Unterwegs nach Fulda

Der Beifahrerin Vorteil: Sie kann schlafen. Derweil ich, der Fahrer, mit kuriosen Gedanken zu kämpfen habe, denn die Strecke von Potsdam nach Fulda scheint genauso lang wie die von Wittenberg nach Worms*. Wir fahren die A38 – …

… – Aber Martin Luther wird wohl damals nicht über die A38, sondern von der A7 über die A4 nach Süd-Westen gezottelt sein. Weil anzunehmen ist, dass er bei der Gelegenheit einer Reise bei seinen (Ex-)Glaubensbrüdern in Erfurt Rast machte. Wahrscheinlich sicher hat er auch in Eisleben übernachtet, weil dort sein Elternhaus.

Das geht mir – normalerweise – ebenfalls so. Bin ich in Moskau, fahre ich zum Prospekt Mira, weil ich dort einmal für lange Zeit wohnte. Und in Halle an der Saale bevorzuge ich eine Fahrt über die Vogelweide. Die anderen lutherischen Bedürfnisse, wie der Besuch von Friends aus dem Augustinerorden, nennt man heutzutage “Klassentreffen”.

“Also isser wohl die A4 lang …”

Skurril. Mein Unterbewusstsein macht bereits zum zweiten Mal einen Witz, über den ich nicht lachen kann. “Damals gab es noch keine A4”, sage ich Mir trotzdem, bevor ich weiter nachdenke.

Unendlich viel Zeit hatten unsere Vorfahren. Die sie in aller Ruhe vergehen lassen konnten, weil es nicht anders ging. Wenn man überlegt, dass Luther Anfang Dezember 1520 in Wittenberg eine päpstliche Bulle und einige Schriften verbrannte und erst am 3. Januar 1521 – vier Wochen später! – durch das “Decet Romanum Pontificem” exkommuniziert wurde. Heutzutage genügt ein blöder Witz über den Islam – Minuten später brennen Botschaften.

Zeit. ~ “Ökonomie der Zeit, darein löst sich schließlich alle Ökonomie auf” (Marx) ~ doch Jegliches braucht seine Zeit (Bibel), jeder Prozess, jede Handlung. Wir können nur tun – das Nichtstun eingeschlossen – wofür wir Zeit haben. Unser Leben ist eingespannt in den Schraubstock verfügbarer, knapp bemessener Zeit. Das Tun des einen bedeutet anderes zu lassen …

Just in diesem Moment ist sie wach.

“Wo sind wir? – Где мы?”

“Südharz. Irgendwo hinter Eisleben. Bald kommt das Barbarossadenkmal auf Kyffhäuser. Wir beide – erinnerst Du Dich? – waren schon einmal dort.”

Da will sie, dass wir abbiegen. Um zu gucken, um zu fotografieren, um den Hund strullern zu lassen, um Kaffee zu trinken, um einfach nur zu laufen… ~

“Wir ist nur einmal jung. Und so viel Zeit, wie Zeit zum Gucken, haben wir allemal.”

Also machen wir die Biege.

Doch Martin Luther – witzelt mein renitentes Unterbewusstsein erneut – wäre wohl nicht zum Barbarossadenkmal “hochjewercht”.

Klar. Auch das Bauernkriegspanorama hat Luther sicher nicht gesehen. Anderenfalls hätte er es erwähnt. Wahrscheinlich wusste er noch nicht einmal, wer Werner Tübke war.

—–~—–~—–

* Irrtum!
86 Kilometer machen den Unterschied. 433 km von Potsdam nach Fulda, 519 km von Wittenberg nach Worms – nag.
“nag” = nach Ankunft gegoogelt


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