinder, viele Vorhersagen auf die Buddhas und Bodhisattvas, die noch kommen. Es ist sehr gut, wenn man diese Schriften liest, dadurch kann man etwas über die unvergleichlichen Manifestationen der erleuchteten Wesen lernen. Andererseits gibt’s eine Tendenz zum Nihilismus. Man entwickelt die starke Gewohnheit der nihilistischen Sichtweise, bei der man nur das glaubt, was man unmittelbar sieht, hört oder berühren oder fühlen kann. Grundsätzlich bedeutet das, wenn man es nicht direkt sehen, hören oder berühren kann, ist man unfähig daran zu glauben, dass es wirklich oder wahr ist. Das führt dazu, dass viele Menschen unfähig sind zu akzeptieren, dass Buddha Maitreya oder irgendein zukünftiger Buddha kommen wird. Noch können sie glauben, dass es Buddhas oder erleuchtete Wesen in der Vergangenheit gegeben hat. Tatsächlich wird es sehr schwierig für jene sein, Buddha Shakyamuni zu glauben, weil er nicht länger direkt gesehen werden kann. Solch eine Person würde vielleicht auch die eigenen Großeltern verneinen, wenn diese gestorben sind, bevor er/sie geboren wurde. Was sagt uns das? Das ist ein sehr beschränktes, sehr eingeschränktes, sehr begrenztes Denken über Wirklichkeit – nur daran zu glauben, was berührbar, was sichtbar oder hörbar oder fühlbar ist. Ist dieses Individuum, das nur an diese Lebenszeit glaubt und für nur für diese Lebensspanne lebt eine unberührbare, eine schlechte Person? Nein. Aber es bedeutet, dass deren Karma noch immer sehr verschmutzt, sehr verunreinigt ist. Sie haben es verabsäumt, irgendwelche innewohnenden, edlen Qualitäten zu entwickeln. Sie könnten es sicherlich, aber haben es nicht gemacht, sie zu entwickeln, sie haben keine Vertrautheit mit der buddhistischen Sicht, der Meditation oder dem Verhalten. Sie haben die Phänomene falsch verstanden, was aber nicht ungewöhnlich ist. Jedes Lebewesen in dieser Welt ist in dieser Bedingung, weil er oder sie die Phänomene fälschlich erfahren. Das schließt jeden von uns ein. Die Art, wie wir die Dinge sehen ist zum größten Teil falsch. Wie nun immer, wenn wir den Lehren des Buddhas vertrauen, bringen uns diese weg von dem Extrem des Nihilismus. Wir haben etwas, an das wir glauben können, und wir können ein Verständnis der grundlegenden Realität entwickeln anfangen. Viele Tibeter, wie natürlich alle Menschen, sind sehr starrsinnig, was das Missverstehen der Phänomene angeht. Manche ältere Tibeter sind so starrköpfig, dass sie es ablehnen zu glauben, dass sie Fehler gemacht haben könnten. Wenn sie ihre Notdurft verrichten, würden sie sagen, sie hätten es nicht getan, selbst wenn es an ihren Kleidern ersichtlich wäre. Das ist sehr schamlos. Viele Menschen sind wie sie. Sie denken, dass sie niemals einen Fehler gemacht haben. Sie denken, dass ihre Dinge niemals falsch sind. Das Problem ist, dass für sie die Dinge nur schlecht laufen, und sie möglicherweise sehr dumm und vulgär werden. Bitte denkt sorgfältig darüber nach.

Eternalismus und Nihilismus – die irrtümlichen Sichtweisen

Wir müssen verstehen, was der Irrtum bei den Phänomenen ist und uns selbst korrigieren. Es ist sehr wichtig, dass wir den Belehrungen vertrauen und daran glauben, dass Buddha Maitreya in der Zukunft erscheinen wird. Unaufhörlich werden erleuchtete Wesen erscheinen; Buddha Maitreya selbst sprach von seiner Ankunft im Anuttaratantra. Diese Prophezeiungen sind sehr greifbar in den Schriften dokumentiert. Von diesem Standpunkt der Sicht aus ist es für uns einfacher daran zu glauben. Wenn man auf jemanden trifft, der den Standpunkt des extremen Nihilismus vertritt, sprecht also nicht zu harsch über die Fehler jener, die diese haben, weil sie am Irrtum über die Phänomene leiden. Eigentlich sollten diese Leute die Objekte unseres Mitgefühls sein.
Spricht man von Nihilisten, glaubt ihr, dass es nur ein paar wenige hier gibt? Nein, ganze Länder sind nihilistisch, vergleichbar mit kommunistischen Staaten; und dem entgegen sind ganze Länder eternalistisch. Eigentlich sind wir beides – nihilistisch und eternalistisch. Wenn ein Mensch nicht fähig ist, den Dharma rein zu praktizieren, ist es sicher, dass sie nihilistische Tendenzen und Gewohnheiten haben, die sie davon abhalten, den Dharma so ernsthaft wie gewünscht zu praktizieren, da ihr Augenmerk auf diesem Leben liegt. Wenn eine Person nach dem, was nicht-existent ist als wirklich wahr greift, nach dem, was keine wirkliche Wahrheit hat als wahr greift, inhärent, dauerhaft existent, dann ist dies die extreme Sicht des Eternalismus. Nihilismus und Eternalismus sind ein Gegensatz zum Buddhismus, der frei von diesen beiden Extremen ist. Man sollt das ständig vergegenwärtigen; wir müssen daran glauben, dass zukünftige Buddhas kommen werden. Der gegenwärtige Buddha ist gekommen, unzählige Buddhas werden in der Zukunft erscheinen und zahllose Belehrungen der verschiedenen Kategorien geben – Hinayana, Mahayana, Vajrayana, die verschiedenen Tantras. Es gibt vier Schulen des tibetischen Buddhismus – Nyingma, Kagyü, Sakya, Gelug – aber ebenso viele Zweige und Untergruppen dieser Schulen. Es gibt eine Menge ordinierter Mönche und Nonnen und Laien-Praktizierender. Ihr könnt jedes Individuum, das offensichtlich sehr stark in seine buddhistische Praxis involviert ist fragen: „Kamen Buddhas in der Vergangenheit? Werden Buddhas in der Zukunft erscheinen?“ Ihr könnt sie auch fragen: „Gibt es wirklich so etwas wie Karma? Existieren Ursache und Wirkung wirklich? Ist das wirklich wahr?“ Wieso könnt ihr sie fragen? Ich weiß, alle von euch lieben Fragen, also geht voran und fragt.
In den Termas, den Schatztexten, befinden sich die Belehrungen zu den sechs Bardos, den Zwischenzuständen. Da gibt es auch Belehrungen zu den sechs Buddhas der sechs Bereiche. Zum Beispiel hat jeder der Nirmanakaya-Buddhas des Bereichs der Götter, der Titanen, der Menschen, Tiere, Hungergeister und Höllenwesen seinen eigenen Namen, so wie Buddha Shakyamuni in unserem menschlichen Bereich. Das Studium der verschiedenen Nirmanakaya-Buddhas, die die Wesen führten und ihnen in diesen Bereichen nützten, hilft das Vertrauen in die buddhistische Sicht zu fördern. Andererseits können wir vermuten, Guru Rinpoche hat dies alles erfunden. Oder vielleicht Kuntuzangpo hat geschwindelt, oder vielleicht haben die Buddhas der zehn Richtungen uns getäuscht. Natürlich ist so etwas unmöglich! Ja, es wird einen zukünftigen Buddha Maitreya geben. Ja, man wird unzählige zukünftige Wiedergeburten haben, egal ob man daran glaubt, wenn man stirbt, dass das Karma einem nicht folgt und man einfach verschwindet wie Wasser, dass verdunstet oder sich einfach auflöst. Wenn man diesem zustimmt, dann ist man ein Nihilist. Andererseits wenn dies nicht akzeptabel ist, dann werdet ihr Buddhas Lehren vertrauen. Ihr solltet sonst nicht den Belehrungen über Shunyata zuhören, über die Natur der Leerheit, die besagen, dass da keine Form ist, kein Klang, kein Geruch, kein Geschmack, keine Berührung und so weiter, und dann denken: „Ja, das ist’s, ich glaube daran. Keine dieser Bestandteile existiert wirklich, sie sind ihrer Natur nach leer.“ Oder nach dem Hören von Dzogchen-Belehrungen glaubt nicht: „Das ist es. Das ist die Sicht, die ich umfasse,“ und dann einfach davon gehen, ohne weiter nachzuforschen oder zu praktizieren, dann baut das nur Verblendung und Stolz auf. Das bedeutet, dass man schamlos und vulgär wird. In diesem Leben wird man unermessliches Unglück finden. In den zukünftigen Leben wird man in die tiefsten Bereiche fallen. Alle die mit euch in Kontakt kommen, wenn man mit dieser Sicht sich als Lehrer bezeichnet, werden ebenso in die niederen Bereiche geführt werden. Es ist sehr wichtig, dass man sorgfältig von solch einer Falle Abstand nimmt. Bezogen auf den Dharma wollen wir sicherlich nicht noch mehr Untugendhaftes ansammeln; wir haben schon genug davon.
Wer sind nun diese Individuen, die wirklich nihilistisch sind? Es sind solche, die tiefgründige Belehrungen gehört haben, aber denen es an Vertrauen oder Hingabe mangelt. Sie haben nicht wirklich die grundlegenden Belehrungen des Buddhismus verinnerlicht, aber hören sich die tiefgründigen Instruktionen über das Absolute, nennen wir’s Dzogchen oder Shunyata, an und glauben, dass wäre alles, was nötig ist zu machen. Sie bauen nur Verblendung und Stolz auf und setzen als Nihilisten die Ansammlung des schweren, negativen Karmas fort. Um davon Abstand zu nehmen, müssen wir den Pfad der vergangenen, großen Linienhalter und Praktizierenden dieser Tradition des Buddhismus kennen. Wir müssen unsere Anführer studieren, die Linienhalter des Weisheitsgeistes der Buddhas, der Symbol-Merkmal-Linie der reinen Gewahrseinshalter und der Linie der mündlichen Überlieferung der gewöhnlichen Individuen. Wir müssen die Gepflogenheiten für das Halten der Linie auf dieselbe Weise kennen, wie sie selbst und diese hochhalten, sodass wir fähig sind, Sittlichkeit zu bewahren und in diese Fallgruben stürzen. Der Schlüssel dazu ist das, was man als die „drei Übungen“ bezeichnet, die mit Sittlichkeit, dem Wissen, wie man sich am Pfad verhält und der Praxis am Pfad zu tun haben. Der dafür gebrauchte Begriff ist gewöhnlich „das Halten des Juwels der drei Übungen“, durch das man reine Sittlichkeit oder Verhalten aufrecht hält. Dies schützt einen davor, ein buddhistischer Nihilist oder ein buddhistischer Eternalist zu werden. Es schützt durch das Halten des Juwels der drei Übungen, sonst wird man – selbst im Namen des Buddhismus, um es so zu sagen – weiterhin verwirrt über die Phänomene sein. Vorläufig wird man in diesem Leben in Samsara leiden und letztendlich wird man auch das Leiden in den zukünftigen Leben fortsetzen. Wenn jemand nicht verwirrt und fähig ist, diese Übungen zu schützen und auszuführen, dann wird man zeitweilig mehr Glück haben und schließlich wird man Erleuchtung erlangen.
Die drei Übungen sind nicht wie die äußeren Opferungen, die man am Altar macht. Es ist eine innere, nach innen schauende Prüfung des eigenen Geistes und der eigenen Motivation. Man arbeitet mit diesem Prozess als eine Form der Übung. Es macht nichts, wer man ist; diese Belehrungen betreffen alle Arten von Praktizierenden – männliche, weibliche, vollständig ordinierte, teilweise ordinierte, buddhistische Laienpraktizierende, Ngakpas, Ngakmos, tantrische Praktizierende – was immer der Fall sein mag. Wenn man mit diesen Übungen beginnt, soll man dies nicht nur für einen Tag machen oder solange bis man dadurch müde wird. Man setzt diese Übung nicht nur so lange fort, bis man die Erleuchtung verwirklicht hat, sondern bis alle anderen Wesen in denselben Zustand gebracht worden sind. Weiters übt man sich in Sittlichkeit und einer entsprechenden Art des Verhaltens von sich als Praktizierenden nicht nur, wenn andere Leute einem zusehen. Man macht dies auch, wenn man ganz allein ist. Man macht diese Übungen nicht nur, wenn man im Tempel und in der Sangha ist, und dann vielleicht mit dem Üben aufhört, wenn man in seiner eigenen Umgebung oder dem eigenen gewöhnlichen weltlichen Leben ist. Das ist nicht damit gemeint. Es bedeutet beständiges und andauerndes Üben, egal ob jemand einem zusieht oder nicht. Daher werde ich mein Bestes geben, zu diesem Thema aus einem kurzen Text zu lehren, der von S.H. Dudjom Rinpoche verfasst wurde, welcher die momentane Manifestation des Segens des Geistes von Guru Rinpoche und Yeshe Tsogyal, der Herzenssohn ihrer Vereinigung, ist. Wer war der erste Buddha der eintausend Buddhas? Wer ermächtigte die Buddhas zu folgen, so wie Nuden Dorje und wer war der große Übersetzer Khyechung Lotsawa? Wer wird Möpa Thaye sein, der letzte Buddha dieses Zeitalters des Lichts. Alle der großen Linienhalter waren seine Beispiele. Als ein wahrer Halter und Nachfolger der Linie schrieb er diesen Text, um uns vor dem Fall in die Grube zu bewahren, damit wir weder buddhistische Nihilisten noch Eternalisten werden.
Ebenso ist anzumerken, dass diese Belehrung um die eigene Übung zu stützen für alle Kategorien von Praktizierenden gemacht wurde, einschließlich Tulkus, Lamas und spirituelle Führer. Es ist nicht der Fall, dass ein hoher Lama dieses Training nicht befolgen müsste; keinesfalls. Tatsächlich ist dieses Training ein deutlicher und offensichtlicher individueller Aufstieg der Bodhisattva-Entwicklungsstufen, von der ersten bis ganz hinauf. Es ist ebenfalls wahr für Äbte und Khenpos. Es ist notwendig für alle Praktizierenden, ältere und neuere ebenso auf allen Stufen, diese Übung auszuführen. Dieser Tage scheint es eine neue Idee zu sein, dass Lehrer und Tulkus denken, sie hätten es nicht notwendig, dieses Training durchzuführen, ihre Schüler allerdings schon. Das ist nicht korrekt. Alle Wesen – alle Lehrer und alle Schüler – müssen dieses Training ausführen.

Regeln und Ordnungen

Regeln und Anordnungen sind nicht einzigartig im Buddhismus; sicherlich werden alle gültigen Religionen und spirituellen Traditionen Regeln und Anordnungen haben. Obwohl ich nicht alle diese Regeln und Anordnungen dieser anderen Traditionen kenne, bin ich mir sicher, dass es sie gibt. Selbst in einem weltlichen Sinne haben wir die Kategorien von Friedenszeiten und Kriegszeiten, wo dann Angriff notwendig ist. Das Familienleben erfolgt auch entsprechend der Regeln und Ordnungen. Als menschliche Wesen können wir nicht das totale Chaos haben. Wir brauchen ein Gefühl für Ordnung. Wir müssen Richtlinien haben, denen wir folgen können, damit die Dinge ordnungsgemäß sind, ausgewogen, und in unserem Fall, damit wir mit unserer spirituellen Arbeit fortfahren können. Selbst Tiere haben Regeln und Ordnungen. Ihr mögt jemanden sagen hören: „Oh, dies und jenes ist schlechter als ein Hund.“ Aber eigentlich sind Hunde häufig besser dran als menschliche Wesen, weil sie zumindest ihre eigenen natürlichen Regeln und Ordnungen haben. Hunde haben einen Kodex nach dem sie leben. Wenn dieser Kodex gebrochen wird, wenn sie unfair behandelt werden, mögen sie heulen oder bellen, aber grundsätzlich sind sie fair und sie haben ein System, in dem sie arbeiten. Menschen sind meistens schlechter als Hunde. Selbst Hühner haben Regeln und Ordnungen. Selbst Löwen und Tiger haben Regeln und Ordnungen. Eigentlich machen das alle Tiere so, besonders wenn sie ihre Jungen bewachen. Selbst ein hilfloses Kind, das in der Krippe liegt, hat seinen eigenen Kodex von Regeln und Ordnungen. Ganz natürlich lassen sie es einem durch ihr Schreien wissen, wenn sie hungrig sind; wenn sie satt sind, schlafen sie ein. Ein Kind schreit nicht weiter nach Essen, wenn es voll ist. Stattdessen wenn wir heranwachsen, werden wir wild und unbändig. Wir vermeiden Regeln und Ordnungen, und treten dafür ins Chaos ein, durch das Ignorieren unserer Grenzen. Niemals sind wir zufrieden, wir wollen immer mehr. Das kommt daher, weil wir den Leidenschaften erlauben, uns zu kontrollieren – wie das Nichtwissen wann wir mit dem Essen aufhören sollten, obwohl wir schon genug haben. Wenigstens sollten wir den einfachen Richtlinien der Tiere folgen, weil meistens wissen diese, wann sie mit dem Essen aufhören, wenn sie voll sind – außer Schweine. Selbst wenn Buddha Shakyamuni vor uns stehen würde und uns sagen würde, wir sollten mit dem Töten anderer Lebewesen aufhören, wären wir so starrsinnig, dass wir zwar zustimmen und dann mit unserer anderen Hand hinter unserem Rücken den Unsinn weiter machen würden. So unbändig sind wir geworden.

Von Gyatrul Rinpoche. Übersetzt vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus, 2010). Möge es von Nutzen sein!


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